Beim ersten Begegnungsnachmittag im Wimberger Gemeindehaus gaben Kriegsflüchtlinge auch Einblicke in ihre Schicksale. Foto: Bausch

Vorsitzender Stricker wünscht sich gutes Miteinander. Berichte von Kriegsflüchtlingen sorgen für Nachdenklichkeit.

Calw-Wimberg - Die mehr als 150 Flüchtlinge in der Wimberger Gemeinschaftsunterkunft Oberriedter Straße sollen mit ihren Sorgen und Alltagsproblemen nicht allein gelassen werden. Dies ist das eindeutige Signal, das vom ersten Begegnungstag ausgeht.

Viele Bürger und Vertreter öffentlicher Institutionen fanden sich am Sonntagnachmittag im evangelischen Gemeindehaus auf dem Wimberg ein. Der Arbeitskreis Asyl Calw hatte unter der Federführung von Pfarrer Walter Hummel ein ansprechendes Programm zusammengestellt. Ziel der Veranstaltung war die unmittelbare Begegnung mit den Flüchtlingen und ihrem Schicksal. Es sollte aufeinander gehört werden. Und es ging um die Befürchtungen sowie Erfahrungen hinsichtlich der neuen Nachbarn.

"Wir wünschen uns ein gutes Miteinander zwischen Flüchtlingen und Bevölkerung, so der Vorsitzende des Arbeitskreises (AK) Asyl, Günter Stricker im Gespräch mit unserer Zeitung. Mitglieder der Kirchengemeinde und des AK Asyl hatten mit selbst gebackenen Kuchen und Kaffee eine einladende Atmosphäre geschaffen.

Für die passende Musik sorgte eine aus drei nigerianischen Flüchtlingen bestehende Band, die mit ihren Texten und afrikanischen Rhythmen die Zuhörer sichtlich berührten.

Für Betroffenheit im Saal sorgten die Berichte von drei Asylbewerbern, die sich unter widrigsten Umständen bis nach Deutschland durchgeschlagen haben. Wie sie das getan haben, das veranschaulichten sie durch Fotos und einen unter die Haut gehender Film, der auf der Flucht entstanden ist. Kirchengemeinderätin Susanna Schäfer stellte in englischer Sprache einigen Flüchtlingen verschiedene Fragen, die sich mit dem Verlassen ihrer Heimat und der derzeitigen Befindlichkeit der Menschen befassten. Die Antworten waren äußerst individuell und vielfältig, dabei jedoch stets zu Herzen gehend.

So berichtete der politisch verfolgte Syrer Thaar Altalaa, wie er aus seiner Heimatstadt Damaskus vor dem Krieg flüchtete und sich für ein halbes Jahr im türkischen Istanbul als illegaler Arbeiter über Wasser hielt. "Dort hatte ich keine Zukunft", resümierte der 25jährige Student. 800 Euro kostete ihn dann die Überfahrt per Boot auf eine griechische Insel. Dort wurde er zunächst inhaftiert. Dann ging es weiter auf der Balkanroute. "Weil ich nur wenig Geld hatte und auch aus Sicherheitsgründen bin ich den größtem Teil Weg gelaufen", erzählte er in bereits gut verständlichem Deutsch. Der Student der Ökonomie möchte i weiter studieren und einen Hochschulabschluss erreichen.

Ein Ehepaar aus der Nachbarschaft der Gemeinschaftsunterkunft berichtete von seinen bisherigen Erfahrungen mit den neuen Nachbarn. Das Einhalten der Nachtruhe oder die korrekte Nutzung der Straße sind demnach Bereiche, wo die Flüchtlinge noch hinzulernen könnten.

Die Mitglieder des Arbeitskreises Asyl haben mit den Flüchtlingen bereits verschiedene Aktivitäten gestartet. Auch zwei Vorschulklassen an der örtlichen Schule wurden bereits ins Leben gerufen. Pfarrer Hummel ermutigte dazu, sich möglichst noch mehr für die Flüchtlinge zu engagieren. Besonders wichtig sei die Begleitung der Menschen bei Behördengängen. "Wir suchen auch Wohnungen für diejenigen, die hierbleiben dürfen", unterstrich Stricker.