Franz Xaver Ott (links) und Berthold Biesinger spielen die Hauptrollen in der Uraufführung "Die Windmüller" am Donnerstag, 19. Januar, im Theater Lindenhof. Foto: Becker Foto: Schwarzwälder-Bote

Uraufführung: Susanne Hinkelbeins Stück die "Die Windmüller" am Lindenhof-Theater

Wenn die Komponistin, Theaterautorin und ehemalige musikalische Leiterin des Landestheaters Württemberg Hohenzollern und des Schauspiels in Köln, Susanne Hinkelbein, für das Theater Lindenhof aktiv wird, dann ist Musik drin. So auch im neuesten Stück "Die Windmüller", das am Donnerstag, 19. Januar, um 20 Uhr in Melchingen Premiere hat.

Burladingen-Melchingen. Die Maschine, die die beiden Protagonisten des Stücks zum Verzweifeln bringt, wird Geräusche machen, die Hinkelbein mit dem Gesang und der Stimme Irina Osswalds mischte um verschiedene, den Text hervorhebende Sounds zu bekommen, wie die Autorin bei der Pressekonferenz am Theater Lindenhof jetzt erklärte. Ihr Stück ist vielleicht auch ein wenig Hommage an den kleinen Albort Melchingen, wo vor mehr als 20 Jahren der erste Windpark Baden-Württembergs entstand. Und es ist, wie zuvor schon die Geschichte von der Arche Konrad, die die Melchinger unter freiem Himmel aufführten, der so ambivalenten schwäbischen Befindlichkeit auf den Leib geschneidert – und doch noch viel mehr.

Absurd, komisch, tiefgründig und zuweilen auch melancholisch

Bei einer Zusammenarbeit Hinkelbeins mit dem Lindenhof wird es immer absurd, komisch, tiefgründig und gelegentlich melancholisch oder melodisch. Das begann 1999 mit dem Stück "Berta und Marta oder die Schwierigkeiten mit dem hohen g", eine Tragikomödie für die Hinkelbein beim Landeswettbewerb der Volkstheaterstücke im Jahre 2002 den ersten Preis einheimste. Es ging weiter mit "Tuten und Blasen – eine kleine Philosophie des Scheiterns" im Jahr 2001 und drei Jahre später mit der kleinen Farce "Waidmannsheil", für die es den zweiten Platz im Landeswettbewerb 2005 gab. Es folgten "Eintagsfliegen" und die schräge Inszenierung von Poliakoffs Eventkapelle, das die Melchinger immer noch im Programm haben. Auch die Achse Hinkelbein und Siegfried Bühr, der wieder Regie führt, lässt für die Zuschauer einiges erwarten.

Susanne Hinkelbein wagt sich hoch hinaus. In dem "Machtspiel in 100 Metern Höhe", wie die Theatermacher es untertiteln, geht es um zwei Schwaben, die unabhängig voneinander beauftragt werden, hoch im Norden Deutschlands eine Windkraftanlage polnischen Fabrikats zu reparieren. Sie treffen hundert Meter über dem Grund in der Gondel des Windrads aufeinander. Der eine leidet an Klaustrophobie, der andere hat Höhenangst.

Keiner von beiden ist imstande, die polnischen Anleitungen zu verstehen, geschweige denn die richtigen Hinweise ins Sprachmodul einzugeben. Sie stoßen bei ihren Reparaturversuchen auf eine Kette von Hindernissen und verfangen sich im Räderwerk der Maschinerie. Beim ultimativen Versuch, die Turbine in Gang zu setzen, wird klar: Die Windkraftanlage macht nicht aus Wind den Strom, sie macht aus Strom den Wind. Das könnte zur Persiflage aufs Mithalten in der Modernisierung, auf Arbeitsmarktverlierer beim Thema Industrie 4.0 und einer mit Augenzwinkern verpackten Kritik an immer höher geschraubte Anforderungen in der Arbeitswelt werden.

Die Tücken der Technik und die Ohnmacht der menschlichen Existenz

Für Regisseur Siegfried Buhr, geht es, wie er in der Pressekonferenz am Lindenhof sagt, um die Tücken der Technik sowie Macht und Ohnmacht der menschlichen Existenz. Hinkelbein geht sogar noch einen Schritt weiter, sieht auch politisch Hochaktuelles in dem Stoff. Es sei, so die 64-jährige Künstlerin, auch eine Parabel darauf, was passiert wenn die falschen Leute an die Macht kommen wenn die Systeme so komplex sind. Für Lindenhof-Intendant Stefan Hallmayer ist es "eine aufregende Miniatur". Die Hauptrollen spielen die beiden Lindenhof-Urgesteine Berthold Biesinger und Franz Xaver Ott, die sich für eine Feldstudie auf dem Himmelberg in eine Windrad-Gondel in schwindelerregende Höhen begaben. Und, so betonten Hinkelbein und Bühr bei der Presskonferenz, "die Maschine spielt mit." Siegfried Bühr führt nicht nur die Regie, sondern er ist auch für Bühne und Kostüme verantwortlich. Sein Sohn Finn hat die Regieassistenz, und die musikalische Leitung liegt bei Susanne Hinkelbein.

 Weitere Aufführungen sind nach der Premiere noch am Freitag, 20. Januar, Samstag, 21., Donnerstag 26., Freitag, 27., und Samstag 28. Januar, jeweils um 20 Uhr.