Im Rahmen eines Runden Tischs im Landratsamt Calw beschäftigten sich Kommunalpolitiker, Wohnbaubranche und -finanzierer mit der Frage, wie bezahlbarer Wohnraum im Kreis geschaffen werden kann. Foto: Landratsamt Calw Foto: Schwarzwälder-Bote

Landratsamt: Politiker, Wohnbaubranche und -finanzierer diskutieren Lösungen

Kreis Calw. "Im Landkreis Calw fehlt wie in ganz Baden-Württemberg bezahlbarer Wohnraum", mahnte Landrat Helmut Riegger zu Beginn des "Runden Tisches bezahlbarer Wohnraum". Zu diesem trafen sich Bürgermeister, Bauträger und -finanzierer sowie Kreisräte und weitere Interessenvertreter im Landratsamt.

Die Ursachen für den Wohnungsmangel im Landkreis Calw sind vielfältig und dürften nur durch gemeinsame Anstrengungen behoben werden können. "Die Bundesregierung hat das Problem zwar erkannt und ein bundesweites ›Bündnis für bezahlbares Wohnen‹ gegründet, konkret sind dabei aber noch keine Steuererleichterungen oder das Absenken von Baustandards herausgekommen", so Riegger an die anwesenden Bürgermeister gewandt.

Eine mögliche Lösung skizzierten Hans Neuweiler, stellvertretender Vorsitzender des Vorstands der Sparkasse Pforzheim Calw, und Jürgen Katz, Geschäftsführer der LBBW Immobilien Kommunalentwicklung GmbH: Die Kommunen stellen Grundstücke bereit, die Sparkasse übernimmt die Finanzierung, während die Kommunalentwicklung zusammen mit Bauunternehmen für die bauliche Umsetzung verantwortlich ist.

Prognosen deuten auf Bevölkerungszuwachs hin

"Das Modell ist von den Sparkassengremien genehmigt, und bei entsprechendem Interesse können wir schon morgen individuelle Gespräche führen", so Hans Neuweiler.

Zeit gilt es bei dieser Aufgabe keine zu verlieren, denn die Prognosen für den Landkreis Calw lassen noch für Jahre auf eine weitere Bevölkerungszunahme schließen. "Es gibt dabei nicht ›den‹ Landkreis Calw", stellte Verena Waldherr, Referentin für Regionalanalyse und Kartografie beim Statistischen Landesamt Baden-Württemberg, klar.

Anhand aktueller Zahlen verdeutlichte sie, dass die Bevölkerungsentwicklung der Kommunen im Landkreis sehr unterschiedlich verlaufen wird: Rund die Hälfte wird bis 2035 einen Bevölkerungsschwund erleiden, während die andere Hälfte teilweise signifikant wachsen wird. Der Trend geht zu mehr und zugleich kleineren Haushalten.

"Durch die Flüchtlinge wird sich der Mehrbedarf nach preisgünstigem Wohnraum in den nächsten Jahren drastisch erhöhen", stellte Sigrid Feßler, Verbandsdirektorin und Geschäftsführendes Vorstandsmitglied des Verbands baden-württembergischer Wohnungs- und Immobilienunternehmen e.V., klar.

Der Erste Landesbeamte Frank Wiehe machte mit Blick auf das Integrationsgesetz deutlich, dass der Gesetzentwurf eine Wohnsitzauflage für Flüchtlinge vorsieht, so dass der Druck zur Unterbringung der Flüchtlinge in den Kommunen mehr denn je besteht. Zahlreiche Lösungsansätze wurden identifiziert und diskutiert. Dazu gehörten unter anderem eine bessere und frühzeitigere Absprache zwischen Kommunen und Wohnungsunternehmen, die Beschleunigung von Baugenehmigungsverfahren, die Absenkung von Standards sowie eine besser ausgestattete Wohnraumförderung oder steuerliche Abschreibungsmöglichkeiten.

Neben der Neuschaffung von Wohnraum wurde die Reaktivierung von derzeit ungenutztem Wohnraum als weitere zentrale Maßnahme benannt.