Für "Auf Kur mit Hermann Hesse" interessierte sich offensichtlich auch Klein-Julian, der Sohn von OB Ralf Eggert und seiner Frau Eva. Foto: Privat

Kultur: Calw bringt zum neunten Mal eine Hesse-Veranstaltung in ihre Tessiner Partnergemeinde.

Calw/Montagnola/Collina d’Oro - Das in diesem Jahr auch im Tessin launische Frühjahrswetter war der Partnerschaft von Calw und Collina d’ Oro wohlgesonnen und zeigte sich für ein Wochenende lang von seiner sonnigen Seite.

Zum neunten Mal seit 2008 brachte die Stadt Calw eine Hermann-Hesse-Veranstaltung in die Tessiner Partnergemeinde. Bürgermeisterin Sabrina Romelli und Calws OB Ralf Eggert begrüßten im Saal des Museo Hesse Montagnola die stattliche Zuhörerschaft, unter der sich auch die Kulturbeauftragten der beiden Gemeinden, Francesco Hurle und Hans-Martin Dittus, befanden, wie auch der Präsident der Montagnoleser Hesse-Stiftung, Marc Andreae.

Als sei’s ein Stück von Thomas Mann

Museumsleiterin Regina Bucher und Gestalter Herbert Schnierle-Lutz führten in das deutsch und italienisch vorgetragene Programm "Auf Kur mit Hermann Hesse" ein, das die städtische Delegation quasi als passendes Geschenk aus dem "Bäderkreis Calw" mitgebracht hatte. Den deutschen Part las die vom "Gerbersauer Lesesommer" bekannte Stuttgarter Sprecherin Luise Wunderlich und den italienischen der in Collina d’Oro wohnende Schauspieler und Regisseur Antonio Ballerio. Als "Kurkapelle" fungierten die Calwer Musikschullehrer Renate Laich-Knausenberger sowie Steffen Haß mit Klavier und Saxofon.

Die beschwingte Musik fand ebenso den Beifall der Zuhörer, wie die ausdrucksvoll vorgetragenen Lesepassagen aus Hesses mit viel Humor verfassten Aufzeichnungen von seinen Badekuren, denen er sich in der zweiten Lebenshälfte immer wieder unterziehen musste, um seine ischiatischen Beschwerden zu lindern.

Die amüsanten Schilderungen in seinem Buch "Kurgast", in denen er die Freuden und Tücken des Kurbetriebs mit Ironie sowie Selbstironie analysierte, hatten bereits 1925 den Beifall von keinem Geringeren als Thomas Mann gefunden, der an Hermann Hesse schrieb, er empfinde dieses Buch "als sei’s ein Stück von mir."

Auf dem Friedhof Kranz niedergelegt

Wehmütig wurde die Stimmung im Saal, als einer Künstlerin gedacht wurde, die die Austauschveranstaltungen in den vergangenen Jahren immer wieder bereichert hatte. Die Pianistin Fiona Albek, die mit ihrer Zwillingsschwester Ambra an der Violine das Calwer Publikum mehrfach in der Aula begeistert hat, ist vor kurzem im Alter von 39 Jahren an einer Krebserkrankung gestorben.

Renate Laich-Knausenberger spielte ihr zum Gedenken die "Vocalise" von Sergei Rachmaninow, die Fiona Albek selbst im letzten Jahr noch auf dem Flügel in der Calwer Aula bei einer von der Gemeinde Collina d’ Oro nach Calw gebrachten Veranstaltung gespielt hatte.

Die Calwer Delegation legte am Grab von Fiona Albek auf dem Friedhof von Sant’ Abbondio, auf dem auch Hermann Hesse ruht, einen Kranz nieder.