Immer mehr Menschen nehmen Medikamente, um im Job leistungsfähiger zu werden Foto: Hiekel Foto: Schwarzwälder-Bote

Kasse veröffentlicht ihren Gesundheitsreport 2014 / Quote der Ausfalltage bei Arbeitnehmern im Kreis unverändert

Kreis Calw. Der Krankenstand im Landkreis Calw ist 2014 konstant geblieben. Die Ausfalltage aufgrund von Erkrankungen lagen exakt auf dem Vorjahresniveau. Mit 3,4 Prozent gab es in der Region einen höheren Krankenstand als im Landesdurchschnitt (3,3 Prozent). Laut DAK-Gesundheitsreport waren damit an jedem Tag des Jahres von 1000 Arbeitnehmern 34 krankgeschrieben. Der höchste Krankenstand in Baden-Württemberg wurde mit 4,0 Prozent im Neckar-Odenwald-Kreis verzeichnet, der niedrigste mit 2,7 Prozent in Stuttgart.

Die aktuelle Analyse der DAK-Gesundheit für den Landkreis Calw zeigt die wichtigsten Veränderungen bei der Zahl und Dauer der Krankschreibungen. Die meisten Ausfalltage erfolgten aufgrund von Muskel-Skelett-Erkrankungen wie Rückenleiden. Diese Diagnose war Ursache für fast jeden vierten Fehltag. Im Vergleich zum Vorjahr gab es hier einen Anstieg um knapp fünf Prozent. Diese liegen jetzt auch deutlich über dem Landesdurchschnitt. Psychische Erkrankungen wie Depressionen kamen mit 14 Prozent auf den zweiten Platz, wobei es auch hier einen deutlichen Anstieg um über 16 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gab. Dagegen gingen die Atemwegserkrankungen wie Husten und Schnupfen um 23 Prozent zurück und liegen nun leicht unter dem Landesdurchschnitt.

"Wir informieren regelmäßig über den Krankenstand im Landkreis Calw, um so Impulse für das Gesundbleiben und Gesundwerden der Beschäftigten zu geben", erklärt Rainer Hagenlocher von der DAK-Gesundheit die Ergebnisse. "Um zum Beispiel längeren Erkrankungen durch Rückenleiden oder seelische Probleme vorzubeugen, können Arbeitgeber Hilfe anbieten." In Baden-Württemberg seien zum Beispiel die Fehltage durch psychische Erkrankungen seit dem Jahr 2000 um 97 Prozent gestiegen. Den betroffenen Mitarbeitern könne ein betriebliches Gesundheitsmanagement gezielt helfen.

Die DAK-Gesundheit hat in ihrem Gesundheitsreport auch den aktuellen Trend "Hirndoping im Job" untersucht. Für die Studie hat die Krankenkasse die Daten ihrer Mitglieder analysiert und bundesweit 5000 Männer und Frauen repräsentativ befragt. Ein Fazit: In Baden-Württemberg nutzen 99 000 Beschäftigte mindestens zweimal im Monat verschreibungspflichtige Medikamente, um am Arbeitsplatz leistungsfähiger zu sein oder Stress abzubauen. Insgesamt gaben 7,5 Prozent der Berufstätigen in Baden-Württemberg an, wenigstens einmal im Leben gedopt zu haben. "Auch wenn Doping im Job noch kein Massenphänomen ist, sind diese Ergebnisse ein Alarmsignal", warnt Rainer Hagenlocher. "Nebenwirkungen und Suchtgefahr sind nicht zu unterschätzen. Deshalb müssen wir auch beim Thema Gesundheit vorausschauen und über unsere Wertvorstellungen und Lebensstilfragen diskutieren."

Im Vergleich zum Jahr 2008 hat bundesweit das Doping im Job zugenommen. In Baden-Württemberg kennen aktuell 73 Prozent der Befragten den vermeintlichen Nutzen des Hirndopings. Häufig werden dafür Betablocker und Antidepressiva eingesetzt, aber auch Wachmacher und ADHS-Pillen – Medikamente also, die eigentlich zur Behandlung von Krankheiten verschrieben werden.

Männer greifen eher zu leistungssteigernden Mitteln, Frauen nehmen häufiger stimmungsaufhellende Medikamente ein. Entgegen der landläufigen Meinung sind es nicht primär Führungskräfte oder Kreative, die sich mit Medikamenten zu Höchstleistungen pushen wollen. Der DAK-Report zeigt, dass vor allem Erwerbstätige mit einfachen Jobs gefährdet sind. Auch Beschäftigte mit einem unsicheren Arbeitsplatz haben ein erhöhtes Doping-Risiko. "Hirndoping ist mittlerweile bei ‚Otto Normalverbraucher‘ angekommen, um den Arbeitsalltag besser zu meistern. Das Klischee der dopenden Top-Manager ist damit vom Tisch", so Rainer Hagenlocher.