Schulleiter Rüdiger Herrscher (links) setzte seine Unterschrift gerne unter die neuen Abkommen. Foto: Mikulcic Foto: Schwarzwälder-Bote

Kreis bestehender Kooperationen erweitert / Schülern früh Einblick in Praxis gewähren / Alle Seiten profitieren

Von Marija Mikulcic

Calw. Unternehmen aus der Region sind darauf angewiesen, dass es auch in Zukunft gut ausgebildete Fachkräfte gibt. Dafür ist es unabdingbar, dass qualifizierte Schulabgänger – gerne aus der Region – darüber im Bilde sind, welche beruflichen Möglichkeiten sich ihnen nach der Schulzeit bieten.

Regionale Anbieter von Ausbildungs- und Studienplätzen sowie an selbigen interessierte Abiturienten zusammenzubringen, ist auch das Anliegen der sogenannten Bildungspartnerschaften, die das Calwer Hermann-Hesse-Gymnasium (HHG) seit nun rund vier Jahren mit verschiedenen Unternehmen im Umland unterhält.

Zu den etwas mehr als 20 bereits bestehenden Bildungspartnern kamen jetzt offiziell sechs neue dazu. Gemeinam mit Schulleiter Rüdiger Herrscher und Jürgen Stolle, Abteilungsleiter Wirtschaft und Mitglied des Schulleitungsteams, unterzeichneten Vertreter folgender Unternehmen einen Vertrag über eine Bildungspartnerschaft: Autohaus Weeber (Hauptsitz in Weil der Stadt), Metallwarenfabrik Wöhrle (Wildberg), die Althengstetter Niederlassung des Reutlinger Bau-Dienstleisters Heinrich Schmid GmbH, die gesetzliche Krankenkasse Barmer GEK, die Innovate Software GmbH (Wildberg) und die Altburger Niederlassung der Firma Steripac.

Der Anteil derer, die ein begonnenes Studium oder eine Ausbildung abbrächen, so Schulleiter Herrscher, liege – insbesondere in Anbetracht des demografischen Wandels – höher, als man sich dies aus volkswirtschaftlicher Sicht auf Dauer erlauben könne. Seine Schule, so Herrscher weiter, habe sich aus diesem Grund vor vier Jahren "ganz intensiv für Firmen aus der Region geöffnet". Dies vor allem vor dem Hintergrund, dass Schüler frühzeitig verschiedene Berufsfelder kennenlernen sollen, um so herauszufinden, welches ihren Interessen und Fähigkeiten am ehesten entspricht.

"Wir wollen für unsere Schüler möglichst breit aufgestellt sein", erläutert Herrscher das Bemühen um ein möglichst weit gefasstes Spektrum an Tätigkeitsbereichen, das mit den Bildungspartnern abgedeckt wird. Die Vertreter der Unternehmen brauche es als Experten, die Schülern gegenüber glaubwürdig aus dem Berufsalltag berichten könnten, so Herrscher.

"Wenn ich meinen Schülern mein Fach erkläre, nehmen sie mir das ab", verdeutlicht es Herrscher. Wo es um die Berufswahl gehe, hätte er bei den Schülern keinen Expertenstatus mehr inne.

Die Bildungspartnerschaften werden, um die Gymnasiasten mit der Berufspraxis vertraut zu machen, schon rege genutzt. So ist es beispielsweise für Martin Röck, Abteilungsleiter des am HHG schwerpunktmäßig unterrichteten Bereichs Naturwissenschaft und Technik, einfacher geworden, Fachleute für Vorträge zu gewinnen, die seinen Schülern einen Draht zur Materie vermitteln sollen.

Dass gerade ältere Schüler, für die das Ende der Schullaufbahn schon in Sichtweite ist, von dem Netzwerk an Partnerunternehmen profitieren, versteht sich von selbst. So kooperiert beispielsweise ein derzeit abgehaltener Seminarkurs der Oberstufe zum Thema Sozial- und Gesundheitswirtschaft mit gleich drei Bildungspartnern auf einmal, namentlich, dem Haus auf dem Wimberg, dem Calwer Krankenhaus und dem Stadtjugendreferat.

Doch nicht nur ältere Schüler erkunden projekt- oder praktikumsbezogen ein Unternehmen. Schon Fünftklässler gewinnen Einblick in die Arbeitsvorgänge an einer Stadtbibliothek.

So erlangen Schüler nicht nur Kenntnis darüber, wie verschiedene Unternehmen funktionieren und wie angewandtes Wissen aussieht, sondern entwickeln darüber hinaus ein Bewusstsein dafür, dass sie Möglichkeiten haben, ihre Fähigkeiten anzuwenden und dass es mit an ihnen liegt, diese zu nutzen. Dass dies von Schülern des HHG bereits vielfach getan würde, zeige sich unter anderem am Vorhandensein dreier aktiver Schülerfirmen an seiner, mit etwa 700 Schülern recht überschaubaren Schule, so drückte es ein sichtlich stolzer Schulleiter den neuen, an aufgeweckten Berufsanfängern interessierten, Bildungspartnern gegenüber aus.