Slavo Serc (gesprochen "Scherz") heißt der aktuelle Hesse-Stipendiat.          Foto: Laich Foto: Schwarzwälder-Bote

Slowenischer Übersetzer Slavo Serc neuer Stipendiat der Hesse-Stiftung / Mit freiwilliger Verbannung zufrieden

Calw. Als 53. Stipendiat der Calwer Hermann-Hesse-Stiftung wurde im Casino der Sparkasse der slowenische Übersetzer Slavo Serc (gesprochen "Scherz") willkommen geheißen. Vertreter der Stiftungsgründer Sparkasse und Südwestrundfunk, der Stadt und des kulturellen Lebens hießen den Stipendiaten willkommen, der für "die große Ehre und Auszeichnung" dankte.

Sparkassen-Filialdirektor Markus Schwarz wünschte dem Gast: "Lassen Sie sich vom Haus Schaber inspirieren." Vorsitzender Andreas Narr hob hervor, dass es die Stiftung ohne die Sparkasse gar nicht gäbe. Dem Stipendiaten wünschte er: "Fühlen Sie sich wohl hier, tauchen Sie ein ins gesellschaftliche Leben der Stadt." Durch "das Dreier-Team" der Familie Schaber sei der Wohlfühlfaktor im Hesse-Geburtshaus garantiert. Für die Stadt ergriff Timo Heiler (Hesse-Museum) das Wort und legte dem Gast eine klassische Nachtführung ans Herz.

"Die Übersetzung gelingt, stimmt auf geheimnisvolle Weise, wenn der Übersetzer die spezifische Stimme dieses Autors in diesem Text hört": Slavo Serc hat offenbar "ein besonders ausgeprägtes Gehör für höchst unterschiedliche Stimmen". In Anlehnung an einen Text von Uwe Thimm attestierte Laudator Tobias Scheffel dem Übersetzer ein besonderes Gespür für "Töne, Stimmen, Stile" unzähliger Autoren, die er ins Slowenische übertragen hat.

Von Theodor Adorno bis Ferin Zaimoglu reicht Serc’ Bandbreite. Unter den übersetzten Autoren finden sich auch "so unterschiedlich mit Sprache umgehende" Nobelpreisträger wie Günter Grass, Elfriede Jelinek und Herta Müller. Zudem hat Serc auch zwei Anthologien deutscher Kurzprosa herausgegeben, übersetzt und kommentiert sowie ein Buch über "Deutsche Literatur heute" verfasst. Diese "Vermittlertätigkeit" sei ein wichtiger Bestandteil seiner Arbeit, hob Thoma Scheffel, Mitglied der Findungskommission der Hesse-Stiftung, hervor.

"Bei Familie Schaber dachte ich gleich, ich bin irgendwie nach Haus gekommen", berichtete der Hesse-Stipendiat. Es sei einfach schön, Hesse hier so nahe zu sein. Schon in der Pubertät habe er aus purer Neugier begonnen, deutschsprachige Literatur ins Slowenische zu übertragen. Ein Übersetzerstudium habe es jedoch noch nicht gegeben, erinnerte sich Serc. Mit Herrmann Hesse teile er die (unerfüllte) Hoffnung: "Wenn 100 000 Bücher von Robert Walser verkauft sind, wird die Welt viel besser sein." Über seine "freiwillige Verbannung" nach Deutschland könne er angesichts des Hesse-Stipendiums nur sagen: "Es hat sich gelohnt.".

Am Sonntag, 15. November, spricht Slavo Serc ab 11.15 Uhr im Calwer Hermann-Hesse-Museum über literarisches Übersetzen; moderiert wird die Lesung von Herbert Schnierle-Lutz.