Puccinis Oper "Tosca" verlangte den Sängern und vor allem auch dem Orchester alles ab. Nach der bravourösen Vorstellung in Hirsau gab es minutenlang Applaus. Foto: Fritsch Foto: Schwarzwälder-Bote

Interpretation von Puccinis Oper "Tosca" reißt Publikum mit / Ensemble meistert anspruchsvolle Aufgaben

Von Wolfram Eitel

Calw-Hirsau. Ein lauer Abend in historischem Gemäuer und dazu eine hinreisende Opernaufführung machten den Klassikabend des Hirsauer Klostersommers zu einem eindrucksvollen Erlebnis.

Puccinis Oper Tosca, aufgeführt vom renommierten Tournee-Ensemble "Venezia Festival Opera", hat wie erwartet viele Musikfreunde angelockt. Jedenfalls war das weite Klosterrund bis auf wenige Plätze komplett besetzt, wie schon vor vier Jahren, als die überwiegend aus der Bulgarischen und der Wiener Schule stammenden Künstler den Klostersommer mit Verdis Oper Aida bereichert hatten.

Auch diesmal bewältigte das Ensemble die anspruchsvollen Aufgaben überzeugend. Denn so beliebt Puccinis Opernwerk, das die Umbruchstimmung um das Jahr 1800 in Rom wiedergibt, auch sein mag, die Musiker stellt es vor hohe Anforderungen. Insbesondere das 50-köpfige Orchester unter der Leitung des Stardirigenten Nayden Todorov muss neben der unheilverkündenden Grundstimmung in der Liebestragödie im permanenten Wechsel auch hochemotionale Komponenten wie Liebe, Leidenschaft und Gewalt begleiten.

Sängerische Hochleistungen mussten auch die Gesangssolisten erbringen. Das gilt zunächst für das Liebespaar, den Maler Mario Cavaradossi, dargestellt vom Tenor Vincenzo Sanso, und natürlich auch für die gefeierte Sängerin Floria Tosca, verkörpert von Elena Baramova. Mit erstaunlich schauspielerischem Können bewältigen beide das dramatische Wechselbad der Gefühle. Sanso, der mit stimmgewaltigem Heldentenor einen revolutionären Mario gibt, der seinen aus der Engelsburg entflohenen Freund Angelotti versteckt hält. Und auch die dramatische Sopranistin Baramova, die aber auch in lyrischen Passagen vortrefflich zu glänzen wusste. Bewundernswert ihre Gestik und ihr Spiel mit den Händen.

Ganz deutlich werden die Kunstfertigkeiten der beiden schon im ersten Akt, als sie im Duett vom friedlichen Leben in einem idyllischen Häuschen im Grünen träumen. Aber die Träumer werden bald mit der grausamen Realität eines gewaltträchtigen Staatsapparates konfrontiert. Vertreten wird dieser von Baron Scarpia, dem Polizeichef. Versiert stimmte sich Alexander Krunev mit seinem wuchtigen Bariton in die Figur des widerlichen Bösewichts ein, wobei er bereits im zweiten Akt die Hauptrolle erobert.

Anfangs sah der wollüstige Sadist ganz manierlich aus, als er in schwarzem, goldbetressten Wams mit einer Reitpeitsche unter dem Arm die Bühne betrat. Aber so wie er seine unterwürfigen Scher-gen anherrschte, den untergetauchten Angelotti aufzuspüren, wurde klar, dass die Liebenden fortan nichts mehr zu lachen hatten.

Mario gibt das Versteck seines Freundes aber trotz Folterung nicht preis und wird ins Gefängnis geworfen. Auch Tosca gelingt es, den lüsternen Scarpia abzuwehren. Aber angesichts der Schreie des gefolterten Gefährten gibt sie das Geheimnis preis. Mit der Hinrichtung Marios und dem Freitod Toscas, die zuvor ihren Peiniger Scarpia erstochen hatte, endet das blutrünstige Drama. Nach fast zehnminütigen Ovationen machte sich ein dankbares Publikum auf den Heimweg.