Bilkay Öney Foto: Fritsch Foto: Schwarzwälder-Bote

Ministerin Bilkay Öney spricht bei Handwerkerforum über berufliche Chancen / Viele positive Beispiele

Von Martina Zieglwalner Calw. Ganz im Zeichen des Miteinanders zwischen Bürgern verschiedener Nationen stand das Forum "Gelebte Integration im Handwerk" der Kreishandwerkerschaft in der Kundenhalle der Sparkasse in Calw. Da ging es zum einen um positive Beispiele, wie gerade Jugendliche mit Migrationshintergrund in Betrieben Fuß fassen und Mitarbeiter durch ihre interkulturellen Fähigkeiten zur erfolgreiche Entwicklung der Unternehmen beitragen, zum anderen aber auch um die schlichte Notwendigkeit der Integration, um die Zukunft des Mittelstands zu sichern.

"Im Land der Tüftler und Denker zeichnet sich ein Fachkräftemangel ab", warnte Bilkay Öney, Ministerin für Integration, die als besonderer Gast des Forums konkreten Zahlen nannte und die wichtige Rolle der Bildung ins Feld führte. Gegenüber deutschen Jugendlichen besuche der Nachwuchs mit ausländischen Wurzeln überproportional häufig Förder- und Hauptschule und nur selten das Gymnasium. Dieses Defizit in der Schulbildung wirke sich später auch auf die berufliche Qualifikation aus. Viele hätten keine Ausbildung oder seien arbeitslos. "Wir müssen das Potential der Jugend nutzen", gab Bilkay Öney die Devise mit Blick auf den demografischen Wandel aus. Die duale Ausbildung im Handwerk eröffne Jugendlichen mit Migrationshintergrund Perspektiven. "Die Betriebe vollziehen Integration tagtäglich, das Land ist stolz auf Sie", lobte sie das im Kreis bereits praktizierte Miteinander.

Stolz stellte Hausherr Hans Neuweiler, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Pforzheim Calw, zwei junge Kollegen mit Migartionshintergrund vor, die in der Bank ihre Heimat gefunden haben. "Wir brauchen die Menschen mit fremdländischen Wurzeln, um unsere eigene Zukunft zu sichern".

Gerade im ländlichen Raum sei es wichtig, die Weichen für eine gelungene Integration zu stellen, betonte Landrat Helmut Riegger. Mit dem Programm "Jugend stärken: Aktiv in der Region" versuche der Kreis, die teils bereits abgeschriebenen Problemfälle mit gezielter Förderung noch aufzufangen. Denn die gesamte Gesellschaft profitiere, wenn der Übergang von der Schule in den Beruf gelinge.

Wie Integration funktionieren kann und junge Leute den Weg ins Berufsleben erfolgreich gegangen sind, schilderte Andrea Mörk, die über ein Projekt des Jugendrings Calw junge Menschen in dieser Übergangsphase als Patin begleiten. Da ist die 15-Jährige, der sie bei der schwierigen Suche nach einem Ausbildungsplatz in ihrem Traumberuf Friseurin zur Seite gestanden ist und die ihren festen Platz im Team des Betriebs gefunden hat. Oder der junge Mann, der trotz einer schlechten Note in Mitarbeit eine Chance erhielt und am Arbeitsplatz plötzlich auftaute. Sie sei dankbar, dass es Betriebe gibt, die den Jugendlichen vertrauen und ihnen die Möglichkeit geben, ihre Fähigkeiten zu zeigen. Aber sie hoffe, dass ihre Tätigkeit eines Tages überflüssig werde.

"Ich wünsche mir, dass ich nicht länger eine Ausnahme bin", stellte denn auch Medine Yigit fest, die aus einer bildungsfernen türkischen Familie stammt und nach Abitur und Studium an der Badstraßenschule in Calw unterrichtet. 25 Nationen treffen da aufeinander. Sprachförderung, ein enger Kontakt zu den Eltern und Deutschunterricht für Mütter sind einige Ansatzpunkte, um den Kindern einen Zugang zu Bildung zu verschaffen.

Dass es sich lohnt, Mitarbeiter mit ausländischen Wurzeln einzustellen, zeigte Andreas Perrot, Geschäftsführer der Perrot GmbH & Co.KG auf. Ob beim Übersetzen von Dokumenten und beim Dolmetschen während Geschäftsessen oder auch auf Geschäftsreisen mit dem Wissen über fremde Kulturen im Gepäck, immer habe er von diesen Mitarbeitern profitiert.

Das Handwerk jedenfalls sei weiterhin bereit, Patenschaften mit Schulen einzugehen und die jungen Leute zu unterstützen, stellte Kreishandwerksmeisterin Roswitha Keppler fest. "Wir im Kreis bekommen das hin", ist sie sich sicher.