Weinwirtschaft: Calwer Familie Bremer betreibt seit drei Jahren ein Gut in der Pfalz / Auf Erfolgskurs

Liebe auf den ersten Blick kann vieles schnell verändern. Nicht nur im zwischenmenschlichen Bereich. Ein Großteil der Calwer Familie Bremer ist dadurch zu Winzern geworden.

Calw/Zellertal. Cornelia Bremer ist nahezu elektrisiert, als sie die ersten Bilder des altehrwürdigen Pfälzer Weingutes Herr im Zellertal mit seiner prächtigen Linde mitten im Hof sieht. Die in der Bau- und Immobilienbranche tätige Unternehmerin bittet ihren Makler, das Anwesen nicht zu verkaufen, bevor sie es gesehen hat. Danach geht dann alles recht schnell.

An sich sind Cornelia Bremer und ihr Mann Klaus Friebel auf der Suche nach einem Kleinod für den Ruhestand. Doch dazu ist das traditionsreiche, 200 Jahre alte Weingut Herr viel zu groß. Was also tun? Schnell war man sich mit den Töchtern Anna, Rebecca und Leah einig: Wir machen daraus das Weingut Bremer.

Die Voraussetzungen waren so schlecht nicht. Zumal sich mit Michael Acker ein vielfach ausgezeichneter Önologe findet, der auf der Suche nach einer neuen Aufgabe ist. Und so fängt im Jahr 2014 alles an.

Rebecca Bremer ist Architektin und hat darüber hinaus in Frankreich die Finessen der französischen Küche gelernt. Sie betreibt die an zwei Tagen in der Woche geöffnete Vinothek. "Wer ist Ihr Innenarchitekt?", wird Klaus Friebel oft von Gästen gefragt, die begeistert von der mediterranen Atmosphäre sind. "Das machen wir selbst", lautet kurz und bündig seine Antwort.

Einheimische besuchen gerne die Vinothek

Darüber hinaus ist Rebecca viel im Weinberg zu Gange, fährt mittlerweile Traktor wie ein gestandener Winzer. Leah Bremer war vor ihrem Wechsel ins Weingeschäft im Marketing der Daimler AG tätig und kümmert sich jetzt um Vermarktung und Vertrieb. Anna Bremer, als Betriebswirtin in der elterlichen Friebel Bau GmbH tätig, unterstützt Rebecca und Leah ebenso wie die Eltern.

Inzwischen sind rund drei Jahre vergangen. Nicht nur die Einheimischen, die gerne in die Vinothek und zu den Hoffesten kommen, sind beeindruckt, was das stark weiblich geprägte Weingut auf die Beine gestellt hat. Denn sie wissen, was für eine beinharte Arbeit in den Reben zu leisten ist. Begeistert sind auch die Weinnasen der einschlägigen Guides. Der Riesling "Schwarzer Herrgott" sei ein Prachtstück, schreibt Gault Millau und ist gespannt auf die Entwicklung in den nächsten Jahren. Falstaff sieht den Spätburgunder "Apotheker" in der Pfälzer Spitzenklasse. Von einem überzeugenden Debüt schreibt Eichelmann.

An dieser Entwicklung hat natürlich Önologe Michael Acker einen ganz wesentlichen Anteil. Als Klein-Burgund bezeichnet er gerne das Zellertal, ganz im Nordwesten der Pfalz gelegen. Die Kalkböden, aber auch das Klima ähneln den Verhältnissen in dem berühmten französischen Anbaugebiet. Und so gehört Ackers Herz dem Spätburgunder, den der zwischenzeitlich in drei Lagen anbaut. Aber auch eine Vielzahl von Weißweinen wie Weißburgunder, Riesling, Auxerrois oder Silvaner wachsen auf den 20 Hektar. Und Sekt gehört zum Angebot.

Das Weingut vertreibt seine Produkte vor allem über den Fachhandel und die Gastronomie. Ihre Kunden erreicht Leah Bremer vor allem auf Ausstellungen. Erst in diesen Tagen war die Mannschaft des Weinguts auf der ProWein in Düsseldorf, eine der weltweit größten Fachmessen.

Das Weingut Bremer will in seiner Entwicklung nicht stehen bleiben. Vision ist es, zu den besten deutschen Weingütern zu gehören. Da ist das Team schon erstaunlich weit gekommen. Dabei ist zu berücksichtigen: "Wein braucht Zeit und die Zeit macht den Wein." So lautet das Credo von Kellermeister Acker.

Calwer Weinfreunde können am Samstag, 1. April, zwischen 11 und 19 Uhr in der Tanzschule danekdance die Weine aus dem Haus Bremer verkosten.