Pfarrer Dieter Raschko präsentiert die Friedensfahne von Rainer Günther Foto: Stocker Foto: Schwarzwälder-Bote

Kunst-Banner am Kirchturm rundet Ausstellung ab

Von Steffi Stocker

Calw. Am morgigen Volkstrauertag wird der zahlreichen Opfer von Krieg, Gewalt und Unterdrückung gedacht. Die derzeitigen Flüchtlingsströme untermauern die Aktualität der Thematik.

Und deswegen symbolisiert seit einigen Tagen eine Friedensfahne am Glockenturm der Stadtkirche die Nähe von Liebe und Krieg. "Sie ist auch ein Spiegelbild, wie gespalten selbst die individuelle Haltung der Christen in diesen Zeiten sein kann", stellte Pfarrer Dieter Raschko dazu fest. Einerseits wären sie klar gegen Krieg, andererseits wollten sie unschuldige Opfer unterstützen, was dann schon mal mit Verteidigungshilfen geschehe.

Raschko präsentierte die Friedensfahne, nachdem nach dem Abbau des Gerüsts der Blick auf den Kirchturm wieder frei war. Das Banner von Rainer Günther, einem Kunstlehrer aus Karlsruhe, rundet die derzeitige Ausstellung in der Stadtkirche ab.

Ohne Feuer ist kein Leben möglich

Dem Betrachter eröffnet sich sowohl der Blick auf die Familie im Paradies als auch auf Hass und Kriegsmaschinerie. "Der Künstler hat sich dabei gedanklich an Picassos Guernica angelehnt", sagte Raschko und verwies darauf, wie menschliche Erscheinungen zum Skelett geraten. Schwarz unterlegt, zieht sich ein Balken diagonal durch das Banner. Er soll die Zerrissenheit verdeutlichen.

"Die Friedenstaube symbolisiert dagegen als zentraler Teil das Christentum", führte der Pfarrer mit Blick auf den roten Pfeil in der Mitte aus.

Insgesamt schreibt er der Darstellung eine gewisse Schwere zu. Gewohnt sei man eine Leichtigkeit, die sonst von dem Tier ausgehe. Doch, so Raschko weiter, hätte der Künstler dabei auf die Weltliteratur, nämlich Prometheus zurückgegriffen. "Ohne Feuer ist kein Leben möglich und dennoch kann es zerstörend sein", fasste der Stadtpfarrer den Zwiespalt zusammen.

Entstanden sei das Kunstwerk bereits vor 20 Jahren beim Künstlersymposium in der ehemaligen Kaserne in Ludwigsburg. "Rainer Günther hatte bei der Erschaffung der Friedensfahne unter anderem Dürrenmatts Physiker im Hinterkopf", verwies Dieter Raschko auf das Theaterstück, in dem es darum geht, was Technik bewirken kann und wofür sie verwendet wird. "Es ist traurig, was Krieg aus Menschen macht, wenn der Abbruch der Menschlichkeit deutlich wird", so der Pfarrer.