Foto: Rapthel-Kieser

Tierarzt bescheinigt: Fünf der 20 Tiere wurden vergiftet. Mitarbeiter trauern um gefiederte "Kollegen".

Burladingen - Nicht alle Burladinger scheinen eine Freude an dem gründelnd weißen Federvieh zu haben, das der Bauhof angeschafft hat, um den Verlauf der Fehla offen zu halten. Nach einem Besuch beim Tierarzt steht fest: Fünf der 20 Gänse wurden vergiftet.

Dabei sind die Gänse eigentlich sowas wie eine kleine Attraktion. "Da kommen manche Rentner oder auch Mütter mit Kindern und gucken denen beim Gründeln zu", berichtet der 59-jährige Bauhof-Chef Rolf Mathe. Angeschafft wurden die Tiere sozusagen als Kollegen des Bauhof-Teams. "Früher haben wir immer eine Woche lang mit mehreren Männern in hohen Watstiefeln und mit Gabeln, die Algen und den Pflanzenbewuchs an der Uferböschung gelöst, vom Bagger herausnehmen lassen und das Ganze, wenn es trocken war, abholen lassen", berichtet Mathe.

Das geht aber auch ökologischer. Deswegen wurden, so wie schon einmal vor vielen Jahren, wieder Gänse angeschafft. Das alte Holzhäuschen des vormaligen Wertstoffzentrums dient dem Federvieh nachts als Unterschlupf. Morgens werden sie raus gelassen, abends wieder reingeholt und mit ein wenig Schrot gefüttert. Tagsüber halten sie die Uferböschung sauber, gründeln die Algen weg und sind für so manchen Burladinger liebgewordene Fehla-Bewohner.

Scheinbar nicht für alle. Dass zwei der zwanzig Gänse vom Fuchs geholt wurden, das können Mathe und seine Kollegen noch verschmerzen. Dass fünf ihrer gefiederten Kollegen aber offensichtlich vergiftet wurden, verstehen sie nicht. "Die tun doch keinem was", sagt Mathe kopfschüttelnd. Er erinnert sich an die Zeit vor rund 15 oder 20 Jahren. Bereits da hatte die Stadt Burladingen immer eine kleine Gruppe von Gänsen, die die Fehla auf natürliche Art von Bewuchs und Algen säuberten, aber sowas wie in diesem Jahr sei noch nie vorgekommen.

Als vor einigen Tagen die erste Gans kränkelte und einging, wussten er und seine Kollegen deshalb die Zeichen noch nicht richtig zu deuten. Als dann weitere zwei die Köpfe hängen ließen und sich vom Rest des Schwarms absonderten, brachte der 38-jährige Sven Marschner sie zum Burladinger Tierarzt Günter Wiebusch. Der hatte keine Zweifel: die Tiere sind vergiftet worden. "Der Schlund war total rot und verätzt und es hat böse gestunken. Mir hat sich alles umgedreht", berichtet Marschner. Auch der Geruch habe dem Tierarzt verraten, dass Gift im Spiel war.

Marschner versuchte, die kranke Gans in der Badewanne aufzupäppeln

Eine Gans starb gleich danach, eine andere nahm Marschner mit nach Hause, setzte sie in die Badewanne und versuchte sie wieder aufzupäppeln. "Wir haben immer gehofft, die wird wieder." Nach drei Tagen musste man aber auch dieses Tier erlösen. Marschners kleine Tochter Johanna war todtraurig. Sie holt ihren Vater oft vom Bauhof ab, begleitet ihn, wenn er die Tiere abends reinholt und hat sich längst mit der Gänseherde angefreundet. "Manchen hat sie auch schon Namen gegeben, Paul und Paula – aber sie kann sie ja nicht auseinanderhalten und so sind Paul und Paula eben immer zwei andere", sagt Marschner lächelnd.

Nach dem Tod der Tiere ist der Bauhofmitarbeiter und Gänse-Vater mit einem Eimer die Uferböschung abgelaufen. Er fand Hühnerknochen, Essensreste, Würste. Die Stadtverwaltung hat jetzt im Amtsblatt dazu aufgerufen, die Gänse nicht zu füttern und keine Essensreste in die Fehla zu werfen. "Und wer sieht, dass einer die Gänse doch füttert oder wer etwas weiß darüber, wie sie vergiftet wurden, der soll sich doch bitte beim Rathaus melden", sagt Marschner. Er und die anderen Bauhof-Mitarbeiter würden ihre Gänse-Kollegen gerne bei guter Gesundheit sehen und noch lange behalten. Und die kleine Johanna auch.