Griechische und deutsche Schülerinnen und Schüler (hier vom Technischen Gymnasium in Nagold) begeisterten mit ihrer Theaterinszenierung das Publikum der Deutsch-Griechischen Versammlung. Das war ihr kultureller Beitrag zu einer Delegationsreise nach Griechenland. Fotos: Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ Foto: Schwarzwälder-Bote

Kooperation: Experten aus dem Landkreis bringen im griechischen Nafplio ihr praktisches Know-how "von unten nach oben" ein

Vertreter des Landkreises Calw setzten bei der jüngsten Deutsch-Griechischen Versammlung an der Seite des Beauftragten von Bundeskanzlerin Angela Merkel, dem Parlamentarischen Staatssekretär Hans-Joachim Fuchtel, erneut Akzente.

Calw/Nafplio. "Das Zusammenwirken der deutschen und griechischen Kommunen hat eindeutig Zukunftscharakter", so das Fazit von Landrat Helmut Riegger. Mit dabei war auch die Nagolder Theaterpädagogin Helga Philipp mit Schülern des Technischen Gymnasiums Nagold, die in einer Open-Air-Veranstaltung als kultureller Beitrag an einer modernen Theaterinszenierung mitwirkten.

Schon seit vier Jahren ist der Landkreis Calw wie über 120 andere kommunale Institutionen im Netzwerk der sogenannten "DGV" aktiv, um durch praktisches Know-how quasi "von unten nach oben" – wie Landrat Helmut Riegger erläutert – die Modernisierung der Infrastruktur in Griechenland zu unterstützen.

Für die diesjährige Zusammenkunft war das Motto "Griechische und Deutsche Kommunen – Vereinter Blick in die Zukunft Europas" gewählt worden. Als Tagungsort wurde die historische Stadt Nafplio ausgesucht, die von 1829 bis 1834 Hauptstadt und erster Sitz des griechischen Parlaments war – zu Zeiten von König Otto I., der aus Bayern stammte.

Jetzt ging es um die Darstellung von "Best-Practice-Beispielen", Erörterung von Schwerpunktaufgaben und Abstimmung mit den jeweiligen Partnern. Der Landkreis Calw ist in der Region Chania aktiv. Die Berichterstattung vor dem Plenum nahm Landrat Helmut Riegger persönlich vor und fand mit seinen Ausführungen vor den 450 Anwesenden große Zustimmung.

Der Reigen der konkreten Maßnahmen ist lang: durch die Beratung der Calwer Experten konnte die Tourismussaison verlängert werden, erste Hotels haben den Sprung zum Ganzjahrestourismus geschafft. "Das macht den Betrieb wesentlich wirtschaftlicher und reduziert Arbeitslosigkeit", hob Landrat Riegger hervor. Sogar die Häufigkeit der Flugzeugumläufe konnte erhöht werden. Für andere Hotels, die im Winter geschlossen werden, fanden Maßnahmen statt, dem Personal im Winter und Frühling Arbeitseinsätze in Hotels im Schwarzwald anzubieten, um Engpässe in der hiesigen Gastronomie zu mindern. Dafür seien Deutsch-Kurse über das Goethe-Institut zur Verbesserung der Sprachfähigkeit arrangiert worden. "Das alles ist sehr konkret und bringt handfeste Verbesserungen", unterstrich Helmut Riegger, doch: "Es tut sich nicht von selbst und es kann durch Kooperation beschleunigt werden."

"Während draußen wenige schreien, arbeiten hier viele an der Zukunft"

Es verstand sich daher von selbst, dass Sophie Schumann, Andreas Knörle und Norbert Weiser aus dem Mitarbeiterstab des Landratsamtes Calw in Arbeitsgruppen für Tourismus und auch bei der Beratung griechischer Bürgermeister bezüglich Migration und Flüchtlingswesen begehrte Gesprächspartner waren. Die DGV, die ihre Grundlage in der Kooperation der Bürgermeister, Landräte und Gouverneure sowie der Zivilgesellschaft hat, wurde bereits zum fünften Mal von Hans-Joachim Fuchtel begleitet. Er fand in seiner Ansprache den richtigen Ton und setzte Akzente – genauso wie der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages von Baden-Württemberg, Peter Kulitz, als Repräsentant von 650 000 Unternehmen.

Nicht ausbleiben konnte eine lautstarke, aber in der Zahl begrenzte Demonstration unter Anführung ehemaliger Syriza-Leute aus dem linken Spektrum, denen Fuchtel mit großem Applaus auf den Weg gab: "Während draußen wenige schreien, arbeiten hier viele an der Zukunft!"

In einer Zukunftsresolution umrissen die Akteure die Perspektiven der weiteren Arbeit. Als Zwischenergebnis konstatierte der Präsident des Griechischen Zentralverbandes der Städte und Gemeinden (KEDE), Georgios Patoulis: "Es wird im Sinne der Freundschaft viel an Verbesserungen gearbeitet, die mehr und mehr Wirkung zeigen. Wir sind auf gutem Weg."

"Ganz offensichtlich ist dieser Weg gangbar und es zeigt sich eine wirksame Arbeitsebene, die das Stadium des Experiments längst verlassen hat", kommentierte Hans-Joachim Fuchtel: "Mehr und mehr zeigt sich, dass die globale Welt an ihren Wurzeln zusammengebunden werden muss und das sind die Städte und Gemeinden. Die sogenannte große Politik spürt hier, was sie an ihren Städten und Gemeinden hat. Sie ist ihnen zu großem Dank für die Gestaltung dieser neuen Form von Politik verpflichtet."