Unterwegs in Sachen Holz: Claire Duval und Jochen Protzer von der WFG im Gespräch mit Francine Nicolas vom Lothringisches Möbelzentrum sowie Jacques Gillet Gwenael Gehin vom AFPIA. Foto: WFG Foto: Schwarzwälder-Bote

Vernetzung: Holzaffine Wirtschaftsförderer finden in Epinal vorbildliche Initiative

Nordschwarzwald/Frankreich. Der Nordschwarzwald und die Vogesen sind zwei starke Regionen in Europa. Beide Landstriche verbindet eine Vielzahl von Gemeinsamkeiten und das legt einen bilateralen Austausch nahe. Mit dem Thema Holz im Fokus und vielen Fragen im Gepäck reiste eine vierköpfige Delegation der Wirtschaftsförderung Nordschwarzwald (WFG) nach Epinal.

Die Bilder rechts und links des Rheins ähneln sich frappierend: Wald, soweit das Auge reicht ist das dominierende Landschaftsbild und Holz der Rohstoff, der Land und Leute seit Jahrhunderten prägt. Sind die Zukunftsthemen und Herausforderungen, mit denen sich die Holzbranche beiderseits des Rheins konfrontiert sieht, auch nahezu identisch, unterscheidet sich der Umgang mit den komplexen Aufgabenstellungen als Folge der Globalisierung und Digitalisierung doch gravierend.

Innovationen und Kooperationen sind der Schlüssel zur Zukunft. Während diese Themen in der Nordschwarzwälder Holzbranche eher noch ausbaufähig sind, geben die französischen Nachbarn richtig Gas: Kristallisationspunkt in Sachen holzaffine Forschung, Entwicklung und Technologietransfer ist die staatliche Hochschule für Holz ENSTIB in Epinal.

Die interdisziplinäre Kaderschmiede für Führungskräfte und Ingenieure beherbergt auch Forscherteams aus aller Welt und vernetzt über das bereits in die Hochschule integrierte "Holzcluster" höchst effizient die gesamte Branche. "Die französische Initiative hat Vorbildcharakter", bemerkte WFG-Chef Jochen Protzer anerkennend. Was im Nordschwarzwald mit RegioHOLZ als Drehscheibe zwischen Wissenschaft und Wirtschaft gerade erst begonnen hat, wird in Frankreich schon jahrelang in großem Stil und zudem höchst erfolgreich praktiziert.

Schäfer: Erfolgreiche Projekte steigern Wettbewerbsfähigkeit

Der Blick über den Schwarzwälder Tellerrand offenbarte den holzaffinen Wirtschaftsförderern noch mehr Erstaunliches: Während auf deutscher Seite die Auftragsbücher randvoll sind, leiden noch viele französische Unternehmen unter den Nachwehen der Wirtschaftskrise. Not macht bekanntlich erfinderisch, und das gilt in besonderem Maße für die französische Holzbranche: Begleitet von der Hochschule entsteht in Golbey eine Lignocellulose-Bioraffinerie als Pilotanlage zur Verwertung von Abfällen aus der Holz- und Papierindustrie. Lignocellulose gilt als der Stoff, aus dem die Holzträume der Zukunft sind und beteiligten Unternehmen realisieren immense Standortvorteile durch die gemeinsame Nutzung von Ressourcen.

Der Nordschwarzwald steht global für Kompetenz im Sachen Möbel. Sowohl im Schwarzwald als auch in den Vogesen plagt alle Unternehmen ein Problem: akuter Fachkräftemangel. Die linksrheinischen Lösungsansätze unterscheiden sich jedoch diametral von denen in der Region Nordschwarzwald: Während die französische Möbelindustrie ein hochmodernes Ausbildungszentrum in Liffol-le-Grand unterhält, um junge Menschen vor Ort für den traditionellen Werkstoff Holz in modernster Umgebung zu begeistern, kämpft auf der anderen Seite des Rheins noch jedes Unternehmen im Alleingang um gute Köpfe.

Für RegioHOLZ-Clustermanager Lars Schäfer ist der Blick über den Rhein ein weiteres Indiz dafür, dass RegioHOLZ mit seiner Kernkompetenz, der Vernetzung von Wissenschaft und Wirtschaft in der Holzbranche, der absolut richtige Weg ist. "Zahlreiche erfolgreiche Projekte zwischen Unternehmen und Hochschulen, wie sie in den Vogesen und ganz Europa zu finden sind, stehen für eine Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit der gesamten Branche", so Schäfer.

WFG-Chef Jochen Protzer und Axel Blochwitz, Fachbeiratsvorsitzender der WFG, haben die gesamte Region im Blick: "Der Abstecher zu unseren französischen Nachbarn hat deutlich gezeigt, dass die Vernetzung in einer zunehmend globalisierten Welt nur dann wirklich effektiv ist, wenn sie branchenübergreifend und großflächig passiert, sagt Jochen Protzer.

Für Axel Blochwitz, der mit dem Technologiezentrum Horb als Träger des Innonet Kunststoff bereits reichlich Erfahrungen mit binationalen Projekten gesammelt hat, ist die Marschrichtung klar: "Der Besuch in den Vogesen war erst der Auftakt zu einem engeren Zusammenrücken der beiden Regionen im Herzen Europas."