Die Christophorus-Kantorei trug im Landratsamt ein humoriges Schwarzwald-Ständchen vor. Fotos: Fritsch Foto: Schwarzwälder-Bote

Wechsel: Landkreis Calw verabschiedet den Ersten Landesbeamten Frank Wiehe mit vielen Dankensworten und ein wenig Wehmut

In fünf Jahren ist offenbar etwas gewachsen zwischen den Mitarbeitern des Landratsamtes und ihrem Ersten Landesbeamten Frank Wiehe. Bei dessen Verabschiedung wurde denn auch deutlich, dass bei seinem Wechsel nach Stuttgart nicht nur bei Wiehe selbst viel Wehmut im Spiel ist.

Kreis Calw. "Alles Gute, Frank. Machs gut. Du wirst uns fehlen." Mit diesen vielsagenden Worten beendete Landrat Helmut Riegger am Dienstagnachmittag nicht nur seine Rede zum Abschied seines Stellvertreters Frank Wiehe, sondern auch eine "tolle und sehr erfolgreiche Zusammenarbeit" der beiden führenden Männer beim Landkreis Calw. "Er war ein Erster Landesbeamter wie man ihn sich nur wünscht", lobte Riegger, der sich nach eigenen Worten "immer zu 100 Prozent" auf Wiehe verlassen konnte. Jeden Buchstaben von Wiehes Namen verband der Kreischef mit einer Eigenschaft seines Stellvertreters – von "F" wie fußballbegeistert über "A" wie achtsam und "W" wie wahrhaftig bis "E" wie ehrlich. Man lasse ihn nur schweren Herzens und ungern nach Stuttgart ziehen. Eines der Geschenke, die Riegger Frank Wiehe mit auf den Weg gab, war der Schlüssel für das Calwer Landratsamt – falls Wiehe vielleicht doch Heimweh nach Calw bekommen sollte.

"Du hast hier in Calw viele Freunde gewonnen. Nimm unseren Dank mit nach Stuttgart", sagte ein merklich bewegter Sozialdezernent Norbert Weiser, der sich sicher ist: "Die im Sozialministerium haben dich nicht verdient."

Doch nicht nur die Führungsspitze sagte leise "Servus" zu Frank Wiehe. Azubis des zweiten Lehrjahres – Mike Fitzl, Rico Geigle, Anika Wolf, Carmen Teepoo, Svenja Sautter und Janet Flynn – hatten einen Film gedreht, in dem sich viele Menschen in seinem beruflichen Umfeld bei Wiehe bedanken. Das reichte von René Skiba, Chef der Tourismus GmbH, über Martin Oberhoff, Chefarzt am Calwer Krankenhaus, bis hin zu Michael Götz von der Straßenmeisterei Nagold und Angela Anding von der Volkshochschule Oberes Nagoldtal.

Hatte FWV-Fraktionschef Volker Schuler seinen Dank und Respekt gegenüber Wiehe im Video artikuliert, so tat das CDU-Fraktionschef Jürgen Großmann für den ganzen Kreistag persönlich. "Loyal, kritisch, zuverlässig" – mit diesen Worten beschrieb Großmann den scheidenden Landrats-Vize. So zuverlässig, "dass ich Ihnen zu jeder Tages- und Nachtzeit einen Gebrauchtwagen abkaufen würde", sagte Großmann an Wiehe gewandt.

Wiehe sei ein "Mann der Kultur", stellte Großmann fest. Und deshalb hatte man zu Wiehes Abschied auch zwei Sterne am Kulturhimmel der Region eingeladen. Andreas Jendrusch vom Regionentheater vom schwarzen Wald, der für den bekennenden Fußballfan Wiehe eine "Fußball-Lesung" hielt und die Christophorus-Kantorei Altensteig, deren bekennender Fan Wiehe in seiner Zeit im Kreis Calw geworden ist.

Aus den Reihen der Mitarbeiter trug Tobias Haußmann einen schwäbischen "poetry slam" vor.

Als es schließlich an seine eigenen Abschiedsworte ging, merkten die Gäste, dass das Landratsamt Calw für Frank Wiehe nicht irgendein Arbeitsplatz war. "Da ist bei mir sehr viel Wehmut dabei. Heute habe ich hier wieder sehr viel Rückhalt gespürt", sagte er. "Und dieser Rückhalt wird mich weit tragen."

Und Wiehe gab den Dank postwendend zurück an seine Mitarbeiter, seine Kollegen, an die Schulen des Kreises ebenso wie an die Bürgermeister des Kreises für die gute Zusammenarbeit auf dem Höhepunkt der Flüchtlingskrise. Und er dankte seinem Chef, Landrat Helmut Riegger, mit dem er sich so gut ergänzt habe: "Ich bin so dankbar, dass du mein Chef warst, Wert auf meine Meinung gelegt und mich als Partner in diesem Amt gesehen hast", sagte Wiehe – der am Ende seiner Rede allen "Lebewohl" sagte, "obwohl ich viel lieber einfach nur ›Auf Wiedersehen‹ sagen würde".