Die deutsche Sprache ist nicht immer einfach – vor allem dann nicht, wenn Behörden formulieren. Foto: Brakemeier Foto: Schwarzwälder-Bote

Barrierefreiheit: AWG bietet auf Homepage Inhalte in einfacher Sprache an / Bei Treffen mit anderen Betrieben Regeln erarbeitet

Die Formulierungen von Behörden oder sonstigen öffentlichen Einrichtungen zu verstehen, ist nicht immer leicht. Die Abfallwirtschaft Landkreis Calw hat sich deshalb etwas einfallen lassen: Seit vergangenem Jahr gibt es auf deren Homepage die Rubrik "Einfache Sprache".

Kreis Calw. "Als Sperrmüll gilt jeder Restabfall, der auch nach zumutbarer Zerkleinerung nicht in Ihre Restabfalltonne passt." Ein Satz, der an sich nicht allzuschwer verständlich ist. Und doch – kann man das nicht auch anders formulieren? Ja, man kann: "Jeder Rest-Abfall, der zu groß für die Rest-Abfall-Tonne ist, ist Sperr-Müll." Beide Sätze stammen von der Homepage der Abfallwirtschaft Landkreis Calw (AWG). Und stehen stellvertretend für eine Rubrik, die seit der Erneuerung der AWG-Homepage dort zu finden ist – unter dem Titel "Einfache Sprache".

Die wichtigsten Informationen aufgelistet

Dort sind die wichtigsten Informationen rund um das Thema Abfall aufgelistet – und zwar so formuliert, dass beinahe jeder Mensch es verstehen dürfte. Selbst dann, wenn deutsch nicht die Muttersprache ist, oder beispielsweise eine geistige Behinderung das Sprachverständnis erschwert. Einfache Sprache ist insofern auch ein Beitrag zur Barrierefreiheit.

Die Idee dazu sei gewissermaßen parallel auf zwei Ebenen entstanden, berichtet Anja Riedhamer, die bei der AWG für Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist. Einerseits habe man sich bei der AWG seit einiger Zeit Gedanken gemacht, wie man möglichst vielen Menschen Wissen zugänglich machen könne. Andererseits habe dieses Thema auch bei einem Treffen mehrerer Abfallwirtschaftsbetriebe im vergangenen Jahr, das der baden-württembergische Städtetag organisierte, auf der Agenda gestanden.

Bei jenem Treffen habe sich dann eine Arbeitsgruppe mit dem Namen "Abfallwirtschaft verstehen" gebildet. Mitglieder waren unter anderem Vertreter der Landkreise Calw, Böblingen, Tübingen und Ludwigsburg.

Gemeinsam mit Referenten habe man Regeln erarbeitet, nach denen Texte formuliert werden können, um möglichst verständlich zu sein. Demnach sollen unter anderem möglichst einfache Wörter in kurzen Sätzen verwendet werden. Jeder Satz bekommt eine eigene Zeile. Und zusammengesetzte Worte wie Gartenabfall werden getrennt – in Garten-Abfall. Letzteres sei auch für Gehörlose von Vorteil, da Gebärdensprache mit einzelnen Begriffen arbeitet.

Eine Grundlage der Vereinfachung stellte der sogenannte "gemeinsame Europäische Referenzrahmen für Sprachen", erklärt Riedhamer. Laut diesem lässt sich das Sprachniveau in sechs Stufen gliedern – von A1 (Anfänger), über A2, B1, B2 und C1 bis C2 (Experten).

Interessant dabei: Rund 40 Prozent der Menschen seien problemlos in der Lage, Texte bis zur Stufe B1 zu verstehen. Rund 70 Prozent der Textinhalte, die von Behörden stammen, bewegten sich allerdings auf der Stufe C1.

Um diesem Problem entgegen zu wirken, hat die AWG auf ihrer Homepage nicht nur die neue Rubrik eingeführt, sondern zudem auch sämtliche anderen Inhalte soweit wie möglich vereinfacht. Und das sei noch nicht das Ende, verrät Riedhamer. Als nächstes sei geplant, mehr mit Bildern zu arbeiten.

Übrigens: Die Idee, eine einfachere Sprache zu verwenden, ist keineswegs ganz neu. In Städten wie München oder Heidelberg wurde das Prinzip bereits umgesetzt. "Ich denke, das wird auch immer mehr zum Thema werden", ist Riedhamer überzeugt.