Benno Prieß Foto: Archiv Foto: Schwarzwälder-Bote

"Gegen das Vergessen": Bundesverdienstkreuzträger Benno Prieß im Alter von fast 87 Jahren gestorben

Calw (hjh). Im Alter von fast 87 Jahren ist Benno Prieß aus Heumaden gestorben. "Gegen das Vergessen" lautete die Devise des gebürtigen Bützowers (Landkreis Rostock). Er hat als Zeitzeuge die Verhaftungswelle durch die sowjetische Militäradministration von Jugendlichen aus dem Kreis Güstrow und der Region im Jahr 1946 beleuchtet. Und er hat auch Bücher wie "Erschossen im Morgengrauen" geschrieben. Dafür wurde er 1989 mit der Verdienstmedaille des Bundesverdienstkreuzes, mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande und 2005 mit dem Bundesverdienstkreuz erster Klasse ausgezeichnet.

Prieß, Jahrgang 1928, wurde im Mai 1946 unter dem Vorwurf der Werwolf-Tätigkeit festgenommen und durch ein sowjetisches Militärtribunal wegen "illegaler Gruppenbildung" zu zehn Jahren Zwangsarbeit verurteilt. Er war in Lagern in Torgau, Bautzen, in Sibirien, Sachsenhausen und Waldheim. 1954 wurde er in seine Heimatstadt entlassen. Noch im gleichen Jahr kehrte er ihr den Rücken und flüchtete in die Bundesrepublik.

Insgesamt waren in Bützow elf Jugendliche verhaftet worden. In der Dokumentation "Gegen das Vergessen" erinnert Prieß ebenso an die anderen zehn aus dem nahegelegenen Güstrow, die durch den NKWD (sowjetisches Innenministerium) verhaftet wurden. Sie waren Feuerwehrmitglieder und wurden als "Feinde der Roten Armee" verurteilt, weil sie sich über einen möglichen Krieg zwischen Amerika und der Sowjetunion unterhalten hatten. Sie wollten mit den Engländern gegen die Rote Armee kämpfen. Geständnisse, so fand Prieß heraus, wurden durch Folterungen erzwungen.

Auch in Schwaan im (Landkreis Rostock) wurden fünf Jugendliche unter dem gleichen Vorwand festgenommen. Außerdem wurden sie beschuldigt, eine Werwolf-Gruppe gebildet zu haben. "Die Schwaaner Jugendlichen hatten den Mut", schreibt Prieß, "bei der Verurteilung in Güstrow über ihre Folterungen zu berichten." Daraufhin, so Prieß, sei der Fall in Schwerin neu aufgerollt worden. Die Strafen wurden aber fast alle beibehalten.

"Feindliche Einstellung gegen Kommunismus und die Rote Arme" waren für die sowjetischen Machtorgane Gründe, um zehn Jugendliche aus Laage, ebenfalls Landkreis Rostock, zu acht beziehungsweise zehn Jahren Arbeitslager zu verurteilen. Weitere sieben junge Leute aus Reinshagen, 30 aus Malchow, neun aus Penzlin und fünf aus Buchholz wurden in sowjetische Gefängnisse gesteckt.

Ab 1989/90 – nicht zuletzt unter dem Eindruck der seit der "Wende" freigelegten Massengräber auf dem Boden der früheren Speziallager – beteiligte sich Prieß intensiv an der Aufarbeitung der Nachkriegsgeschichte der Sowjetischen Besatzungszone und späteren DDR. Er gab auf der Basis seiner eigenen Erlebnisse und Recherchen zwei Bücher heraus, die auf großes Interesse stießen und entsprechend mehrere Auflagen verzeichneten. So löste er ein Versprechen ein, das er nach eigener Schilderung im NKWD-Lager seinen toten Mitgefangenen gegeben hatte. Benno Prieß und seine Mitgefangenen wurden 1995 durch die Generalstaatsanwaltschaft der Russischen Föderation rehabilitiert.

Der Trauergottesdienst findet am kommenden Dienstag, 7. April, ab 14 Uhr in der Heumadener Versöhnungskirche statt.