Fast wie in Südfrankreich: Eine ruhige Kugel wird auch in Melchingen gern geschoben. Auf dem Turnplatz treffen sich regelmäßig Boule-Spieler. Foto: Barth Foto: Schwarzwälder-Bote

Auf dem Turnplatz in Melchingen wird Boule gespielt / "Kameler" freuen sich über neue Mitspieler

Von Adelbert Barth

Burladingen-Melchingen. Wer von Melchingen in östlicher Richtung zur Burgruine wandert, kommt am Turnplatz vorbei. Manchmal ist es da ruhig. An anderen Tagen fliegen dort Eisenkugeln. Dann wird Boule gespielt, wie man es aus Südfrankreich kennt. Die Tradition ist in Melchingen aber relativ neu.

Auf dem Platz stehen mächtige alte Kastanien und Linden. Sie spenden breiten Schatten für Schaukeln und für eine Tischtennisplatte. Das ist eher was für die jüngere Generation. Aber auch für Erwachsene gibt es eine Spielmöglichkeit auf dem Platz: Eine Bahn, auf der gepflegt eine Partie Boule ausgetragen werden kann.

Der Turnplatz wurde bereits 1922 vom Turnverein gebaut. In der Chronik des Vereins ist zu lesen, "viele Mühe und Arbeit hat es uns gekostet, unseren Turnplatz in diesem Jahr fertig zu stellen. Zwei Jahre waren nötig um den Platz, den der Verein von der Gemeinde zur Verfügung gestellt bekam, auszubauen. Jedes Mitglied hat seine Kraft mehr oder weniger zur Verfügung gestellt, um diese schwere Aufgabe zu lösen".

Der Kraftakt von damals hat sich gelohnt. Bis heute haben die Melchinger einen wunderschönen Festplatz. Lange Zeit wurden dort Turnwettkämpfe abgehalten, in den 1970er- Jahren baute die Gemeinde im hinteren Teil des Platzes einen Spielplatz, der immer wieder erneuert und erweitert wurde. Der Musikverein veranstaltete dort lange Zeit Sommerfeste. Nachdem die Fasnetsgruppe der "alten Turner" ihre Fasnet-Karriere beendet hatte, wurde beschlossen, als Alternative zum anstrengenden Training noch mit Boule-Spielen anzufangen. Und so wurde eine Boulebahn auf den Turnplatz gebaut. Sie hat sogar offizielle Turniermaße, darauf ist die Gruppe stolz.

Seit einiger Zeit hat jetzt auch die Fasnetgruppe "die Kameler" die Boule-Bahn für sich entdeckt. Da sie einen "waschechten" Franzosen bei sich in der Gruppe haben, sind sie doppelt motiviert, hier eine ruhige Kugel zu schieben.

Der Sport ist vielfältig. Gespielt wird aus dem Stand oder aus der Hocke. Man kann die Kugel legen (französisch: pointer), rollen oder kullern (roulette), im halben Bogen (portée) oder im hohen Bogen (haute portée) werfen. Besonders spektakulär sieht es aus, wenn man die Kugel schießt (tirer). Wer auf diese Art einen glücklichen Schuss landet, hat schon so manches verloren geglaubte Spiel komplett gedreht.

So etwas schafft Spannung, aber egal, wie die Spiele ausgehen, sogar dann, wenn die "Kameler"-Frauen gewinnen, geht es immer lustig zu. Es wird viel gelacht, man bewegt sich an der frischen Luft und deshalb wird anschließend auch gerne mal gegrillt.

Wer Lust auf das Spiel bekommen hat – die "Kameler" freuen sich immer über neue Mitspieler. Vielleicht gibt es dann auch bald wieder ein Fest unter den großen Bäumen auf dem Turnplatz in Melchingen.