Menachem Har-Zahav interpretierte russische Kompositionen auf seine Weise. Foto: Elsner Foto: Schwarzwälder-Bote

Konzert: Pianist Menachem Har-Zahav präsentiert russische Romantiker / Beeindruckende Energie

Calw-Holzbronn. Spätestens nach dem zweiten Stück wird klar, wieso das Programm "Russische Romantiker" heißt: Für sein Klavierkonzert am Sonntagnachmittag in Holzbronn hat der amerikanische Pianist Menachem Har-Zahav Kompositionen von russischen Künstlern zusammengestellt und auf seine Weise interpretiert.

Großer Rachmaninoff-Fan

"Ich bin ein großer Fan Rachmaninoffs und wollte seine Stücke vortragen. Dazu wählte ich noch weitere russische Komponisten, und dann stand das Programm", sagt der Musiker.

Sein Konzert in Holzbronn beginnt der 49-Jährige mit Mili Balakirews (1837-1910) "Tarantella", einem Klavierstück der Romantik. Die Tarantella ist ein aus Süditalien stammender Volkstanz, den Har-Zahav mit seinem Klavierspiel zum Leben erweckt. Leichte und leise Abschnitte wechseln sich ab mit dunkleren, schwereren Tönen, ein toller Auftakt. Allerdings merkt der Zuhörer schon nach dem ersten Stück: Die Akustik in dem einfachen Dorfsaal passt nicht zu dem professionellen Klavierspiel des Künstlers.

Aber Har-Zahav, ganz Profi, spielt darüber hinweg und gibt weitere Kompositionen von Alexander Scrjabin (1872-1915), Sergei Ljapunow (1859-1924) sowie Tschaikowskis (1840-1893) "Dumka" zum besten. Die mal fröhlichen, mal traurigen Abschnitte versetzen die Zuhörer in eine romantisch-melancholische Stimmung. "Die Stücke bauen toll aufeinander auf und steigern sich im Verlauf", sagt eine Frau aus dem Publikum.

Mit Balakirews "Islamey" wagt sich Har-Zahav an ein Klavierstück, das als eines der schwierigsten zu spielenden Werke weltweit gilt. Davon merkt der Zuhörer jedoch wenig. Der Pianist nutzt das ganze Klangspektrum des Instruments und spielt mit einer beeindruckenden Energie.

Persönlicher Höhepunkt

Seinen persönlichen Höhepunkt hat sich Har-Zahav jedoch für den Schluss aufgehoben. "Es fühlt sich in den Händen gut an, Rachmaninoff zu spielen", sagt der Klavierkünstler. "Allerdings heißt das nicht, dass es einfach zu spielen wäre." Rachmaninoff (1873-1943) hat seine Sonate Nr. 2 in b-Moll, Op. 36 nach einigen Jahren noch einmal umgeschrieben. Har-Zahav gefielen jedoch Fragmente beider Versionen. Für sein Programm hat er die Sonate daher neu interpretiert und eine dritte Version kreiert. An seinem Spiel merkt man dem Künstler an, dass es sein Programm-Favorit ist. Er spielt es mit einer besonderen Hingabe.

Das Stück überrascht mit leisen, fröhlichen Tönen, die zwischendurch von aufbrausenden, lauten und schnellen Abschnitten unterbrochen werden. Eine Komposition, die wunderbar zu den anderen Werken passt und einen tollen Höhepunkt des Konzerts bildet.

Schade nur, dass sich am Sonntagabend in Holzbronn nur etwa 50 Zuhörer einfanden. "Ich hoffe, dass schreckt ihn nicht ab und er kommt wieder hierher ", sagt eine Zuhörerin.