Ganz dicht an den Häusern am Unteren Welzberg führt die Trasse vorbei, auf der bald die Hermann-Hesse-Bahn fahren soll. Foto: Verstl

Interessengemeinschaft will Hesse-Bahn nicht verhindern. Aktive Beteiligung an Planungen wird angestrebt.

Calw - Eine bislang noch lockere Interessengemeinschaft macht sich für den Lärmschutz entlang der geplanten Hesse-Bahn stark.

Die Gruppierung rekrutiert sich vor allem aus Anwohnern am Unteren Welzberg und aus Heumaden. Rund 40 Interessenten haben sich jetzt schon um Ulrike und Werner Wicke geschart. Derzeit wird geprüft, in welcher Form sich die Anwohner organisieren werden.

"Wir wollen", so betont Nachbarin Margarete Hartwig, "die Bahn nicht verhindern." Nur eingebunden in die Planungen möchten die Anrainer schon sein. Und da beginnen die Probleme schon. Denn die Strecke Calw-Weil der Stadt ist nie offiziell still gelegt worden. Seitens des Landkreises als Vorhabensträger ist dem Ehepaar Wicke und deren Mitstreitern signalisiert worden, dass es sich um eine Wiederinbetriebnahme und damit nicht um eine Neubaumaßnahme handelt. Damit entfällt ein Planfeststellungsverfahren und folglich eine Anhörung.

Der Gruppe geht es vor allem um den Lärmschutz. Zudem fürchtet sie um eine Wertminderung ihrer Immobilien. Wer sich auf die Trasse begibt, sieht sehr schnell, wie nah die Bahn an vielen Häusern vorbei fahren wird. Das war, als die Schwarzwaldbahn noch fuhr, nicht der Fall, denn damals stand am Unteren Welzberg noch kein Haus. "Als wir Mitte der 90er-Jahre unser Grundstück gekauft haben, war die Bahn schon längst still gelegt", erzählen die Wickes. Danach gefragt haben sie trotzdem. Auf der Strecke werde nie mehr ein Zug fahren, hieß es.

Eine Notwendigkeit für Schallschutzmaßnahmen sieht das Landratsamt derzeit nicht. So sei es ihnen von Abteilungsleiter Michael Stierle, zuständig für S-Bahn und ÖPNV, mitgeteilt worden. Wie hoch die Belastungen sind und ob Grenzwerte überschritten werden, ist eine komplexe Angelegenheit. Denn da kommt der Schienenbonus ins Spiel. Demnach können entlang von Bahnstrecken die Grenzwerte um fünf Dezibel höher liegen. Und, jetzt wird es noch komplizierter, dieser Schienbonus soll zum 1. Januar gestrichen werden. Ohne diesen Bonus, das ist sich Werner Wicke sicher, werden die Grenzwerte bei vielen Grundstücken auf jeden Fall überschritten.

Auf Konfrontationskurs will die Gruppe nicht gehen. Die Betroffenen möchten schlichtweg in die Planungen einbezogen werden, auch wenn es kein Planfeststellungsverfahren gibt. Sozusagen auf freiwilliger Basis. Und sie pochen auf den Lärmschutz. Werner Wicke verweist auf die modernen Wände entlang der neuen S 60 von Böblingen nach Renningen.

"Wir wollen das zusammen mit dem Landratsamt hinkriegen", betont Ulricke Wicke. Sie sieht viele Möglichkeiten. Schienen könnten rückwärtig und damit ein Stück weit weg von den Grundstücken verlegt werden. Züge könnten in Baugebieten langsamer fahren. Auch Elektro- statt Dieselbetrieb brächte weniger Krach.