Bei seinen neuen Bildern hat sich Jayantha Gomes mit Hermann Gundert befasst. Foto: privat Foto: Schwarzwälder-Bote

Jayantha Gomes ist Hermann Gundert immer näher gekommen / Ausstellung "Brückenbauer und Fährmann"

Von Alfred Verstl

Calw. Ein Jahr lang hat sich Jayantha Gomes mit Hermann Gundert befasst. Und in dieser Zeit ist der in Calw lebende sri-lankische Künstler dem Missionar und Sprachwissenschaftler immer näher gekommen. Das Ergebnis ist in der Ausstellung "Hermann Gundert – Brückenbauer und Fährmann" zu bewundern, die am Samstag, 24. Mai, um 18 Uhr eröffnet wird und bis 6. Juli im Hermann-Hesse-Museum zu sehen ist.

Ganz besonders nahe ist Gomes dem Großvater Hermann Hesses beim letzten Aufenthalt in seiner Heimat zum Jahreswechsel 2013/14 gekommen. Zeit zur geistigen Auseinandersetzung mit Gundert hatte der Maler, Schriftsteller und Musiker, wenn er sich morgens am Indischen Ozean, unweit seines Elternhauses aufhielt.

Bald reifte in Gomes die Erkenntnis, dass es für ihn kaum einen Menschen gibt, der von außerhalb Asiens stammt und die Sprachen sowie die Geschichte dieses Kontinents so gut kennt wie Gundert. Während seiner Arbeit für die Basler Mission in Indien kam Gundert sein außergewöhnliches Talent für Sprachen zugute. Er beherrschte insgesamt 30 Sprachen. Neben einer Bibelübersetzung erstellte der Gelehrte ein Wörterbuch und die erste systematische Grammatik der Malayalam-Sprache.

Gomes glaubt, dass es dem Missionar dadurch möglich gewesen ist, die völlig unterschiedlichen Lebensstile, Glaubensrichtungen und Kulturen der Hindus, Tamilen, Muslime, der Brahmanen wie der Unberührbaren zu verstehen. Er sei geradezu eingetaucht in diese fremden Sprachen- und Lebenswelten. Er habe sich den Menschen zugewandt und sie akzeptiert. So hat Gundert für Gomes eine große Menschlichkeit ausgestrahlt.

Der Künstler sieht den Missionar als Brückenbauer. Ein weiteres Symbol in Zusammenhang mit Gundert stellt für Gomes der Fährmann Vasudeva aus Hesses Dichtung Siddhartha dar – ein allein lebender Mensch, sehr hilfsbereit und weise, letztlich fast ein Heiliger. Eine solche Figur taucht immer wieder in seinen neuen Bildern und solle auf die Lebensphilosophie Gunderts verweisen.

Zu einem weiteren Symbol in den Werken des Calwer Künstlers wird ein großer, farbenprächtiger Vogel mit weit geöffneten Augen. Gomes: "Der Vogel fliegt überall herum und schaut sich um." So wie Gundert sich an vielen Orten bewegt und dabei Mensch und Welt beobachtet hat.

Bei der Vernissage am Samstag, 24. Mai, ab 18 Uhr im Hesse-Museum wird der Künstler mit seiner Band einige ganz besondere Musikstückepräsentieren. Unter anderem wird Gomes begleitet von einer indischen Sitar und von einem Saxofon.