Die Hoffnungen auf einen Punktgewinn des VfL Nagold (weiße Trikots) im Bezirksderby in Böblingen haben sich nicht erfüllt. Die Gastgeber bauten durch das 2:0 ihre gute Serie aus. Foto: Kraushaar Foto: Schwarzwälder-Bote

VerbandsligaNagolder Erfolgsserie in Böblingen gerissen / Mit Marcel Schuon fehlt zentrale Figur in den hinteren Reihen

Von Albert M. Kraushaar

"Wir wollen gewinnen, aber mit einem Punkt in Böblingen könnte ich auch ganz gut leben", so Trainer Sven Hayer im Vorfeld des Verbandsliga-Bezirksderbys. Beide Teams hatten vor dieser Partie einen Lauf. Die Gastgeber noch ungeschlagen, der VfL Nagold mit drei Siegen in Folge, - das versprach einen Leckerbissen zum Frühstück.

Daraus wurde jedoch nichts, auch weil beim VfL Nagold mit Marcel Schuon die "Seele" in der Defensive, vor allem jedoch in Sachen Spieleröffnung, fehlte. Wenn Böblingens Trainer Bernd Gluiber von ganz starken 30 Anfangsminuten spricht, dann rührt das auch daher, dass sich das erstmals in der Innenverteidigung aufgelaufene Duo Matthias Rebmann/Yannic Dengler erst einmal finden musste. Beide verfügen nicht über die Abgeklärtheit eines Marcel Schuon, denn die meistens nach vorne abgewehrten Bälle landeten beim Gegner und kamen postwendend in Richtung Kevin Fritz zurück.

"Wir sind in der ersten Halbzeit zu weit vom Mann weg gestanden und nicht so in die Zweikämpfe gekommen, wie ich mir das vorgestellt hatte", begründete Sven Hayer die Defizite beim Erobern des "zweiten Balls", die den Böblingern ein Füllhorn an Möglichkeiten bescherten. Christian Mijic, Sascha Raisch, Daniel Knoll und Frank Korkmaz setzten der VfL-Abwehr ein ums andere Male zu. Hinten stand Timo Stehle gut und wurde immer wieder vom einsatzfreudigen SVB-Kapitän Timo Paetzold unterstützt.

Das alles hätte jedoch nichts gebracht, hätten die Gastgeber keinen Ivan Vargas Müller. Für den ist der VfL Nagold so etwas wie ein Lieblingsgegner mit eingebauter Torgarantie. 40 Minuten war Böblingen zwar drückend überlegen, hatte effektiv gesehen jedoch nichts zu Stande gebracht. Als VfL-Coach Sven Hayer schon auf eine Nullnummer zur Pause hoffte, nahm über die linke Böblinger Seite eine Fehlerkette bei den Gästen ihren Lauf. Stehle konnte in Ruhe nach Außen passen, Daniel Knoll nahm das Leder auf, marschierte über das halbe Spielfeld und ließ sich auch von zwei halbherzigen Attacken nicht stoppen.

Grund dafür war, dass Schiedsrichter Florian Geiger kurz zuvor in seiner Spielleitung umgeschaltet und Marco Quiskamp sowie Tilo Renz innerhalb von 120 Sekunden den Gelben Karton verpasst hatte. Das veranlasste das VfL- Mittelfeld zur Zurückhaltung, denn in dieser Phase wäre ein taktisches Foul an Knoll angebracht gewesen. Der steckte in vollem Lauf durch auf Ivan Vargas Müller, und der tat das, was er gegen den VfL am liebsten macht: er traf zur 1:0 Führung.

Keine Frage hoch verdient, doch auf der Gegenseite verpassten die Nagolder bei zwei ganz dicken Chancen ebenfalls einen Treffer. Zuerst konnte Torhüter Ben Brenken per Fußabwehr gegen Tilo Renz klären, beim zweiten Versuch direkt vor dem Pausenpfiff rettet Paetzold gegen einen Mücke-Schuss direkt auf der Torlinie. So läuft es im Fußball, und als Hayer nach gut einer Stunde von Defensive auf Angriff umschalten ließ, mit Markus Glemser, Sanyang Bubacarr und Mark Kranjc drei neue Leute brachte, spielte der VfL Nagold plötzlich auf Augenhöhe mit.

Der nicht gegebene Ausgleich durch Luka Kravoscanec (72.), wobei Bubacarr den Ball vollends über die Linie drückte, ist sicherlich diskussionswürdig, aber der Linienrichter hatte den Afrikaner im Abseits gesehen. Gut fünf Minuten später die Entscheidung. Der eingewechselte Steffen Lauser, der schon in der Halbzeitpause Schuss um Schuss ins Netz gezirkelt hatte, schlug eine Flanke so präzise auf Ivan Vargas Müller, dass der nur noch den Kopf hinhalten musste.

Dass der Innenpfosten beim zweiten Tor noch Pate stand, passte zum Bild, das die Gastgeber derzeit vermitteln. Die Gluiber-Elf hat einen Lauf und Sven Hayer stellte dazu fest: "Wenn wir dahin zurück wollen, müssen wir in dieser Woche deutlich mehr tun."