Natali Balistreri erfasst im Burladinger Seniorenheim St. Georg die Zahlen und Statistiken, die in das landesweite Forschungsprojekt mit einfließen. Foto: Rapthel-Kieser Foto: Schwarzwälder-Bote

Pflegeforschung: Burladinger Seniorenheime nehmen an einem landesweiten Projekt teil

Der tatsächliche Personalaufwand in Seniorenheimen ist von vielen Faktoren abhängig. Ein landesweites Pflegeforschungsprojekt – beteiligt sind auch die beiden Burladinger Seniorenheime – geht dem jetzt auf den Grund.

Burladingen. "Ich fand das spannend", sagt Margot Buck, Pflegedienstleiterin im Burladinger Seniorenheim St. Georg an der Fehlabrücke, warum sie sich mit ihrer Einrichtung um die Teilnahme an dem Forschungsprojekt bewarb. Es heißt "Pflege in Baden-Württemberg" (kurz: PiBaWü), dauert mehr als zwei Jahre, wurde vom Sozialministerium des Landes in Auftrag gegeben und wird von der Pflegewissenschaftlichen Fakultät der Philosophisch-Theologischen Hochschule Valendar durchgeführt. Landesweit nehmen insgesamt 52 Einrichtungen teil, derzeit ist die Forschung in diesen Einrichtungen in vollem Gange.

Mit dabei sind auch beide Burladinger Seniorenheime, außer dem Haus St. Georg auch das vom Träger BeneVit geführte Pflegeheim Haus Fehlatal. Ein erstes Treffen für die Vertreter der interessierten Einrichtung gab es bereits im Januar 2016 in Stuttgart. Margot Buck war dabei. Was kann spannend daran sein, sich bei der alltäglichen Pflegearbeit an Senioren mit Stoppuhr und Fragebogen über die Schulter gucken zu lassen? Tatsächlich, so erläutert Buck, gebe es zwar seit dem 1. Januar 2017 das Pflegestärkungsgesetz II, das die bisherigen drei Pflegestufen in passgenauere fünf Pflegegrade einteilt. Trotzdem: bislang ist völlig ungeklärt, ob die gesetzlich vorgesehene Bemessung und Einstufung den tatsächlichen Pflegeaufwand abbildet. Aus der Praxis wissen Margot Buck und ihre Kolleginnen, dass Menschen gleicher Pflegegrade durchaus unterschiedliche Bedürfnisse haben. Helfer und Personal brauchen dann unterschiedlich lange, um diese Menschen zu betreuen.

Das Forschungsprojekt will jetzt diese Zusammenhänge zwischen Bedürftigkeit, Pflegequalität und Personalausstattung durchleuchten. Dazu muss zuerst einmal eine genaue Erfassung aller bisher bekannten Daten vorgenommen werden. Das übernimmt im Haus St. Georg Bucks Stellvertreterin, die 24 Jahre alte Natali Balistreri. Es sind endlose Zahlenkolonnen, die sie in den Computer eingibt, damit die Forscher eine korrekte Grundlage für ihre Vergleiche haben. Dazu waren unlängst elf Albstädter Altenpflegeauszubildende im dritten Jahr an drei aufeinanderfolgenden Tagen im Haus St. Georg im Einsatz. Sie schauten ihren erfahrenen Kollegen über die Schulter und hielten sekundengenau die tatsächlich beim Heimbewohner ankommende Pflegezeit fest. Alles, von der Behandlungspflege bis hin zur Gruppen- oder Einzelbetreuung, wurde exakt erfasst. Im September dieses Jahres sollen dann die Qualitätsindikatoren erfasst werden.

Und wie fanden es die Bewohner, dass da auf einmal so viel mehr Menschen im Heim unterwegs sind, und einige davon auch mit Klemmbrett und Stoppuhr? Die Heimbewohner waren vorbereitet, sagt Buck und: "Auf die Privatsphäre haben wir geachtet, die Azubis blieben während der Pflege vor der Tür." Trotzdem hätten sich zwischendurch auch interessante Gespräche zwischen den angehenden Pflegekräften, den seit Jahren im Dienst befindlichen Fachkräften und den Senioren ergeben. "Die fanden das nett", schildert die 53 Jahre alte Pflegedienstleiterin.

Vergleich mit anderen Heimen wäre möglich

Von einem der Auszubildenden habe sie zu hören bekommen: "Ich finde das toll, dass sie sich so offen präsentieren, das würde nicht jeder machen." Im Sommer 2018 soll es dann in die Einzelauswertung gehen, ein Vergleich mit anderen Pflegeheimen wäre dann möglich. Margot Buck macht sich keine Illusionen. Dass unterm Strich mehr Pflegepersonal für die Heime in Baden-Württemberg dabei herausspringt, glaubt sie nicht. Aber es sei auf jeden Fall interessant, auch mehr über die eigene Einrichtung zu erfahren. Denn der zahlengenaue Blickwinkel der Forscher und Statistiker, sagt Buck, ist ja nochmal ein anderer.