Blick von oben auf die Latscher Kirche. Im Vordergrund ist die Seilbahn St. Martin zum Ausflugsziel Martelltal zu sehen. Foto: Tourismusbüro Latsch Foto: Schwarzwälder-Bote

Jubiläum: 60 Jahre mit Latsch befreundet

Das Programm steht. Vom 4. bis 7. Mai wird mit einer 25-köpfigen Abordnung aus Calw, bestehend aus dem Gemeinderat mit Oberbürgermeister Ralf Eggert an der Spitze, die seit 60 Jahren bestehende Freundschaft mit Latsch gefeiert.

Calw. Die Städtepartnerschaft lebt, und sie wird von den Menschen geprägt, sagt Hans-Martin Dittus. Viele Begegnungen laufen fast von allein, auf der Ebene der Vereine. Und viele Calwer machen gerne Urlaub in der Südtiroler Gemeinde, so der Fachbereichsleiter Bildung, Kultur, Tourismus, zu dessen Aufgabengebiet bei der Stadt die Partnerschaften mit Latsch, Montagnola (Schweiz), Weida (Thüringen) und Cluny (Frankreich) gehören.

Neue Impulse

Gleichwohl braucht es immer wieder neue Impulse, wechseln doch über 60 Jahre hinweg die Personen in Kommunalpolitik und in den Vereinen. So wird im Rahmen des Jubiläumsjahres am 16. Mai zum ersten Mal eine Hesse-Lesung in Latsch stattfinden. Und am 26. Mai, nennt Dittus ein weiteres Beispiel, singen die Männerstimmen der Aurelius Sänger Marienlieder in der Latscher Kirche.

Sie lebt also, die Partnerschaft. Insbesondere auf kulturellem Gebiet. Derzeit befindet sich, wie stets im Frühjahr, die Musikschule mit rund 100 Personen zu einem Probenwochenende in der Bildungsstätte Schloss Goldrain bei Latsch.

Sportlich hatte es begonnen. Der FV Calw war Mitte der 1950er-Jahre auf der Suche nach Partnern für Freundschaftsspiele und haben sie, erzählt Dittus, mehr oder weniger zufällig in Latsch gefunden. Das war 1957. Schnell entstanden freundschaftliche Beziehungen zwischen den beiden Gemeinden, die dann 1967 in einer offiziellen Partschaft mündeten. Treibende Kraft auf Calwer Seite war der frühere Oberbürgermeister Karl-Heinz Lehmann, heute Ehrenbürger von Latsch – und von Calw.

Noch bitterarm

Dittus kann sich noch gut an die Anfangsjahre erinnern. Während sich in Calw 1957 die Wirtschaftswunderjahre in einem deutlich steigenden Wohlstand niederschlugen, war Südtirol noch bitterarm. Hinzu kamen politische Auseinandersetzungen mit der italienischen Zentralregierung, die bis zu Sprengstoffanschlägen führten. Das ist schon lange Geschichte. Südtirol genießt inzwischen einen im internationalen Vergleich vorbildlichen Autonomiestatus, der zuweilen gar den Neid der Italiener weckt. Und die Region Bozen gehört zu den wirtschaftsstärksten des Landes.