Ärztehaus: Burladinger Gemeinderat diskutiert den Rückzug von Roman Hadjio

Von Erika Rapthel-Kieser

Burladingen. Nachdem der Schwarzwälder Bote vom Rücktritt des externen Beraters Roman Hadjio berichtet hatte, schlug das Thema Ärztehaus hohe Wellen in der jüngsten Burladinger Gemeinderatssitzung.

Vor der jüngsten Sitzung des Burladinger Gemeinderats hatten die Freien Wähler zum Thema Roman Hadjio und Ärztehaus kurzfristig ihre Fraktion zusammen gerufen. Für die CDU ergriff Waltraud Barth-Lafargue dann unter dem Tagesordnungspunkt "Verschiedenes" das Wort: Es sei anders, als Hadjio es dargelegt habe.

Schließlich wisse man erst seit Juni, dass es keinen Investor gebe und die Stadt nur die Alternative habe, selber das Ärztehaus zu bauen. Und im Oktober sei man davon überrascht worden, dass Mieter abgesprungen sind und das Ganze entschleunigt und überarbeitet werden müsse.

"Der Punkt ist ja wohl der, dass Hadjio sich persönlich verunglimpft sieht. Ich habe ihn heute nicht erreicht", kommentierte Bürgermeister Harry Ebert die Situation. "Aber ich werde in den nächsten Tagen mit ihm sprechen und dann werden wir ja sehen, wen er als Ross und Reiter nennt."

Der diplomierte Volkswirt habe sich, so Ebert, seit drei Jahren die Hacken abgerannt und nichts verdient. Er mache seine Arbeit anerkanntermaßen sehr gut. Dass Mieter, die vorher genaue Wünsche zur Ausstattung und Raumaufteilung geäußert hätten, im Oktober plötzlich absprangen, habe alle überrascht. Jetzt werde kleiner geplant. Trotzdem sei es nur die gynäkologische Praxis, die wegfalle, die Onkologie, der Allgemeinmediziner, die Kinderarztpraxis, der Zahnarzt und der Internist seien weiterhin vorgesehen. Ebenso verschiedene "medizinnahe Berufe".

"Verständlich, dass er den Job hinschmeißt"

Die Polizei solle auch deswegen ins Erdgeschoss, weil diese Räume für Praxen wenig attraktiv seien, kommentierte der Rathauschef, die Nähe der Polizei zum Rathaus ergebe aber einige Synergieeffekte.

Alexander Schülzle, Sprecher der Freien Wähler, sprach von Verwerfungen im Gremium und Irritationen in der Öffentlichkeit. Die wisse nicht mehr, wie der Gemeinderat sich zu dem Thema stelle. Er nannte es "verständlich, dass Hadjio den Job hinschmeißt". Schülzle betonte, dass seine Fraktion durchaus bereit sei, ein gewisses jährliches Defizit am Ärztehaus mitzutragen, um die ärztliche Grundversorgung in der Stadt zu sichern.

"Wir haben das Thema auch noch nicht ganz abgehakt", sagte Dörte Conradi (CDU), aber man wolle auch andere Varianten prüfen, etwa ob mit Stipendien gearbeitet werden könne, oder ob für ein kleiner geplantes Objekt nicht doch ein privater Investor gefunden werden kann. "Mir gefällt an der Diskussion vieles nicht", bekannte Friedemann Mutschler (CDU), der auch im Ausschuss für die ärztliche Grundversorgung mitgearbeitet hatte. "Eigentlich ist es doch so, dass alle dasselbe wollen", konstatierte der Ringinger und rief seine Ratskollegen zur Geschlossenheit in Sachen Ärztehaus auf. "Der Bürger erwartet das von uns."

Bürgermeister Harry Ebert machte klar, dass er erst einmal den Ausgang der Klausurtagung über den Haushalt, zu dem der Gemeinderat sich heute zusammenfindet, abwarten wolle um sicher zu wissen, dass eine erste Planungsrate für den Ärztehaus-Bau 2015 im Haushalt von allen abgesegnet werde.

Von Erika Rapthel-Kieser

Während immer mehr attraktive Geschäfte Burladingen verlassen, das Leiden um den Leerstand vieler Läden in der Innenstadt immer größer wird, kann sich die CDU-Fraktion in Sachen Ärztehaus zu keinem deutlichen Statement durchringen, belässt es bei Absichtsbekundungen. Die Freien Wähler haben längst signalisiert, dass sie bereit wären, jährlich auch einen gewissen Verlust am Ärztehaus mitzutragen. Von der größten Fraktion im Burladinger Gemeinderat fehlt das "Ja, ich will." Wie sollen Mieter gefunden werden, solange noch so viel in der Schwebe ist und die Christdemokraten lieber auf jemanden hören, der mit zwei angejahrten Arztpraxen private Pfründe verteidigen will, als auf einen anerkannten Experten? Dabei könnte ein attraktives Ärztehaus in der Stadtmitte auch eine Initialzündung für eine mutige, visionäre Stadtplanung von innen nach außen sein.