Etwas mehr als 3000 Zuschauer kamen zur 14. Auflage von "Calw rockt". Foto: Fritsch

Ray Wilson und Roger Hodgson heizen Publikum zusätzlich ein. Eintrag ins Goldene Buch der Stadt.

Calw - Die 14. Auflage von "Calw rockt" war wohl das heißeste "Calw rockt" aller Zeiten. Und das nicht nur wegen der Temperaturen, die zu Beginn des Konzertes immer noch deutlich bei mehr als 30 Grad lagen.

Der effiziente und clevere Schwabe hat auch dafür eine Lösung parat. Die Menschen in der Menge von etwas mehr als 3000 Zuschauern ließen einfach jeweils einen Meter Abstand zum Stehnachbarn, sodass sich die Hitze nicht noch zusätzlich aufstauen konnte. Manch einer wurde bei der Suche nach dem besten Platz auch durchaus kreativ. So zogen sich einige Zuschauer auf die Treppenaufgänge links und rechts entlang des Marktplatzes in den Schatten zurück und hängten kurzerhand die Werbeplakate von den Bauzäunen ab, um einen perfekten Blick auf die Bühne zu bekommen. Wem dies zu aufwendig war, konnte sich für vier Euro eine erhöhte Stehposition erkaufen und vier leere Getränkebecher umgedreht auf den Boden stellen und draufsteigen, sehr zur Freude der Person, die hinter einem stand.

Um 19.56 Uhr machte Ray Wilson mit sagenhafter deutscher Pünktlichkeit den Anfang. "Ich habe euch schottisches Wetter mitgebracht – gern geschehen", begrüßte er das Publikum. Waren die Calwer zu Beginn noch etwas verhalten – wahrscheinlich auch weil jede Bewegung und jedes Klatschen einen kurzen Schweißausbruch auslöste – zog er das Publikum mit seinem Mix aus eigenen Liedern, Genesis und Phil Collins-Klassikern auf seine Seite. Spätestens bei dem Welthit "In the air tonight" seines Genesis-Vorgängers und Nachfolgers, Phil Collins, begannen auch die letzten stillen Beobachter mitzusingen.

Um 22 Uhr begann dann Roger Hodgson damit, dem Publikum zusätzlich einzuheizen. Zum Glück hatte sich die Außentemperatur zu dieser Zeit etwas abgekühlt. Er versprach, die Zuschauer auf eine musikalische Zeitreise zu nehmen und, dass er "mit seiner Musik Erinnerungen wecken möchte". Doch es waren auch einige Zuschauer dabei, die deutlich jünger waren als die Musik von Supertramp und sich noch innerhalb der 30er-Zone bewegen. "Diese Musik ist zeitlos", sagte der 23-jährige Christoph Glaser. "Jeder kennt und liebt sie."

Mit seiner sympathischen Art und seiner sagenhaften Stimme hat Roger Hodgson an diesem Abend die Herzen aller Calwer im Sturm erobert. Für Ursula und Harry Erler wurde er sogar ein "Star zum Anfassen". Das Ehepaar aus Villingen-Schwenningen hat unter anderem beim Abo-Bonus-Gewinnspiel unserer Zeitung ein VIP-Paket für "Calw rockt" – inklusive eines Meet and Greet – gewonnen. "Das ist etwas, dass man mit Geld nicht kaufen kann. Und das sind die schönsten Dinge im Leben", freuen sich die beiden, nachdem sie im Backstage-Bereich von Hodgson in die Arme geschlossen worden waren. "Das war heute auch wegen der beiden vollkommen unterschiedlichen und sensationellen Musiker ein einmaliges Erlebnis", sind sie voll des Lobes für beide Künstler.

"Die Qualität, die da von der Bühne kam, ging nahe an die Perfektion heran. Es war auf jeden Fall eines der besten "Calw rockt", ist auch Veranstalter Reinhard Stöhr rundum zufrieden. Auch dass es trotz des Wetters keine großen Zwischen- oder Notfälle gegeben hat. Das dürfte auch die Einsatzkräfte vor Ort gefreut haben. Denn so konnten sie sich hauptsächlich auf das konzentrieren, was auf der Bühne geschah. Auf Regen warteten dabei alle sehr lange. Von echtem Regen blieb das Publikum verschont. Und auch auf Hodgsons – vor allem in Calw in Erinnerung an einen nassen Klostersommer – sehr beliebten Song "It’s raining again" setzte der Niederschlag erst kurz vor Schluss ein.

Die Verantwortlichen im Rathaus sind wohl ebenfalls Fan des Engländers. Sie haben ihn gebeten, sich nach dem Konzert noch in das Goldene Buch der Stadt einzutragen.

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