Die Chorgemeinschaft Altburg/Oberkollbach wird wahrscheinlich nicht mehr oft zu hören sein. Foto: Archiv: Stocker

Hauptversammlung wird Auflösung der Liederkränze Altburg und Oberkollbach vorgeschlagen. Mit Kommentar

Calw-Altburg/Oberreichenbach-Oberkollbach - Vor drei Jahren gab es noch Jubiläen zu feiern. Nun droht das Ende der Chorgemeinschaft, die aus dem MGV Liederkranz Altburg und dem MGV Liederkranz Oberkollbach besteht.

"Wir sind einfach nicht mehr singfähig", stellt Vorsitzender Norbert Link im Gespräch mit unserer Zeitung fest. Der Hauptversammlung am Freitag, 5. Mai, ab 19.30 Uhr im Gasthaus Hirsch in Oberkollbach wird deshalb vorgeschlagen, beide Liederkränze aufzulösen. Selbst Link hofft nicht mehr auf ein Fortbestehen der beiden Gesangvereine, die die Chorgemeinschaft bilden und bezeichnet die Lage als aussichtslos.

In allen Stimmlagen fehlen Sänger

Grund ist die Überalterung und die damit oftmals verbundenen gesundheitlichen Einschränkungen. In allen Stimmlagen fehlt mindestens die Hälfte der Sängerinnen oder Sänger. Derzeit sind es nicht mehr als elf Aktive.

Die Sänger sind, so Link, zwischen 65 und 80 Jahre alt. Nachwuchs sei schwer zu gewinnen, zumal nach dem Weggang von Chorleiter Bastian Levacher ein Dirigent fehlt. Auch hier tut sich die Gemeinschaft schwer, einen Nachfolger zu finden, schon aus finanziellen Gründen.

Für einen Chorleiter, so schreibt Link in der Einladung zur Hauptversammlung, müssten heute zwischen 400 und 600 Euro monatlich veranschlagt werden. Unter diesen Voraussetzungen könne man sich einen Dirigenten höchstens eineinhalb Jahre lang leisten, dann sei die Vereinskasse leer.

Sollte es zur Auflösung kommen, ginge eine lange Tradition zu Ende. 2014 feierten die Altburger ihr 125-jähriges Bestehen. Zugleich bestand damals die Gemeinschaft seit 25 Jahren. Der MGV Liederkranz Oberkollbach könnte in zwei Jahren seinen 100. Geburtstag feiern.

Kommentar: Abschiedslied

Von Alfred Verstl

Gesangvereine waren in schwäbischen Dörfern eine Institution. Viele Bürger haben es als Verpflichtung gesehen, zumindest als passives Mitglied dabei zu sein. Vereine sind, gerade im ländlichen Raum, noch immer ein gewichtiger sozialer Faktor. Die meisten müssen sich um Fortbestand und Nachwuchs nicht einmal allzu große Sorgen machen. Bei den Sängern sieht es etwas anders aus. Da hat schon vor Jahren eine Erosion eingesetzt. Das zeigt die Geschichte der Chorgemeinschaft Altburg/Oberkollbach, hat man sich doch der Not gehorchend zusammengeschlossen. Gesangvereine haben es schwer, Interessen von Jung und Alt zusammenzubringen. So wird jetzt wohl ein Abschiedslied angestimmt. Man kann schon inne halten, wenn etwas endet, was Menschen über Jahre hinweg Freude bereitet hat. Zurückdrehen lässt sich die Zeit freilich nicht.