Die Bürgeraktion BAUS macht sich auch für Bahnreisende aus dem Kreis Calw stark. Archiv-Foto: Fritsch Foto: Schwarzwälder-Bote

Bürgeraktion aus Kreis Böblingen wirbt für Reaktivierung der Schwarzwaldbahn

Böblingen/Calw. Eine breitere Sichtweise auf das Thema der kommenden Bahnverbindung nach Calw fordert die Bürgeraktion "Unsere Schwarzwaldbahn" (BAUS). Die Bedürfnisse der Einpendler aus dem Nordschwarzwald, wo man von der Hessebahn spricht, seien nicht weniger wert als die der Einwohner im Kreis Böblingen. Daher werde es Zeit für die Bahnanlieger zwischen Böblingen, Renningen und Weil der Stadt, sich im Kreisgebiet auf die Chancen zu besinnen, die sich durch die neue Bahn ergeben, anstatt Hürden aufzubauen.

"Willkommen an der Zonengrenze", formuliert Reinhard Hackl aus Holzgerlingen, Sprecher der Bürgeraktion für die Bahnverbindung Renningen - Calw: Etliche der Meinungen und Haltungen, die im Kreisgebiet Böblingen seit einiger Zeit zum Ausdruck kämen, "lassen eine regelrechte ›Berliner Mauer des Denkens‹ erkennen." Dies sei nicht zeitgemäß: "Schließlich schaffen Mitarbeiter aus Calw am gleichen Schreibtisch, an der gleichen Werkbank im Kreis Böblingen wie die Einheimischen."

Hackl fordert daher mehr Rücksicht auf die Einpendler aus dem Nachbarkreis, und mehr Beachtung der Chancen durch die neue Bahn: "Die Bedürfnisse von 40 000 Anwohnern im Kreis Calw gilt es ebenso ins Auge zu fassen wie von 30 000 Anliegern in Weil der Stadt und Renningen."

Der Anspruch der Menschen aus dem Kreis Calw auf Mobilität sei sicherlich gleichwertig denen im Kreisgebiet Böblingen, so sieht es auch Hans-Joachim Knupfer aus Leonberg, Mitbegründer der Bürgeraktion: "Stimmen aus dem Kreis Böblingen können nicht pauschal über die Qualität des Verkehrsangebotes entscheiden, das den Kreis Calw mit der Region Stuttgart verbindet." Bekanntlich stelle sich die Frage nach einem Umstieg der Calwer Fahrgäste in Weil der Stadt oder Renningen nicht. "Die Verkehrswissenschaft hat hierzu eine klare Aussage vorgelegt, die sich mit vergleichbaren Fällen deckt", so Knupfer. Förderwürdig sei daher nur ein Zugverkehr zwischen Calw und Renningen oder gar keiner.

Die Maßstäbe und Erfahrungen der Nahverkehrsbranche beruhten auf zahlreichen langjährigen Erfahrungen. Für mehr Transparenz über die Wirtschaftlichkeitsberechnung seitens des Kreises Calw trete allerdings auch die BAUS-Aktion ein: Dann werde sich jeder überzeugen können, sagt Reinhard Hackl, "dass die für die Calwer Bahn errechneten Zahlen plausibel sind." Weil der Stadt und Renningen besäßen einen Bahnanschluss in die Region Stuttgart, sogar im 15-Minuten-Takt, die Calwer und Althengstetter überhaupt nicht. Reinhard Hackl stellt daher die rhetorische Frage: "Will die Regionalpolitik im Kreis Böblingen keine bessere Verkehrsanbindung für die künftigen Bosch-Mitarbeiter nach Westen, keine Entlastung der Straßen in Weil der Stadt, Malmsheim, Renningen und Darmsheim durch die Bahn und kein größeres Hinterland für die Kaufkraft aus dem Nordschwarzwald?". Auch die Rolle der Calwer Einpendler in den Kreis Böblingen als Mit-Erbringer der Steuerkraft gerate offenbar in Vergessenheit. Mit Blick auf die Immobilieneigentümer an der Schwarzwaldbahn geben Hackl und Knupfer den Hinweis, bei der Vermarktung nun mit einzubeziehen, dass zur S-Bahn in Zukunft auch Züge Richtung Richtung Calw hinzukommen, mit Anschluss etwa nach Bad Liebenzell. Das steigere auf jeden Fall den Freizeitwert der Wohnlage.

(kaz). Die Bürgeraktion "Unsere Schwarzwaldbahn", kurz BAUS, ist eine von dem ehemaligen Landtagsabgeordneten Reinhard Hackl aus Holzgerlingen und seinem Mitstreiter Hans-Joachim Knupfer aus Leonberg ins Leben gerufene Bewegung. Sie wurde Mitte Juli gegründet. Beide bezeichnen sich als bahnaffin. Erklärtes Ziel der Bürgeraktion ist die Reaktivierung der Schwarzwaldbahn. Für dieses Ansinnen bringt Hackl Erfahrung mit, denn er war Sprecher des runden Tisches Schönbuchbahn, einer Bürgerinitiative, die seinerzeit ihr Ziel erreichte.

Hackl wirbt zwar für die belange des Kreises Calw und der dortigen Pendler, zugleich verweist er aber darauf, dass Züge nicht nur in eine Richtung fahren. Für die Bewohner des Kreises Böblingen könnte die Bahnstrecke eine Verbindung zu Freizeitangeboten und Naherholung darstellen. Die Bedenken der Einwohner in Weil der Stadt, Renningen und Malmsheim sieht die Initiative auch. Sie fuhr kürzlich mit 30 Interessierten an die Schönbuchbahn, um direkt mit Anwohnern der Bahnstrecke über deren Erfahrungen zu sprechen.