Im Rahmen der Abschlussveranstaltung erhielten die Schüler ihr Zertifikat für den Berufswahlkompass. Foto: Stocker Foto: Schwarzwälder-Bote

Wichtiger Bestandteil sind Praxisnachmittage in den Firmen / Vorstellungen haben klare Konturen erhalten

Von Steffi Stocker

Calw. Die Äußerung einer Schülerin, sie lerne nicht lebensnah, hat bundesweit für Diskussionen gesorgt. Schüler aus dem Landkreis haben da ganz andere Erfahrungen gemacht. In Sachen Metallberufen sind sie jetzt jedenfalls ein erhebliches Stück weiter, als ihre Altersgenossin.

Unter der Federführung der BBQ (Berufliche Bildung gGmbH) absolvierten 46 Jugendliche von Realschulen sowohl Seminare als auch Praktika in verschiedenen Firmen, um den sogenannten Berufswahlkompass zu erlangen. "Die Schüler profitieren davon. Sie sind anderen um ein halbes Jahr voraus, wenn es um die berufliche Orientierung geht", so Steffen Rothfuß, an der Realschule Calw. Er hat sie in den vergangenen Monaten begleitet.

Im Rahmen der Abschlussveranstaltung berichteten die Schüler aus Bad Liebenzell, Calmbach, Calw und Wildberg von der gemeinsamen Zeit. "Die Seminare waren anstrengend, aber lehrreich", so ihre Zusammenfassung. Kompetenzen wie Durchhaltevermögen, Konzentration und Zuhören seien vertieft worden. Die BBQ-Pädagoginnen Sandra Epp und Katrin Wirth würdigten in diesem Zusammenhang, dass das alles freiwillig in den Ferien geschehen ist.

Wichtiger Bestandteil waren die Praxisnachmittage in den Firmen. Fünf von acht Angeboten der Unternehmen Seuffer, Wöhrle, Harry à Wengen, Kissling, Tronser, hapema, Bystronic und Gindele konnten sich die Teilnehmer aussuchen. "Bei der Herstellung vom Würfeln, Minikegeln, Nussknackern oder Wechselblinkern wurden ihnen dabei technische Grundkenntnisse vermittelt", so Sandra Epp, die die Kooperationsbereitschaft der Firmenmitarbeiter lobend hervorhob. Manchem Mädchen sei auch die Angst vor der Technik genommen worden. Mit einem Besuch im Klettergarten Herrenberg förderte die BBQ zudem den Zusammenhalt unter den Teilnehmern.

„Es war ein spannendes und erlebnisreiches Jahr, in dem ein Wandel vollzogen wurde", unterstrich Katrin Wirth. Nicht zuletzt seien die Schüler in ihrer Persönlichkeit gereift. "Vorstellungen, wie es nach der Schule weitergehen soll, haben klarere Konturen erhalten, und alle staunen, was neben der Schule möglich ist", so Sandra Epp. Die Projektleiterinnen zollten auch Eltern und Lehrern Respekt für ihr zusätzliches Engagement.

"Das ist eine Zusammenarbeit, die sich lohnt", resümierte Jürgen Schwab, Vorsitzender der Geschäftsleitung der Agentur für Arbeit Nagold-Pforzheim. Nicht nur, dass so Ausbildungsabbrüche deutlich reduziert werden könnten, auch dem Fachkräftemangel wirke das Projekt entgegen. "Betriebs- und volkswirtschaftlich können wir uns das nämlich nicht leisten", so Schwab. Seine Agentur hat sich neben dem Arbeitgeberverband und den teilnehmenden Firmen an den Kosten für den Berufswahlkompass beteiligt.

Mit der Verleihung des BBQ-Zertifikats an die Schüler wurde das Projekt abgeschlossen.