Das im 16. Jahrhundert erbaute Kaffeehaus war die Wohn- und Arbeitsstätte von Joseph Gärtner. Foto: Hölle Foto: Schwarzwälder-Bote

Stadt Calw will am Tag des offenen Denkmals auch drei bedeutende Botaniker in den Mittelpunkt rücken

Calw. Der Tag des offenen Denkmal am 14. September, den die Deutsche Stiftung Denkmalschutz jedes Jahr am zweiten Sonntag im September veranstaltet, steht dieses Mal unter dem Motto "Farbe".

Auch die Stadt Calw beteiligt sich mit einem vielfältigen Programm. Neben den üblichen Besichtigungen in den Museen oder dem Kloster Hirsau öffnen Häuser und Gebäude ihre Pforten, die noch nie, selten oder wohl auf lange Zeit hin nicht mehr der Öffentlichkeit zugänglich waren, sind oder sein werden. Und die Stadt will auch wieder einmal die Leistungen dreier Botaniker in den Mittelpunkt rücken, die eng mit Calw verbunden sind: Joseph Gärtner, Joseph Gottlieb Kölreuter und Carl Friedrich von Gärtner. Edwin Kandziora bietet hierzu am Denkmaltag zwei Führungen an.

Die botanischen Leistungen des am 12. März 1732 in Calw geborenen Joseph Gärtner sind auf sein dreibändiges Werk "De fructibus et seminibus plantarum", erschienen 1788 bis 1807, zurückzuführen. Dieses Buch, das für nahezu 100 Jahre ein wichtiges und unentbehrliches Nachschlagewerk war, fasst die Beschreibungen sowie Abbildungen der Früchte und Samen von 1722 Pflanzenarten aus allen Teilen der damals bekannten Welt zusammen.

Die wissenschaftliche Bedeutung von Carl Friedrich von Gärtner, dem Sohn Joseph Gärtners, der auf den Arbeiten von Joseph Gottlieb Kölreuter aufbaute, liegt in dem experimentellen Nachweis der pflanzlichen Sexualität. Kölreuter war 1762 nach Calw übergesiedelt, wo sein Freund und Studiengenosse Joseph Gärtner seine carpologischen Studien, also Forschungen zur Entwicklung von Früchten, betrieb.

Die bahnbrechenden Leistungen beider sind darin begründet, dass durch ihre Arbeiten die Werke der Vererbungsforscher Darwins und Mendels entscheidend beeinflusst wurden. Darwin bezeichnete die beiden Wissenschaftler als gewissenhafte und bewundernswerte Forscher. Für Gregor Mendel waren sie Autoritäten auf dem Gebiet der Bastard-Forschung.

Das alles will Edwin Kandziora Interessierten vor Augen führen. Mit der Besichtigung der Gedenkstätte im Palais Vischer wird begonnen. Hier sind wichtige Exponate, wie handkolorierte Blätter, Pflanzenillustrationen sowie das Buch "De fructibus ..." und anderes zu sehen. Er befasst sich natürlich auch mit den spannenden Biographien von Vater und Sohn Gärtner, deren beider Grabstätten in Calw sind.

In der Nähe des Brühl befanden sich die Gartenanlagen der Botaniker und Apotheker der Familien Gärtner, die diese Anlagen für ihre Kreuzungsversuche benötigten. Anlässlich der Bedeutung der beiden Naturforscher wurde übrigens im Zusammenhang mit dem Hesse-Jubiläum im Jahr 2002 die Majolikawand an der Mauer im Brühlpark geschaffen. Kandziora beendet seinen Rundgang auf dem Marktplatz, wo die Wohnhäuser und Arbeitsstätten der Gärtners waren.