Hans-Ulrich Schnepf, Inhaber des Autohauses Müller, lässt kein gutes Haar an der Beschilderung während der mehrmonatigen Bauphase. Foto: Kunert

Sperrung große Belastung für Unternehmen. Verbesserungen durch Flüsterasphalt spürbar.

Calw - Das Aufatmen ist groß entlang der Stuttgarter Straße in Calw: Die Vollsperrung ist seit dem Wochenende Geschichte. "Hören Sie das? Der Verkehr ist sehr viel leiser geworden durch den neuen Flüsterasphalt", freut sich Hans-Ulrich Schnepf vom Autohaus Müller.

Aber damit ist auch schon Schluss mit dem Lob für die jetzt abgeschlossene Großbaumaßnahme direkt vor seinem Gewerbegrundstück. "Das war schon alles sehr schwierig für uns." Vor allem an der Beschilderung während der verschiedenen Sperrungs-Stufen – von halbseitig bis zur dreiwöchigen Vollsperrung – lässt Schnepf kein gutes Haar: "Immer wieder sind Autofahrer hier bei uns auf dem Hof gelandet", weil sie den Weg durchs Baustellen-Labyrinth nicht fanden.

Irgendwann zur Selbsthilfe gegriffen

Irgendwann hat Schnepf dann zur Selbsthilfe gegriffen – und eigene Schilder aufgestellt, vor allem natürlich auch, damit sein Unternehmen von den Kunden gefunden würde. Zwei besondere Probleme seines Autohauses in "der schwierigen Zeit": "Unsere Wohnmobilkunden haben sich nicht über die Ausweichstrecke Hindenburgstraße getraut – weil es da nur eine Durchfahrtshöhe von 3,20 Meter gibt." Viel zu niedrig für ein "richtiges" Wohnmobil, auf die sich das Autohaus Müller im Service-Bereich zum Teil spezialisiert hat.

Das zweite, spezifische Problem: "Wir konnten zeitweise keine Neuwagen an unsere Kunden mehr ausliefern, weil die Autotransporter das Grundstück nicht anfahren konnten." Aber mit all dem kann sich Hans-Ulrich Schnepf eigentlich noch arrangieren, auch wenn er persönlich sich eine je halbseitige Baustelle und Verkehrsführung mit Rücksicht auf die Anlieger gewünscht hätte – "und keine Vollsperrung."

Weshalb aber Schnepf richtig sauer wird: "Dass fast jeden Tag auf der Umleitungsstrecke Lange Steige geblitzt wurde." Das sei eine "absolute Unverschämtheit" und "üble Abzocke" gewesen. "So was muss in einer solchen, sowieso schon schwierigen Situation wirklich nicht auch noch sein!"

Moderatere Töne findet Thomas Ledermann, Inhaber des Lepi-Schuhhauses im Calwer City Center (CCC). "Natürlich ist so ’ne Baustelle etwas, das keinem gefällt." Aber wolle man gute Straßen, seien solche Maßnahmen andererseits unumgänglich. Dabei hat Ledermann echten Grund zum Meckern: Durch die Baustelle auf der Stuttgarter Straße sei sein Umsatz an diesem Standort "im unteren zweistelligen Bereich" zurückgegangen; und das zu einem Zeitpunkt, in dem sich der 900 Quadratmeter große Laden im City Center immer noch in der Aufbauphase befindet und sowieso noch keine schwarze Zahlen schreibt.

"Das hat uns schon ein Stück weit zurückgeworfen", aber andererseits: "Es hätt’ auch noch wesentlich schwieriger werden können." Aus seiner Sicht sei die auch großräumige Beschilderung gut gelaufen, habe so gut wie möglich ihren Zweck erfüllt. "Es kamen ja Kunden." Zwar nicht so viele wie sonst, aber Ledermann hoffe, wie die vergangenen Jahre im City Center, auch 2017 trotzdem wieder insgesamt noch ein Umsatzplus für sein Geschäft verzeichnen zu können.

Kleiner Exkurs zur Situation des CCC überhaupt: "Mit den neuen Eigentümern und Betreibern sind wir als Mieter wesentlich zufriedener als mit den Alteigentümern." Die Entwicklung sei insgesamt "sehr positiv".

Zurück zur Stuttgarter Straße. Lisa Straßburger ist Assistentin der Geschäftsleitung im Sanitätshaus Reutter. Und sie ist vor allem eins: "Dankbar, dass trotz aller Widrigkeiten durch die Baustelle die Kunden zu uns gekommen sind." Teilweise, erzählt Straßburger, auch mal "durch die "Hintertür" und "Katakomben", weil der Haupteingang eben direkt von der Stuttgarter Straße her nicht zugänglich war.

Und noch ein Dank – diesmal an den Nachbarn City Center: "Wir durften dort ganz unkompliziert während der Baustellenphase die Parkplätze mit benutzen, für die Mitarbeiter und Kunden." Das habe viel Druck aus der Situation genommen.

Nicht zufrieden war man bei Reutter mit der Informationspolitik der Calwer Stadtverwaltung: "Das war gelegentlich sehr verwirrend", weil über Stadt und Bauleitung vor Ort, aber auch über die Medien, teilweise unterschiedliche Informationen verteilt wurden. Die Folge: "Ein großer Auflauf an Anrufen der Kunden jeden Tag." Und ebenfalls immer wieder "gestrandete Autofahrer" auf dem eigenen Grundstück. Weshalb man bei Reutter dazu überging, die "tagesaktuelle Verkehrssituation" selbst den Kunden gegenüber zu kommunizieren.

Trotzdem: Auch bei Reutter ist der Umsatzrückgang durch die Baustelle "richtig spürbar", obwohl man intern vermehrt auch auf Hausbesuche umgestellt habe und Kunden mit einem zehnprozentigen Baustellen-Rabatt lockte. "Insgesamt sind wir sehr froh, dass sich jetzt wieder Normalität einstellt."

Auch weniger Kunden bei Rewe

Worauf man auch bei Rewe im CCC hofft. Durch die Sperrung der Stuttgarter Straße sei auch hier "ein Rückgang der Kundenfrequenz, demzufolge auch Umsatzrückgang", spürbar, so Rewe-Sprecherin Susanne Amann in einem schriftlichen Statement. Und weiter: "Die Verkehrsführung während der Bauarbeiten war aus unserer Sicht nicht zufriedenstellend." Man gehe aber davon aus, dass nun mit Ende der Bauarbeiten diese Probleme der Vergangenheit angehörten.