Calwer S 21-Gegner wollen weiter Widerstand leisten. Thomas Puls (links) musste sie nicht überzeugen. Foto: Bausch

Neu gegründete Bürgerinitiative setzt Widerstand gegen S 21 fort. Podiumsdiskussion geplant.

Calw - "Oben bleiben, oben bleiben, Mappus weg, Mappus weg ..." tönt es am Dienstagabend Punkt 19 Uhr über den Calwer Marktplatz. Schrille Töne von Trillerpfeiffen verstärken das Szeniaro auf dem Platz, der jedoch um diese Zeit fast leer war.

Rund 20 Demonstranten haben sich versammelt, um mit einem weiteren "Schwabenstreich" auf die ihrer Meinung nach bestehenden Probleme um Stuttgart 21 aufmerksam zu machen. "Wir Calwer Obenbleiber wollen unser Anliegen der Bevölkerung vermitteln", unterstreicht Alexandra Rateike von der neu gegründeten Bürgerinitiative.

Nach dem Auftritt vor dem Rathaus begeben sich die Demonstranten in die Ratsstube. Dort bleiben sie unter sich und lauschen dem Vortrag des eingeladenen Referenten. Aus Stuttgart ist Thomas Puls von der Vereinigung der Schlossparkschützer als Referent gekommen. Der gelernte Heilerziehungspfleger schildert seine Eindrücke und Erlebnisse vom 30. September 2010. Noch heute versteht er nicht, was er erleben musste. Nach seinen Angaben wurde er von einer Sondereinheit der Polizei getreten und geschlagen. Rettungskräften sei der Weg zu den Verletzten verwehrt worden. All dies habe das Vertrauen der Projektgegner in die Politik sehr geschadet.

Der Aktivist möchte aufklären und versucht, auf diese Weise sein Trauma und das Ohnmachtsgefühl zu verarbeiten. Die Bewegung der S 21-Gegner sei inzwischen stark angewachsen, berichtet Puls. Allein in die Listen der Parkschützer hätten sich 32.400 Menschen eingetragen. Die Leute draußen im Land müssten jedoch noch besser über die Hintergründe von Stuttgart 21 informiert werden. Aus seiner Sicht ginge es bei diesen Projekt nicht um eine Verbesserung des Bahnverkehrs, sondern um ein Prestigeobjekt und um lukrative Immobilienprojekte. Puls unterstreicht die politische Unabhängigkeit der S 21- Gegner.

"Wir wollen uns politisch nicht vereinnahmen lassen", betont er. "Wir werden den Druck von der Straße erhöhen, so dass das sinnlose Projekt politisch nicht mehr durchsetzbar sein wird", ergänzt der Calwer Umweltaktivist Karl Braig.

Auch in Calw soll es weitergehen. Die hiesigen Obenbleiber wollen in nächster Zeit mit einem Infostand für ihre Sache werben. Außerdem ist für Februar eine Podiumsdiskussion mit den Landtagsabgeordneten und den Kandidaten für die bevorstehende Landtagswahl geplant.