Calwer Aurelius Sängerknaben werden auch im Ausland engagiert / Das Lob beim Konzert in Liechtenstein spornt natürlich alle an

Von Sabine Zoller

Calw. Egal, ob im Opernhaus,  in einer Konzerthalle oder einer Kirche: Die Besucher erwarten immer exzellente Leistungen von den Künstlern. Als Garant für solche sind die Aurelius Sängerknaben Calw spätestens seit ihrem Auftritt vor dem Bundespräsidenten  bekannt.

Kein Wunder, dass sie nun auch ein Engagement ins Ausland bekamen. Der berühmte Wagner-Tenor Manfred Jung verpflichtete sie für ein Projekt der "Junge Musiker Stiftung Bayreuth" und damit für einen Auftritt in Vaduz.

 Die Sonne scheint und das Thermometer klettert zur Mittagszeit auf knapp 25 Grad im Schatten. 29 Sängerknaben im Alter von elf bis 13 Jahren sowie 15 Tenöre und Bässe im Alter von 16 bis 38 Jahren reisen nach Vaduz. Alles scheint Routine – und doch ist es ein Abenteuer. Insbesondere für die Knaben ist es ein "tolles Erlebnis", wie Bennet Krügler (zwölf) mit strahlenden Augen erklärt, während den Gleichaltrigen Jannic Kuhn begeistert,  "im Ausland unterwegs zu sein."

Schon am Abend ist die Generalprobe für das große Konzert mit dem Orchester der 2006 gegründeten "Junge Musiker Stiftung Bayreuth", eine Einrichtung, die junge Talente fördert, Meisterkurse sowie  Stipendien für Sänger anbietet und sich auch um den Orchesternachwuchs kümmert. Manfred Jung leitet seit acht Jahren das Jugendorchester der Stiftung und damit das gemeinsame Konzert mit den Calwer Sängerknaben. 

Mit einem herzlichen "Willkommen in Vaduz" begrüßt er diese im Konzertsaal von Vaduz. Das Programm wird komplett durchgespielt, dann an schwierigen Stellen konsequent gearbeitet, bis sie sicher klappen. "Immer wenn da Forte steht, ist die Sprache noch wichtiger", so Bernhard Kugler, künstlerischer Leiter der Aurelius Sängerknaben. Mehr als zwei Stunden dauert die Probe. Als Pauseneinlage erhält jeder eine Tafel Schweizer Schokolade und zum Schluss das  Lob von Jung: "Der Chor klingt prima!"

 Tags darauf gibt es für den Vormittag eine große Überraschung: "Wir haben eine Stadtrundfahrt gebucht, damit Ihr euch ein Bild von Vaduz machen könnt", schmunzelt Kugler. Nach der Mittagspause lockt die grüne Wiese vor der Herberge zum Bolzen. Doch das Konzert rückt  näher. Bei der letzten Stimmprobe fordert der Chorleiter höchste Konzentration. Schnell noch ein stärkendes Abendessen, dann wird aus der bunt gekleideten Kinder- und Jugendschar ein schmuck aussehender Konzertchor mit einem einheitlichen Erscheinungsbild: rote Fliege, weißes Hemd, dazu  der blaue Aurelius-Anzug, Einstecktuch und frisch polierte Schuhe.  

Selbstbewusst und mit schwarzer Notenmappe unterm Arm schlendern die Sänger dem Konzerthaus entgegen. Von Aufregung keine Spur. Für Manfred Jung ist dieses Konzert ein gewaltiger Willensakt. Trotz schwerer Erkrankung sorgt er vom ersten Takt der Fledermaus- Ouvertüre an für ein hoch konzentriertes, spannungsreiches Musizieren. Im Anschluss daran gibt Bernhard Kugler, der sich unter die Männerstimmen im Chor gestellt hat, den Einsatz für die Annenpolka von Johann Strauß Sohn. Hell und klar klingen die Stimmen der Aurelius Sängerknaben, die Müdigkeit scheint wie weggeflogen. Abwechslungsreich ist das Programm: Die vom Orchester begleiteten Aurelius Sängerknaben musizieren Walzer und Polkas, die Solisten präsentieren mit Leidenschaft berühmte Arien aus Operetten von Lehár, Millöcker und Strauß (Sohn). Nach dem krönenden Abschluss, dem Radetzky-Marsch, goutiert das Publikum den hervorragenden Auftritt aller Beteiligten durch Beifallsbekundungen und einen tosenden Abschluss-Applaus.

"Echt gut",  beurteilt Cedric Schmitt (zwölf) das Konzert: "Wir haben viel Lob bekommen und das spornt an!" Diese Meinung teilt Jonathan Utecht (16), der als Berufswunsch Sänger angibt. Seine Meinung: "Wir machen das Schönste, was es gibt und haben alle Freude am Singen."

Schon am Wochenende geht die Reise nach Dortmund. Bei einer Matinee in der Westfalenhalle präsentieren die Aurelius Sängerknaben und das Junge Tonkünstler Orchester erneut die Walzer aus Wien.