Noch im Frühjahr wurde der "Centro" mit dem ÖPNV-Innovationspreis des Landes ausgezeichnet. Jetzt droht dem Rufbus-System im Kreis Calw das Aus. Foto: SB-Archiv

Nahverkehr: Landrat Riegger und AG Mobiltät reagieren auf drohendes Aus des Rufbus-Systems "Centro".

Kreis Calw - Der Landkreis Calw lehnt die Übernahme der Verluste des auf der Kippe stehenden Rufbus-Systems "Centro" ab. Dabei hatte "Centro"-Betreiber Arno Ayasse im Gespräch mit unserer Zeitung das vom Kreis überhaupt nicht gefordert.

Ayasse hatte betont, dass sein Unternehmen die bisher entstandenen Verluste – ein großer sechsstelliger Betrag pro Jahr – allein tragen und kein Geld vom Landkreis zurück wolle. Allerdings müsse man sich im Landratsamt und im Kreistag darüber klar werden, was man tun wolle, um den "Centro" für die Zukunft zu sichern. Doch Entscheidungen sind dort offenbar noch nicht gefallen.

Jetzt meldet sich eben dieser Landkreis – in Person des Landrats Helmut Riegger – und die Arbeitsgruppe Mobilität im Kreistag zu Wort. Man stellt sich zwar hinter das Projekt, lehnt aber die Übernahme der Verluste explizit ab.

"Uns ist an einer Fortführung des Centro-Modells gelegen"

Landrat Helmut Riegger bewertet die derzeitige wirtschaftliche Situation des "Centro"-Konzepts so: "Uns ist natürlich an der Fortführung des Centro-Modells gelegen. Die hohe Akzeptanz und Kundenzufriedenheit hat in der Vergangenheit gezeigt, dass es einen echten Mehrwert für die gesamte Bevölkerung bedeutet", so Riegger in einer schriftlichen Mitteilung des Landratsamtes.

"Gerade in ländlichen Räumen wie dem Landkreis Calw sind bedarfsorientierte Systeme als elementarer Bestandteil des ÖPNV die Zukunft. Allerdings ist dies nur auf der Basis einer nachvollziehbaren Kalkulation und einer gesicherten Finanzierung möglich."

Der ursprüngliche Finanzierungsgedanke des 2013 eingeführten ÖPNV-Modells habe auf dem Ansatz basiert, dass sich das "Centro"-System durch Einsparungen im Linienverkehr gegenfinanziert, so Riegger. Der Kreis Calw habe diese Idee unterstützt und im Zuge dessen die Reduzierung im Linienverkehr genehmigt. Der Landkreis habe jedoch zu keiner Zeit signalisiert, dass er im Falle eines Defizits Zuschüsse leistet. Dies sei "allein schon aus wettbewerbsrechtlichen Gesichtspunkten" nicht möglich.

Deshalb habe auch die kurzfristig für Montag einberufene AG Mobilität entschieden, dass das entstandene Defizit nicht vom Kreis getragen werden kann. "Wir haben den Centro als Bus, den man rufen kann, gleich begrüßt. Nun sind die Versicherungen des Unternehmens, dass der Centro gut durchgerechnet ist und sich wegen der Einsparungen im Linienverkehr selber trägt, anscheinend nicht eingetroffen", so Rainer Prewo, Vorsitzender der SPD-Kreistagsfraktion und Mitglied der AG Mobilität. Der Kreis handele geradlinig. "Er darf nicht von jetzt auf nachher mit Steuergeldern die Lücken eines Unternehmens stopfen. Er ist nun gefordert, mit den Anbietern auf diesem Markt eine neue Lösung zu finden, die auf besseren Beinen steht", sagt der ehemalige Nagolder OB.

Die Vertreter von Kreis und Kreistag wollen sich nun zeitnah mit den Verkehrsunternehmen im Landkreis zusammensetzen und über die Gestaltung eines zukunftsfähigen ÖPNV "ohne Bevorzugung oder Benachteiligung einzelner Parteien austauschen", wie es in der Mitteilung des Calwer Landratsamtes von gestern heißt.