Beim Reichstag in Regensburg im Rathaussaal mit dem Kaiser war Christoph Zeller 1659 – das Bild stammt von 1663 – beratender Begleiter von Herzog Eberhardt III. Foto: Archiv Schabert Foto: Schwarzwälder-Bote

Bei Flucht Andreäs nach Aichelberg Bauer samt Hof verbrannt / Bekannte Nachkommen

Calw-Wimberg (hms). Der Vortrag der Volkshochschule Calw im Haus auf dem Wimberg hatte drei Schwerpunkte: Er führte in das Wirken der Calwer Dekane und späteren Oberhofprediger Johann Valentin Andreä sowie Christoph Zeller ein. Am Leben beider und ihrer Familien wurden besonders die Drangsale des Dreißigjährigen Kriegs deutlich.

Die Verbrennung der Hebamme Zellers in Wildberg zeigte dieses unselige Kapitel der Kirchengeschichte auf. Allein in Süddeutschland starben etwa 9000 Menschen, weil als sicher galt, dass sie anderen Leiden anzauberten, für Missernten verantwortlich waren oder mit dem Teufel paktierten.

Auf die Spur von Christoph Zeller führte die Nennung des 1605 als Pfarrersohn in Breitenberg geborenen Propstes von Denkendorf und "tüchtigem Theologen" in der Oberamtsbeschreibung Calw von 1860. Dank Unterlagen aus verschiedenen Archiven habe sich für ihn – so Referent Hans Schabert – das überraschende Bild ergeben, dass die Einführung der von Andreä schon angestrebten Schulpflicht in Württemberg 1649 durch Herzog Eberhardt III. wohl mit von Zeller initiiert worden sei.

Dieser war nicht nur Kirchenmann, sondern auch einflussreicher Politiker. Mehrere seiner gedruckten Landtags-Eröffnungspredigten können noch nachgelesen werden. Als Vertrauter des Herzogs begleitete er diesen auf wichtigen politischen Reisen. Mit ziemlicher Sicherheit habe er auch an der berühmten – und auf der Leinwand gezeigten – Kabbalistischen Lehrtafel der Prinzessin Antonia in Bad Teinach als Ratgeber mitgewirkt. Auf Wunsch des Herzogs seien nicht nur er, sondern auch noch zwei seiner drei Brüder 1669 an einer Prinzentaufe beteiligt gewesen.

Nachgewiesen als Nachkommen der zeitweiligen, später weit verzweigten Breitenberger Pfarrers-Familie von Johannes Zeller sind – wenn auch oft Generationen später – Hermann Hesse, die Arztfamilie Pfeilsticker, die Unternehmerfamilie Seuffer in Hirsau oder der Wissenschaftler, Freund von Mörike und Nagolder Wohltäter Gottlieb Heinrich Zeller. Andreä und ein Bruder von Christoph Zeller sowie er selber hatten nach dem Niederbrennen Calws im Dreißigjährigen Krieg entscheidenden Anteil am Wiederaufbau und der Linderung der Not.

Von zuvor 4000 Calwern überlebten im Dreißigjährigen Krieg von schwadronierenden Soldatenhorden und Seuchen dahingerafft gerade noch 700 bis 800. Ein original überlieferter Bericht von Andreä über seine Flucht nach Neuweiler und in die damals zugehörigen, heutigen Bad Wildbader Bergorte zeigt die Gräuel jener Tage auf. Weil die Familie in Aichelberg gerade noch entkam, musste er festhalten: "Darüber war der Feind so erbost, und ließ seine Wut an dem reichsten Bauern des Ortes aus, der nach der entsetzlichsten Qual mit seinem Haus verbrannt wurde."