Alexander Binder erläuterte gerne seine Arbeitsweise und die ungewöhnlichen Kunstobjekte. Foto: Bausch Foto: Schwarzwälder-Bote

Fotokünstler Alexander Binder präsentiert im Hesse-Museum besondere Bilder

Von Bettina Bausch

Calw. "Nur Bilder, keine Wirklichkeit" lautet das Motto der Ausstellung künstlerisch gestalteter Fotografien, die jetzt im Hermann-Hesse-Museum als Wanderausstellung zu sehen sind. Dabei hat der Stuttgarter Fotokünstler Alexander Binder den Versuch unternommen, sich Hesses Werk mit verfremdet gestalteten Bildern zu nähern und wichtige Merkmale des Dichters aufzuzeigen.

"Als mir Alexander Binder ein verschwommenes Bild von Hesses Geburtshaus schickte, dachte ich zuerst, da sei ein Fehler passiert. Aber dann wurde ich neugierig und nahm Kontakt mit ihm auf", berichtete Museumsleiterin Felicitas Hartmann bei der Ausstellungseröffnung am Donnerstagabend.

So mag es auch manchem Besucher gehen, wenn er die Bilder betrachtet: Es sind keine gestochen scharfen Aufnahmen. Die Konturen verschwimmen schemenhaft und die Farben verfließen ineinander, wie oft bei einem modernen Gemälde. Auch Farbspiegelungen tragen zur Unschärfe und zur Verfremdung der Objekte bei. Für diese besondere Art des Fotografierens hat der gelernte Betriebswirt und Hobbykünstler eine eigene Technik entwickelt. Er nutzt selbst gebaute Objektive mit alten Kameralinsen und Lochblenden. Was von der Linse nicht erfasst werden soll, wird abgeklebt. Binder kann sich bei seiner Vorgehensweise auf Hesse berufen. Denn "Wirklichkeit war niemals genug, Zauber tut not", hat dieser einmal geschrieben.

Der 38-Jährige hat fotografisch gleich mehrere Hesse-Themen aufgegriffen. Wichtig ist ihm zum Beispiel die Einsamkeit des Menschen, wie Hesse sie in seinem Gedicht "Im Nebel" beschrieben hat, wo es heißt: "Kein Mensch kennt den anderen, jeder ist allein". Bei Binder finden sich dafür Symbole wie finstere Wälder oder geisterhafte Gesichter in mystisch wirkenden Landschaften.

"In Binders Arbeiten spielen suchende Figuren, Doppelwesen in heller und dunkler Welt eine Rolle", unterstrich Felicitas Hartmann. Konkret nutzt der Künstler Symbole wie Naturwunder oder verfremdete Nahaufnahmen von Tieren, denen er eine besondere sagenhafte Be-deutung zuspricht. Entsprechend verwischen die Grenzen zwischen Fantasie und Wirklichkeit, die Hesse im "Steppenwolf" beschreibt.

Die Calwer Pianistin Renate Laich-Knausenberger trug mit stimmungsvoller Klaviermusik zum Gelingen der Vernissage bei. Die ungewöhnlichen Fotografien und Objekte sorgten noch lange für regen Diskussionsstoff. Die Ausstellung ist bis zum 25.Januar zu sehen.