Lindenhof-Schauspieler und Züricher Schauspiel-Studenten spielen gemeinsam im aktuellen Lindenhof-Sommertheater in Tübingen. Foto: Lindenhof Foto: Schwarzwälder-Bote

Kultur: Das Melchinger Theater Lindenhof inszeniert das Tübinger Sommertheater / Am Mittwoch, 19. Juli, ist Premiere

Es ist das Jahr vor der französischen Revolution. Im evangelischen Stift in Tübingen brodelt es bereits. Drei junge, hochbegabte Studenten – Hölderlin, Hegel und Schelling – träumen von einer Welt in der alle Menschen frei und gleich sind.

Buraldingen-Melchingen/Tübingen. Das Melchinger Theater Lindenhof wagt sich ab Mittwoch nächster Woche mit seinem Tübinger Sommertheater mit dem Stück "In weiter Ferne, der Mensch. Hegel Hölderlin Schelling Tübingen" an die drei Vordenker des Idealismus, die im Tübinger Stift über fünf Jahre gemeinsam auf einer Stube lebten und die später das philosophische Denken Europas verändern sollten.

Eingesperrt in das enge System der Ausbildungsanstalt Tübinger Stift, schleppen die drei Probleme junger Männer mit sich herum. Energievoll und impulsiv verleihen sie ihren Gedanken Ausdruck, fordern eine Rückkehr der Poesie ins Leben der Menschen und gehen sogar soweit, den Staat abschaffen zu wollen. Das Ensemble des Lindenhofs und Schauspieler der Zürcher Hochschule der Künste begeben sich so auf eine Zeitreise in eine Epoche voller Umbrüche und Umwälzungen.

Im Theaterstück "wollten wir dann hauptsächlich die Gedankengänge der Jugend nachvollziehen", erklärte Lindenhof-Intendant Stefan Hallmayer. Das Problem: Es gibt so gut wie keine schriftlichen Zeugnisse aus ihrer Tübinger Zeit. "Es wurde so kein historisches Stück", berichtete der Autor, der Stuttgarter Markus Bauer. Vielmehr habe sich das Ensemble gemeinsam auf die Suche nach der Vergangenheit begeben und das ganze aus heutiger Sicht erzählt. Es sei so "eine Spekulation über die damalige Zeit" geworden.

Eine große Rolle spielt auch der Ort der Inszenierung. Wie schon in den vergangenen Sommern, bekommen die Zuschauer die Möglichkeit, das Theater in einem geschichtsträchtigen Ort zu erleben: dieses Mal in der ehemaligen Güterhalle des Güterbahnhofs.

Regisseur Phillip Becker zeigte sich über die Wahl des Aufführungsortes begeistert: "Der Ort wird Teil der Inszenierung". Das Kulturdenkmal, das eine bewegte Vergangenheit als Bahnhof besitzt, aber auch als Mahnmal an geschundene Zwangsarbeiter erinnert, wird im Rahmen eines hier neu entstehenden Stadtquartiers in ein paar Jahren als Stadtarchiv genutzt werden.

Mehr als 20 Jahre war die Halle in Tübingen in Vergessenheit geraten, der Ort war in der Öffentlichkeit quasi nicht existent. Erst die Lindenhofer öffneten mit den Probearbeiten die Türen, und stießen auf überraschend viel Leben. Die Graffitis an den Wänden verdeutlichen die Suche der Jugend nach neuen Ausdrucksmöglichkeiten und passte so ins Konzept. "Das Publikum wird den Raum in seiner Gesamtheit erfahren", verspricht der Regisseur.

 Das Theater Lindehof führt "In weiter Ferne, der Mensch. Hegel Hölderlin Schelling Tübingen" insgesamt 20 Mal im Juli und August auf. Bisher sind zwei der Vorstellungen (21. Juli und 22. Juli) ausverkauft. An allen weiteren Terminen bestehen gute Chancen, noch Tickets an der Abendkasse zu erhalten.

Weitere Informationen: www.theater-lindenhof.de