Clownausbilderin Christel Ruckgaber, Monika Volaric, Hausdirektorin im Pflegeheim Haus am Wimberg in Calw, und Karin Watzal, Leiterin des Beratungshauses consilio in Mühlacker (von links), bei der Podiumsdiskussion rund um das Thema Humor bei Demenzkranken. Foto: Meinert Foto: Schwarzwälder-Bote

Soziales: Podiumsdiskussion in der Sparkasse über Clowns für Pflegeheime

Calw. Die rote Nase ist wichtig, geradezu unverzichtbar. "Ich bin ein Fan der roten Nase", sagt Christel Ruckgaber, und sie muss es wissen. Schließlich bildet sie seit 20 Jahren Clowns aus, seit 15 Jahren professionelle Clowns für Pflegeheime und Demenzkranke. "Die Nase macht kenntlich, dass hier jemand in ganz besonderer Mission unterwegs ist."

Auch Karin Watzal, ebenfalls Expertin in Sachen Humor und Pflege aus Mühlacker, stellt sich ganz hinter das klassische Requisit des Spaßmachers. "Ich empfinde die rote Nase wie einen Schlüssel, der einen inneren, verborgenen Raum im Patienten öffnen kann."

So viel zum Thema rote Nasen – aber natürlich geht es bei der Podiumsdiskussion in der Sparkasse Calw um mehr. "Das kann ja heiter werden", heißt das neueste Projekt der Stiftung Sparkasse Pforzheim Calw. Erst im Februar hatte die Stiftung bekanntgegeben, dass sie Clowns für die Alten- und Demenzpflege ausbilden will – und um Bewerber gebeten. Der Erfolg sei überwältigend, schwärmte Bankdirektor Stephan Scholl. Mehr als 50 Clowns-Anwärter hätten sich beworben. Jetzt kann die Ausbildung beginnen, die immerhin alles in allem ein Jahr dauern soll.

Der Saal ist proppevoll, das Interesse groß. Das Thema Humor ist bekanntlich ein weites Feld, und das Thema Alter, Demenz und Pflege geht jeden etwas an – wer, der über 50 ist, muss sich heute nicht um seine alten bis uralten Eltern kümmern?

Publikum hat seinen Spaß

Erste Erkenntnis des Abends: Es wird viel gelacht im Publikum – obwohl Demenz nun nicht gerade komisch ist. Der Schweizer Beat Hänni, als "Humorarbeiter" vorgestellt, liefert die vielleicht beste Pointe über das sperrige Thema: "Altwerden muss Spaß machen – sonst würden es nicht so viele Leute tun." Kurze Denkpause im Publikum, dann große Heiterkeit.

Und noch eine zweite Erkenntnis liefert Hänni, Präsident der Schweizerischen HumorCare, die ebenfalls in Sachen Humor und Pflege unterwegs ist. Es geht um die Frage, ob denn die Spaßmacher mit den roten Nasen die Demenzkranken in ihrer abgeschiedenen Welt überhaupt erreichen können. Meint Hänni: "Der Demenzkranke hört doch noch, er sieht noch, er kann Berührung spüren". Da müsse der Clown ansetzen. "Das Herz wird nicht dement und das Herz wird angesprochen."

Für den Clown im Pflegeheim, darüber herrscht Einigkeit, kommt es vor allem darauf an, Zugang zu den Alten und Uralten, zu den Dementen zu finden, ja, auch zu denen, die bereits dabei sind, Abschied zu nehmen. Einfühlungsvermögen, Kenntnis über den Zustand der Patienten, geschicktes Reagieren auf Wünsche und Stimmungen – darauf komme es an. Keinesfalls könnten etwa Clowns, die ansonsten auf der Kinderstation arbeiten, auf die Pflegestation. Das gehe gar nicht, würde einer "Infantilisierung" Vorschub leisten – Alte dürften schließlich nicht wie Kinder behandelt werden.

Wichtig auch: Es müsse klar sein, dass der Clown kein Arzt und Therapeut sei, auch nicht zum Pflegepersonal gehöre – auch deshalb sei die rote Nase so wichtig, als Erkennungsmerkmal, dass jetzt jemand ganz besonderes in Aktion tritt. Anderseits, so Ruckgaber, dürfe der Spaßmacher für die Alten keinesfalls zu stark geschminkt sein. "Der Patient muss den Ausdruck erkennen können, da darf keine starke Schminke und Maske sein."

Dass Humor gut für Gesundheit und das Gemüt ist, ist seit langem bekannt. Dass sie auch und gerade Demenzkranke erreicht, denen die Welt abhanden gekommen ist, ist zumindest für viele Laien neu.

Humor für den Alten und Dementen bedeutet dabei allerdings weniger Klamauk und Schenkelklopfen, sondern eher stille Heiterkeit und Gelassenheit. Fest stehe zumindest: "Es gibt trotz Demenz Glück", wie Ruckgaber betont. Das sei nicht nur für Ärzte und Pflegepersonal eine Erleichterung – das sei nicht zuletzt für die Angehörigen Demenzkranker gut und beruhigend zu wissen.