Wer keine Berufsausbildung hat, läuft Gefahr, bei einem Jobverlust zum Heer der Langzeitarbeitslosen zu zählen. Foto: Stratenschulte

Ungelernte tun sich bei Jobsuche zunehmend schwer. DGB fordert regionale Qualifizierungsoffensive.

Kreis Calw - Im Jahr 2016 lag die Arbeitslosenquote im Kreis Calw bei 3,6 Prozent. Doch die Risiken, von Arbeitslosigkeit betroffen zu sein, sind je nach Bildungsstand sehr ungleich verteilt, stellt der DGB fest und fordert eine regionale Qualifizierungsoffensive

Besonders von Arbeitslosigkeit betroffen sind demnach An- und Ungelernte. Sie haben laut Statistik ein drei Mal höheres Risiko, arbeitslos zu werden als Menschen mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung oder einem Studium.

Konkret bedeutet dies: Für Menschen mit abgeschlossener betrieblicher oder schulischer Berufsausbildung betrug die Arbeitslosenquote im Kreis Calw 2,5 Prozent und für Akademiker sogar nur 1,8 Prozent, während sie bei Personen ohne abgeschlossene Berufsausbildung bei 11,1 Prozent lag.

Besonders hoch ist das Risiko für Geringqualifizierte, von Langzeitarbeitslosigkeit betroffen zu sein. Im Kreis Calw liegt der Anteil an Langzeitarbeitslosen bei Menschen ohne Berufsausbildung bei 35,4 Prozent. Der Anteil der Ungelernten an allen Arbeitslosen liegt bei 46,7 Prozent.

Zum Vergleich: Bei Menschen mit einer betrieblichen oder schulischen Ausbildung liegt der Anteilswert an verfestigter Arbeitslosigkeit im Kreis Calw bei 30,5 Prozent. Der Anteil dieser Gruppe an allen Arbeitslosen liegt bei 46,4 Prozent. Insgesamt schützt eine abgeschlossene Berufsausbildung vor Arbeitslosigkeit.

Das Risiko, aus Beschäftigung arbeitslos zu werden, ist im Kreis Calw bei Fachkräften mit einer betrieblichen oder schulischen Ausbildung mit 0,4 Prozent unterdurchschnittlich. Hingegen ist die Wahrscheinlichkeit, einen neuen Arbeitsplatz zu finden, bei dieser Gruppe mit einer Abgangsrate von 11,1 Prozent fast doppelt so hoch wie bei Arbeitslosen ohne Berufsabschluss. In den Kreisen Calw und Freudenstadt hat jede siebte Erwerbsperson keinen Berufsabschluss.

"Damit sich Arbeitslosigkeit nicht verfestigt, ist es wichtig, jetzt zu handeln", so der DGB, "um Langzeitarbeitslosigkeit möglichst gar nicht erst aufkommen zu lassen." Stefan Kirschbaum, Gewerkschaftssekretär der IG Metall Freudenstadt und Vorsitzender des DGB Kreisverband Calw fordert: "Wir brauchen eine regionale Qualifizierungsoffensive. Bei der guten konjunkturellen Lage ist in der Arbeitslosenversicherung derzeit genügend Geld vorhanden, um die verfügbaren Instrumente für berufliche Bildung und abschlussbezogene Weiterbildung zu nutzen. Jetzt kommt es darauf an, zu handeln und möglichst viel in die Nachqualifizierung von Geringqualifizierten zu investieren!"

Für Beschäftigte steht das Programm WeGebAU der Bundesagentur für Arbeit zur Verfügung, mit dem geringqualifizierte oder ältere Beschäftigte in Unternehmen gefördert werden können.