Das Reformationskonzert in der Calwer Stadtkirche wurde zu einem außergewöhnlichen musikalischen Ereignis. Foto: Stöß Foto: Schwarzwälder-Bote

Konzert: Calwer Musiker begeistern mit zwei Werken von Felix Mendelssohn Bartholdy in Stadtkirche

Calw. Zwei Meisterwerke zur Reformationszeit wurden in der Calwer Stadtkirche zelebriert. Was hätte der Erschaffer der Stücke gesagt, hätte er persönlich zuhören können? Mit aller größter Wahrscheinlichkeit hätte das Urteil des Felix Mendelssohn Bartholdy gelautet: "Ja - genau so habe ich es mir vorgestellt."

Die Calwer Kantorei, der evangelische Kirchenchor, die Solisten Jeannette Bühler, Petra Koschatzki (beide Sopran), Maximillian Vogler (Tenor) sowie die Kammersinfonie Calw, alles unter der Gesamtleitung des Bezirkskantors Martin W. Hagner, zündeten ein außergewöhnliches Feuerwerk, das übertreibungslos als einer der musikalischen Höhepunkte in diesem Jahrin Calw.

Unter dem Kreuz Jesu wurde wieder einmal bestätigt: Kein noch so hochwertiger Tonträger kann ein solches Livekonzert ersetzen. Schon gar nicht, wenn dieses in einer mit solch wunderbarer Akustik ausgestatteten Stadtkirche gehört werden darf. Das Maximum von gefühlsgeladenem Hörgenuss wurde ein ums andere mal erreicht.

Himmlisch verschmolzen

Es wäre sicherlich dem einzelnen Konzertteilnehmer Unrecht getan, einen Künstler oder eine Gruppe hervorzuheben. Bei beiden Werken bestach das Gesamte. Die Aufführung war ein himmlisches Verschmelzen verschiedener Klangkörper.

Erwähnt sei, dass das Orchester mit dem von Mendelssohn vorgesehenen Aufgebot an Streichern, Pauke und Blasinstrumenten eine anmutige, wohlklingende, oft furiose Vorstellung zelebrierte. Ist es nicht genau das, was aus einem solchen Stück ein Meisterwerk werden lässt? Dann, wenn alles an höchster Stelle harmonisch ist?

War man als Zuhörender mutig, in diese Darbietung einzutauchen, konnte man mitfühlen, wie sich ein Publikum zu damaliger Zeit als Teil der Musikwelt verstehen durfte. Es ist auch zu erahnen, wie sich der berühmte Komponist, Dirigent und Klaviervirtuose mit dem Thema der Reformation befasst haben muss. Wobei er selbst später gerade von diesem (Reformations-)Werk abrückte. Erst postum fand es wieder Eingang in das gewaltige Gesamtgebilde seiner über 750 Kompositionen. Zurecht. Es ist mittlerweile nicht mehr wegzudenkende Musikgeschichte.

In Urgewalt geendet

Nach der Pause durften die rund 160 Zuhörer den "Lobgesang" einatmen. Zu Mendelssohns Zeit war dieses Stück vergleichbar mit einer musikalische Revolution. Es gelang, damals ungewöhnlich, eine Symbiose von Musik und Poesie. Der Kantatenteil folgte dem Sinfoniepart, um dann miteinander verknüpft in einer musikalischen Urgewalt zu enden.

Orchester-, Solo- sowie die herzergreifenden Choranteile fügten sich ineinander. Sie erzählten vom Lob Gottes, dessen Treue zu denen, die seiner Hilfe und seines Trostes bedürfen. Besonders der Aufstieg des Volkes von der Finsternis in das Licht trat deutlich zu Tage, als Sopran und Chor einstimmten in ein "Ich harrete des Herrn und er neigte sich zu mir; wohl dem, der seine Hoffnung setzt auf ihn". Es dominierte sodann die Frage "Hüter, ist die Nacht bald hin?". Die Lösung lag in dem gewaltigen Chorsatz "Die Nacht ist vergangen, der Tag aber herbeigekommen. Alles danke dem Herrn. Halleluja, lobe den Herrn."

Die Calwer Künstlerriege unter der musikalischen Gesamtleitung des Martin W. Hagner bereitete sich lange auf diesen Abend vor. Die Zuhörer tauchten in eine sakrale Stimmung ein. Am Ende war der berauschende Beifall Ausdruck größter Anerkennung für die dargebotene Leistung. Gleichzeitig war es ein Dankeschön an alle Musiker für dieses eindrucksvolle, ausdrucksstarke, wunderbare Musikerlebnis.