Hans Contractor Foto: privat Foto: Schwarzwälder-Bote

Männerforum: Vier wesentliche Krankheitsbilder könnten viel früher in den Blick kommen

Calw-Heumaden. Der "Männerarzt", sprich Urologe Hans Contractor, referierte beim Heumadener Männerforums vor rund 70 Zuhörern über Fragen der Gesundheit rund ums Mannsein. Vorsorgen statt reparieren war Contractors Leitlinie.

Eigentlich pflegeleicht

Eigentlich scheinen Männer pflegeleicht zu sein, da ihre Morgentoilette kaum eine Stunde braucht, und auch die Qual der Wahl vor dem Kleiderschrank viele nicht berührt. Sind Männer auf Reisen, dann mit kleinem Gepäck. Diese Pflegeleichtigkeit scheint aber einen Haken zu haben, denn Männer werden durchschnittlich nur 78 Jahre alt, während sich Frauen auf durchschnittlich 83 Lebensjahre freuen dürfen. Was läuft schief?

Nimmt man den Mann in den Blick, entdeckt man ein risikoreicheres Leben mit harten Sportarten, mehr Alkoholkonsum. Und während die meisten Männer sehr genau wissen, wann ihr Auto zur Inspektion muss, vergessen sie den eigenen Lebenscheck beim Arzt. Nur 28 Prozent der Männer nehmen die Vorsorgeuntersuchungen wahr, während Frauen mit 50 Prozent deutlich drüber liegen. Vier wesentliche Krankheitsbilder könnten dabei frühzeitig in den Blick kommen: Herz-Kreislauferkrankungen, die häufig mit Erektionsstörungen einhergehen können, sodann die Krebserkrankungen von Prostata, Blase, Hoden oder Nieren. Hinzu kommen Stoffwechselerkrankungen und Hormonstörungen.

Aus seiner medizinischen Erfahrung berichtete Contractor, dass Erektionsprobleme auf Störungen der Blutgefäße hinweisen, mit denen sich Herz-Kreislauferkrankungen verbinden. Häufige Tumorerkrankungen finden sich als Prostataerkrankung, Lungentumor und Darmkrebs. Einen deutlich höheren tödlichen Ausgang haben dabei Lungen- und Darmtumore. Wird aber rechtzeitig eingegriffen, dann besteht bei Prostata-, Hoden- oder Hautkrebs eine hohe Überlebensrate mit mehr als 80 Prozent.

Wenn es richtig weh tut

Während Frauen bei ersten Störungen den ärztlichen Rat suchen, gingen Männer bedauerlicherweise erst dann, wenn es richtig weh tut oder die Partnerin Druck ausübt. Sorge bereite aber noch eine andere Wahrnehmung, dass nämlich Männer deutlich stärker zum Suizid neigen (74 Prozent) gegenüber Frauen (26 Prozent). Einen besonderen Blick sollten Männer auf Stoffwechselerkrankungen lenken. Sie seien häufig Auslöser weiterer Erkrankungen. Festgestellt werden könnte, dass ein Bauchumfang zwischen 94 und 102 Zentimeter schon eine erhöhte Gefährdung mit sich bringe. Nehme der Leibesumfang über 102 Zentimeter zu, dann besteht eine starke Gesundheitsgefährdung.

Was das für Männer heißt? Sie sollten, so Contractor, ganz klar ihre Lebensweise umstellen. Dazu gehöre das Körpergewicht zu reduzieren, den Anteil an Ballaststoffen erhöhen, Fette reduzieren, sich deutlich mehr bewegen und Sport treiben. Und natürlich auch, sich regelmäßig ärztlich seine Vitalwerte überprüfen zu lassen.

Pfarrer Dieter Raschko hatte zu Beginn des Abends in seiner Eröffnung die Frage aufgeworfen, welche Vorsorge "Mann" für sein Seelenleben treffe. Dazu gehört für ihn auch, sich der Frage zu stellen, welchen Selbstwert er findet, wenn er krank wird und wo seine "Stelle" ist, an der er seine Sorgen abladen kann.