Beim Gold sind die Einstiegspreise inzwischen sehr hoch. Sein Wert kann ebenso schnell wieder fallen. Foto: dpa

Ob nun eine Wirtschaftskrise herrscht oder nicht – die Raiffeisenbank rät, Vermögen breit zu streuen.

Calw/Neubulach - Ob nun tatsächlich eine Wirtschaftskrise herrscht oder nicht – die Raiffeisenbank im Kreis Calw rät ihren Kunden, ihr Vermögen immer breit zu streuen und ihr Geld nicht nur auf eine Anlageform zu konzentrieren. Ein weiter anhaltender Einlagenzuwachs zeigt nämlich, so Vorstand Gerd Haselbach, dass die Anleger dem Euro vertrauen.

Gibt es Kunden, die wegen der Euro-Krise Angst um ihr Geld haben?

Die gibt es. Das sind aber Einzelfälle. Nach einem Plus von über acht Prozent im vergangenen Jahr verzeichnen wir auch 2010 Zuwächse bei den Einlagen. Das zeigt, dass das Vertrauen in den Euro nach wie vorhanden ist.

  Offensichtlich sind die Auswirkungen auf Ihr Haus eher positiv?

In Krisenzeiten erzielen wir wohl immer besonders gute Ergebnisse. 2009 war für uns das absolut beste Jahr und 2010 sieht es nicht viel anders aus.

  Woran liegt das?

Das Vertrauen der Kunden ist so stark wie noch nie. Das führen wir auf den engen persönlichen Kontakt zurück. Das betrifft Service, Kundenberatung und unser dichtes Netz an Geschäftsstellen. Daran werden wir auch in Zukunft festhalten.

Viele setzen in der Krise auf Gold und Immobilien. Sind das derzeit die richtigen Anlageformen?

Beim Gold sind die Einstiegspreise inzwischen sehr hoch. Sein Wert kann ebenso schnell wieder fallen. Bei Immobilien kommt es auf den Standort an. Da geht der Trend in Richtung Stadt. Objekte auf dem Land sind bei entsprechend ungünstigerer Infrastruktur schwieriger zu vermieten oder zu veräußern.

  Was soll man also tun?

Ganz gleich, ob sich die Wirtschaft in einer Krise befindet oder nicht: Der Anleger ist immer gut beraten, wenn er sein Vermögen breit streut.

Der Weg aus der Euro-Krise

Wie beurteilen Sie die Euro-Krise?

Mit dem Rettungsschirm für angeschlagene EU-Mitgliedsländer wurde größerer Schaden verhindert. Gleichwohl gibt es für mich zum Euro keine Alternative. Er ist keine weiche Währung und daher zukunftsfähig. Allerdings müssen die Mitgliedsländer enger zusammenrücken und eine gemeinsame Wirschafts- und Finanzpolitik verfolgen. Die Politik muss zu ihrer Führungsverantwortung zurückfinden und künftig wieder mehr agieren als reagieren.

  Welcher Weg führt uns aus der Krise?

Die Rettungsprogramme für Banken in Schieflage und schwache Euroländer sowie die staatlichen Ausgabenprogramme zur Belebung der Wirtschaft waren sicherlich richtig. Ein schuldenfinanziertes Wachstum führt uns auf Dauer aber nicht weiter. Zur Konsolidierung der öffentlichen Haushalte gibt es keine Alternative. Mehr auszugeben als einzunehmen geht nur eine begrenzte Zeit.

  Was halten Sie von einer Bankenabgabe?

Dagegen ist im Prinzip nichts einzuwenden. Nur sehe ich nicht ein, dass Genossenschaftsbanken für etwas bezahlen sollen, was sie nicht verursacht haben. Wir haben unsere eigene Sicherungseinrichtung. Außerdem hat die genossenschaftliche Bankengruppe zu keinem Zeitpunkt auf Staatshilfen zurückgreifen müssen.

Die Fragen stellte Alfred Verstl