Die Pläne für einen S-Bahn-Anschluss von Calw Richtung Weil der Stadt erhielten 2011 einen empfindlichen Dämpfer. Foto: Archiv Foto: Schwarzwälder-Bote

Landrat Helmut Riegger zieht eine Bilanz mit etlichen Höhen und manchen Rückschlägen.

Kreis Calw - Er nennt das Jahr 2011 ein "Jahr der Weichenstellungen". Doch auch Calws Landrat Helmut Riegger weiß, dass bei allen wichtigen Weichenstellungen 2011 vor allem eines hätte besser laufen können.

Es war ausgerechnet das große Zukunftsprojekt S-Bahn-Anschluss für Calw, das für mächtig Sorgenfalten im Landratsamt und im Kreis Calw sorgte. Die für die Umsetzung dieser Pläne nötige Kosten-Nutzen-Rechnung brachte wider Erwarten ein negatives Ergebnis. "Das hat uns wirklich zurückgeworfen", muss Riegger zugeben. Doch inzwischen hat man sich im Landratsamt daran gemacht, neue Zahlen zu erheben. "Wir arbeiten hart an dieser neuen Kosten-Nutzen-Rechnung", berichtet Riegger im Gespräch mit unserer Zeitung. Er gibt sich optimistisch, dass die S-Bahn für Calw die nötige Hürde nimmt. Der Landrat weiß aber auch, dass langsam die Zeit drängt. Denn für das 80-Millionen-Projekt gibt es nur noch bis 2019 die dringend benötigten Bundeszuschüsse. Bis dahin muss die komplette Maßnahme abgerechnet sein.

22 Millionen Euro in die Kulturbahn investiert

Für Helmut Riegger ist die S-Bahn für Calw, aber auch die für Nagold, das Herzstück seines Vorhabens, die Infrastruktur des Kreises Calw deutlich zu verbessern und den Landkreis so zukunftsfähig zu machen. Doch es gibt freilich nicht nur die S-Bahn. Auch die Kulturbahn ist ein wichtiges Element der Verkehrsinfrastruktur im Kreis. Und da gab es 2011 jede Menge guter Nachrichten. 22 Millionen Euro wurden in die Strecke investiert. Zahlreiche neue Haltepunkte wurden gebaut und auch sonst die Strecke auf den Stand der Zeit gebracht.

Auch in die Straßen des Kreises wurde 2011 jede Menge Geld gesteckt – freilich bei weitem nicht so viel wie in die Bahnstrecke, aber die 8,7 Millionen Euro für die Straßen können sich für Riegger sehen lassen. Zu den umgesetzten Maßnahmen gehört auch eines der größten Straßenbauprojekte des Kreises der jüngsten Vergangenheit: die aufwändige Umfahrung des Nagolder Teilorts Iselshausen, die im abgelaufenen Jahr dem Verkehr übergeben wurde.

Für den Kreischef sind solche Projekte wie Kulturbahn und Iselshausen ein wichtiges Signal an die Bevölkerung, aber auch an die Wirtschaft, "dass etwas geht im Kreis Calw". Als solche Signale besonders an die Bevölkerung sieht Riegger auch die Millioneninvestitionen des Kreises in die beiden Berufsschulzentren Calw und Nagold und die Verbesserung auf dem Gebiet des Internet-Zugangs über die LTE-Technologie und den neu gewonnenen Partner Vodafone.

Ein Signal an die Wirtschaft war hingegen die Anstellung eines eigenen Wirtschaftsförderers beim Landkreis. Nico Lauxmann begann Anfang 2011 mit seiner Arbeit

Freud und Leid lagen 2011 beim Thema Hartz IV und Arbeitsverwaltung nah beieinander. Zunächst musste der Kreis den Rückschlag verkraften, nicht wie gewünscht Optionskommune zu werden, was bedeutet hätte, dass der Kreis alleine für die Betreuung der Hartz-IV-Empfänger zuständig gewesen wäre. Nachdem klar war, dass man sich gemeinsam mit der Arbeitsagentur Nagold um die Gründung eines Jobcenters kümmern musste, wurde bekannt, dass die Bundesagentur die Agenturen in Nagold und Pforzheim fusionieren will.

Sitz der neuen Arbeitsagentur bleibt in Nagold

Landrat Riegger machte schnell klar, dass der Hauptsitz der neuen Arbeitsagentur Nordschwarzwald nach Nagold kommen müsse. Und dieses Ziel erreichte er auch – auch dank der Unterstützung des Parlamentarischen Staatssekretärs im Arbeitsministeriums, Hans-Joachim Fuchtel.

Während im Klinikverbund Südwest mit der Ablösung des Geschäftsführers Gunther Weiß und dem Sturz in die roten Zahlen 2011 mächtig Unruhe herrschte, brachte der Kreistag im "Jahr der Weichenstellungen" etwas auf den Weg, das noch lange nachwirken soll: die Prognos-Studie. Die Wirtschaftsforscher von Prognos sollen feststellen, wo der Kreis Calw steht, wo er seine Schwächen hat und wie er nach vorne kommt. Riegger erwartet Großes von der Studie, die im Frühjahr 2012 vorgestellt werden soll: "Dieses Papier", so macht er klar, "wird unser Business-Plan für die kommenden Jahre".