Polizeipräsident Günter Freisleben spricht beim CDU-Sommer über Kampf gegen die vielen Wohnungseinbrüche
Von Annette Selter-Gehring
Calw. "Wir versuchen alles, damit die Wohnungseinbrüche zurückgehen und Sie ruhig schlafen können", versicherte Polizeipräsident Günter Freisleben in Calw. Der Leiter des Karlsruher Polizeipräsidiums stand auf Einladung des CDU-Kreisverbands und des Stadtverbands Calw/Bad Teinach-Zavelstein im Rahmen des CDU-Sommerprogramms Rede und Antwort zum Thema Einbrüche.
Der Ortsverbandsvorsitzende Sebastian Nothacker begrüßte rund 30 interessierte Zuhörer, darunter Oberbürgermeister Ralf Eggert sowie Jörn Hinrichsen und Klaus Armbruster, die Leiter der Polizeireviere in Calw und Nagold, und Uwe Carl, den Chef der Kriminalpolizei im Kreis Calw. Mit dem CDU-Kreisverbandsvorsitzenden und innenpolitischen Sprecher der Landtagsfraktion, Thomas Blenke, und Polizeipräsident Günter Freisleben, dem obersten Vertreter der Polizei in der Region, habe man zwei "ausgewiesene Experten" aus Politik und Praxis für den Abend gewinnen können, so Nothacker.
In den vergangenen zwei Jahren ist die Anzahl an Wohnungseinbrüchen in Baden-Württemberg um 50 Prozent angestiegen. "Das Thema berührt alle", sagte Blenke, der darauf hinwies, dass das Risiko, Opfer eines Einbruchsdelikts zu werden, in Bayern nur halb so hoch sei wie in Baden-Württemberg. Einen Grund dafür sieht der Landtagsabgeordnete in den Auswirkungen der Polizeireform und übte mehrfach heftige Kritik an der Umsetzung durch Innenminister Reinhold Gall (SPD). Darüber hinaus verfüge Bayern, bezogen auf die Einwohnerzahl, über mehr Einsatzkräfte.
Neben dem eklatanten Anstieg an Einbruchsdelikten, haperte es in der Vergangenheit auch an der Aufklärungsquote. Hier konnte Freisleben in Calw dank intensiver Polizeiarbeit jedoch eine positive Trendwende vermelden. "Es wurde eine Sonderkommission mit mehr als 50 Polizisten eingerichtet. Hier laufen im engen Kontakt mit der Polizei vor Ort die Fäden zusammen", so Freisleben. Erste Erfolge stellten sich zum Jahresende 2014 ein. "Es wurden 194 Tatverdächtige allein im Zuständigkeitsbereich des Präsidiums Karlsruhe ermittelt. Davon sind 50 bereits verurteilt."
Freisleben wies darauf hin, dass es sich bei fast der Hälfte der gemeldeten Vorfälle um versuchte Einbrüche handle. Das subjektive Sicherheitsempfinden der Opfer sei dennoch zutiefst erschüttert. Dass jemand in krimineller Absicht eindringe, das treffe das Innerste des Menschen, so Freisleben. "Man fühlt sich in seinen eigenen vier Wänden nicht mehr wohl", so Blenke. Eine Möglichkeit präventiv tätig zu werden, sei die sicherungstechnische Beratung durch die Polizei, die jeder in Anspruch nehmen könne. 2014 wurden 2500 Beratungen durchgeführt. Damit liegt das Polizeipräsidium Karlsruhe vor Stuttgart mit 2000 Beratungen in Baden-Württemberg an der Spitze.
Keinesfalls solle man im Ernstfall "den starken Mann markieren", warnte Freisleben in der an seinen Vortrag anschließenden Diskussion. Wer von ungewöhnlichen Geräuschen in der Nacht wach werde, solle die Polizei rufen, Lärm und Licht machen und sich gegebenenfalls um anwesende Kinder kümmern. "Ich kenne keinen Fall, in dem es bei diesem Vorgehen zu einem körperlichen Angriff kam", versicherte der Polizeipräsident. Uwe Carl von der Calwer Kriminalpolizei, wies darauf hin, dass deutlich mehr Einbrüche am Tage, häufig zwischen 14 und 18 Uhr, geschehen als nachts.