Unter der Leitung von Martina Theurer (Klavier) sang ein Frauen-Musikteam heitere Lieder vom Glauben. Foto: Bausch Foto: Schwarzwälder-Bote

Reformation: Dekanat Calw vermittelt im Haus der Kirche viel Wissen / Gemeinsam gefeiert und gesungen

Sie sind von der offiziellen Geschichtsschreibung deutlich vernachlässigt worden und bis heute weitgehend unbekannt geblieben. Und doch spielten Frauen eine wichtige Rolle bei der Einführung der Reformation.

Calw. Anlässlich des Lutherjahrs beschäftigten sich jetzt evangelische Frauen aus dem Dekanat Calw unter dem Motto "Wenn Frauen den Mund auftun... wird Reformation lebendig!" mit dem weiblichen Beitrag zur Reformation.

Die Ostelsheimer Pfarrerin Heike Ehmer-Stolch führte in einem Impulsreferat im Haus der Kirche in Calw in das Umfeld und die Stellung der Frauen in der damaligen Gesellschaft ein: Frauen durften in politischen und religiösen Angelegenheiten nicht mitreden. Ihr Wirkungsbereich war beschränkt auf den Haushalt und die Kindererziehung. Doch im Laufe der Jahrhunderte gab es, angestoßen durch mutige Frauen, eine all- mähliche Entwicklung zur Gleichberechtigung der Frauen.

"Ich bin als Pfarrerin und Theologin selbst Teil der Reformationsgeschichte. Wir sind mündig, frei und selbstbewusst und sollten das als Christinnen auch leben", resümierte Ehmer-Stolch. Einige couragierte Frauen begnügten sich schon vor 500 Jahren nicht mit ihrer eingeschränkten Rolle. Solche Pionierinnen der Emanzipation konnten die rund 60 Besucherinnen des Frauennachmittags an verschiedenen Stationen im Haus der Kirche kennenlernen.

Wie Lydia Krafft ausführte, war Luthers Ehefrau Katharina von Bora, modern ausgedrückt, eine wahre Powerfrau. Sie schmiss nicht nur ihren Haushalt souverän, sondern hatte auch Gespür für wirtschaftliche Notwendigkeiten.

"Kirchenmutter" Katharina Schütz-Zell kennengelernt

Sie sorgte dafür, dass Martin Luthers äußerer Lebensrahmen so war, dass er sich voll der Reformation widmen konnte. Lilo Hartmann stellte die erste Liederdichterin der evangelischen Kirche Elisabeth Cruciger vor, deren Lied "Herr Christ, der einig Gotts Sohn" noch heute im evangelischen Gesangbuch steht.

Eine weitere, für die damalige Zeit äußerst gebildete und sozial engagierte Frau war die "Kirchenmutter" Katharina Schütz-Zell, bei der viele Menschen Rat suchten. Sie kümmerte sich mit viel Herzblut um arme, kranke, notleidende und gefangene Menschen. Marlis Kleemann stellte das Leben dieser ungewöhnlich sozial engagierten Frau vor.

In einem weiteren Raum konnte man bei Diakonin Brigitte Dürr und Hanne Partsch ausgewählte Worte verschiedener Frauen kennenlernen. Über diesen reichen Zitatenschatz konnte man angeregt diskutieren und auch das eine oder andere gute Wort mit nach Hause nehmen.

Die Frauen erlebten, dass Beschäftigung mit der Reformation den Glauben stärken und Menschen fröhlich machen kann. Dies zeigte auch ein kleines, stimmungsvolles Konzert, das einen markanten Schlusspunkt setzte.

Unter der Leitung von Martina Theurer musizierte und sang ein Frauen-Musikteam aus dem Kirchenbezirk Calw. Die gelungene Auswahl der fröhlichen Lieder aus aller Welt wirkte ansteckend. Mehrmals wurden alle Anwesenden zum Mitsingen eingeladen, so dass alle Teilnehmerinnen beim Singen dieser Lieder etwas vom fröhlichen Geist der reformatorischen Freiheit mit nach Hause nehmen konnten. "Es hat Spaß gemacht und war sehr informativ", meinten die Teilnehmerinnen am Ende einhellig.