Landrat Helmut Riegger, Staatssekretär Hans-Joachim Fuchtel, Bad Liebenzells Bürgermeister Dietmar Fischer und Jürgen Hehr, Abteilungsleiter Straßenbau im Landratsamt (von links), stellten die Pläne vor. Foto: Buckenmaier

Ausbau zwischen Nagold und Pforzheim mit Überholspuren. Umsetzung dauert jedoch noch mehrere Jahre.

Kreis Calw - Zweieinhalb Jahre bohrte Landrat Helmut Riegger dicke Bretter und überzeugte das Bundesverkehrsministerium von seinem Anliegen: dem notwendigen Ausbau der B 463 zwischen Nagold und Pforzheim mit Überholspuren. Bis sie gebaut sind, werden indes weitere zwei Jahre ins Land gehen. Mindestens.

Die Autoren der Prognos-Studie, die vor drei Jahren den Kreis Calw auf seine Zukunftsfähigkeit hin abklopften, gaben es Riegger schriftlich: Wenn der Kreis wirtschaftlich wie touristisch den Anschluss nicht verpassen wolle, müsse die Bundesstraße B463 ausgebaut werden, empfahlen die Gutachter.

"Das ist genau das, was wir brauchen"

Zweieinhalb Jahre später meldete Riegger nun Vollzog: Das Bundesverkehrsministerium hat den Ausbau der wichtigen Nord-Süd-Trasse als Modellprojekt genehmigt (wir berichteten). Geschätzte 25 bis 30 Millionen Euro macht der Bund dafür locker. Die Unternehmen im Kreis reagierten auf die Nachricht erleichtert. Tenor der Anrufe beim Kreischef: "Das ist genau das, was wir brauchen."

Möglich gemacht haben diesen unverhofften Geldsegen das untrügliche Gespür des heimischen CDU- Bundestagsabgeordneten und Staatssekretärs Hans-Joachim Fuchtel, wo und wie man an Geldtöpfe gelangt. "Ich bin ein alter Geldfinder", sagt Fuchtel über sich selbst. Beim Thema Verkehrsinfrastruktur in seinem Wahlkreis hat er dies schon mehrfach unter Beweis gesetzt: Er sorgte, damals am Ortseingang in Altensteig, für den Bau des ersten Kreisverkehrs in Baden-Württemberg. Später, beim Besuch eines Diplomaten, brachte er aus Holland den "singenden Straßenbelag" in den Nordschwarzwald mit – ein Pilotprojekt zur Vorbeugung von Motorradunfällen.

Und nun sorgte er im Zusammenspiel mit Riegger ("Wir sind ein gutes Team") für das nächste Modellprojekt, das nicht nur der Wirtschaft, sondern auch dem Tourismus helfen soll, der im Nordschwarzwald 30 Prozent der Wirtschaftskraft ausmache. Und dabei griff man nicht in die klassischen Subventionstöpfe für solche Maßnahmen im Rahmen des Bundesfernwegeplanes, sondern in einen Extrafonds.

Landrat Riegger war dafür in Vorleistung gegangen und ließ für 200 000 Euro einen ersten Streckenabschnitt planen. Das überzeugte offenbar den zuständigen Staatssekretär Rainer Bomba im Verkehrsministerium. Dennoch: Bis die rund zwei Kilometer langen Überholspuren, wie man sie aus Frankreich kennt, gebaut werden können, werden noch mindestens zwei Jahre ins Land gehen. Es bedürfe – auch angesichts der geschützten Uferzonen der angrenzenden Nagold – umfangreicher Planungen. Frühester Baubeginn also 2019/2020.

Gestern stellten Riegger und Fuchtel detaillierte Pläne vor. Ausgebaut werden sollen drei Streckenabschnitte: zwischen der Abzweigung nach Nagold-Mindersbach und der Pfrondorfer Mühle, zwischen Wildberg und der Abfahrt nach Neubulach und zwischen der Monbachkurve bei Bad Liebenzell und Unterreichenbach. Die Straßen werden in diesen ausgebauten Bereichen mehr als 15 Meter breit sein, erläuterte Jürgen Hehr, Leiter des Straßenbauamtes in Calw. Zudem müssten in diesen Bereichen die Kurvenradien entschärft und teilweise Stützmauern errichtet werden.

Die 25 bis 30 Millionen Euro seien bislang eine reine Kostenschätzung. Von Raserstrecken könne aber keine Rede sein: Erlaubt sind auf diesen Überholspuren dann Tempo 100.