So könnte die Hermann-Hesse-Bahn aussehen, wenn sie noch in diesem Jahrzehnt Calw und Renningen verbindet. Foto: LRA

In zahlreiche Teile des Projekts kommt Bewegung - auch bei Fledermäusen. Höhere Zuschüsse?

Kreis Calw - Mit dem Planfeststellungsbeschluss des Regierungspräsidiums hat das Projekt Hermann-Hesse-Bahn einen entscheidenden Schritt Richtung Realisierung gemacht. Jetzt kommt auch in andere Teile des Projekts richtig Bewegung. Möglicherweise auch bei den Zuschüssen.

Die Zufriedenheit mit der Entwicklung war im Calwer Kreistag bei dessen jüngster Sitzung am Montag deutlich zu spüren. Landrat Helmut Riegger bezeichnete den Planfeststellungsbeschluss für die zwei größten Neubauprojekte innerhalb des Gesamtprojekts Hesse-Bahn – für den Hacksbergtunnel und den zweigleisigen Ausbau in Ostelsheim – erneut als "Meilenstein". Und auch die Kreisräte verliehen ihrer Freude und Zufriedenheit einmütig Ausdruck.

"Wir nehmen das Thema Artenschutz sehr ernst"

Doch sowohl beim Landkreis als auch im Kreistag weiß man nur zu genau, dass nur eine Etappe geschafft ist und die harte Arbeit weitergeht. Das betrifft unter anderem die Probleme des Artenschutzes für die Fledermäuse und Steinkrebse. Wie Projektleiter Michael Stierle den Kreisräten schilderte, sei eine Lösung bei den Steinkrebsen bereits in Sicht. Man habe mehrere Dutzend Tiere an geeignete Plätze umgesiedelt, werde das fortsetzen und dadurch zwei neue Populationen im Kreis Calw schaffen.

Auch bei den Fledermäusen kommt offenbar Bewegung in die Sache. Denn offenbar ist die Zahl der Tiere, die in den beiden betroffenen Tunneln überwintern, deutlich niedriger als bisher angenommen. Bis dato war man von bis zu 7000 Tieren ausgegangen. Stierle sprach im Kreistag davon, dass man nach Messungen nun von nur noch rund 1000 Fledermäusen ausgehe. Doch auch wenn die Zahl der Tiere kleiner geworden ist, am Engagement des Landkreises an der Lösung des Problems werde das nichts ändern. "Wir nehmen das Thema Artenschutz sehr ernst", machte auch Landrat Helmut Riegger in der Sitzung deutlich.

Ein ernstes Thema ist freilich auch die Finanzierung des "Jahrhundertprojekts". In diesem Zusammenhang betonten die Vertreter des Landkreises erneut, in nächster Zukunft den GVFG-Antrag für die Landeszuschüsse an das zuständige Ministerium zu schicken. Ganz offiziell besteht eine Zusage der Regierung, das Projekt mit 50 Prozent zu bezuschussen. Auch nach den jüngsten Entwicklungen in der grün-schwarzen Landesregierung hat man die Hoffnung nicht aufgegeben, dass auch eine 75-Prozent-Förderung Realität werden könne. Dieses Thema werde er ebenso im Blick behalten wie die erhöhten Regionalisierungsmittel des Bundes für die Länder, ließ Landrat Helmut Riegger durchblicken. Eine mögliche Unterstützung des Landes bei der Beschaffung der Fahrzeuge für die Bahnlinie macht für Riegger keinen Sinn. Zum Start werde man mit modernsten Dieselwagen fahren, die man aber leasen werde, so Riegger. Nach dreieinhalb Jahren werde man dann auf die Brennstoffzellentechnologie umsteigen, bekräftigte der Kreischef die bekannten Pläne.

Zweckverband aus der Taufe gehoben

Weitere Pläne des Landkreises beziehen sich auf die Einbeziehung des Kreises Böblingen in das Projekt. Da gebe es ein gemeinsames Gutachten. "Und dieses Thema werden wir im Sommer wieder aus der Kiste holen", kündigte Riegger in der Sitzung an.

Pläne für die nächste Zukunft gibt es also genügend, doch auch in der Sitzung selbst stellte man entscheidende Weichen für das Projekt. Allem voran segnete der Kreistag die Gründung des Zweckverbands Hermann-Hesse-Bahn ab, der verantwortlich zeichnen soll für den Bau und den Betrieb der Infrastruktur der Strecke. Zugleich ist der Verbund Besteller von Verkehrsleistungen. Mitglieder des Verbunds werden der Landkreis, die Stadt Calw sowie die Gemeinden Althengstett und Ostelsheim. Festgelegt wurde auch, wer sich in welcher Höhe an dem zu erwartenden Betriebskostendefizit beteiligt: Der Kreis zu 50 Prozent, die Stadt Calw zu 34,3 Prozent, Althengstett zu zwölf Prozent und Ostelsheim zu 3,7 Prozent.

Darüber hinaus ermächtigte das Gremium die Verwaltung, die Fäll- und Rodungsarbeiten an der Strecke europaweit auszuschreiben. Dafür sind Kosten von 1,2 Millionen Euro eingeplant. Der Auftrag soll zeitnah abgewickelt werden, damit ab Oktober die Arbeiten stattfinden können. Und die müssen pünktlich abgeschlossen sein, wenn man im nächsten Frühjahr wie geplant mit den ersten Bauarbeiten beginnen will. Zudem ermächtigte das Gremium die Verwaltung, die Arbeiten für den Neubau der Brücke über die B 295 bei Calw-Heumaden auszuschreiben und zu vergeben. Waren die vorher genannten Entscheidungen komplett einstimmig gefällt worden, enthielten sich im Fall der Brücke 13 Kreisräte.