Wolfgang Grupp zeigt sich erbost. Foto: dpa

Düsseldorfer Wirtschaftskanzlei schlägt Wolfgang Grupp Insolvenz in Eigenverantwortung vor.

Burladingen - Erst im Mai dieses Jahres hatte Trigema-Chef Wolfgang Grupp in einem Interview Fehlleistungen von Managern gegeißelt, die Eigenverantwortung von Unternehmern und den Wert ehrlichen Steuerzahlens betont. Im Juli kam dann ein umstrittenes Schreiben der Düsseldorfer Wirtschaftskanzlei Buchalik und Brömmekamp bei ihm an.

Den vierseitigen Brief an den Burladinger Firmeninhaber hatte Dirk Eichelbaum aufgesetzt, Stuttgarter Filialleiter der Düsseldorfer Kanzlei. Eichelbaum schlug Grupp die Insolvenz in Eigenverantwortung vor. Sie biete "eine Vielzahl von Sondervergünstigungen". Vollmundig verspricht Eichelbaum da, es würden "für die Dauer von bis zu drei Monaten die Löhne und Gehälter aus den Mitteln des Insolvenzgeldes finanziert". Geld, das andere Firmen aufbringen müssen. Nützlich für den scheinbar Insolventen sei auch die "Nichtabführung von Umsatzsteuern, Lohnsteuer und sonstigen Steuern" zwischen dem Insolvenzantrag und der Eröffnung des Verfahrens.

Ein insolventes Unternehmen müsse ungesicherten Gläubigern ja "meist nur eine geringe Quote" ihrer Forderungen zurückbezahlen. Der Rest gelte als erlassen, was "oft zu einer massiven Stärkung des Eigenkapitals" der zahlungsunfähigen Firma führe. Verbesserungen "von mehr als 50 Prozent" seien dabei "eher die Regel als die Ausnahme", heißt es in dem Schreiben.

Dieses soll, so räumt die Kanzlei selbst ein, an rund 50 Textilhersteller in Deutschland verschickt worden sein. Grupp lehnte entrüstet ab und wandte sich mit einer Beschwerde an Innenminister Thomas Strobl (CDU). Zudem machte er den Fall öffentlich: Seine Firma hat am Mittwoch erste Berichte zu dem Vorfall online gestellt.

Der 75-jährige Grupp, Firmeninhaber in der dritten Generation, gilt in seiner Heimatstadt auf der schwäbischen Alb nicht nur als größter Gewerbesteuerzahler, sondern auch größter Spender für karitative und kommunale Zwecke. Er schrieb an Strobl: Es könne "doch nicht sein, dass diese Rechtsanwaltskanzlei Werbung für eine Eigeninsolvenz macht mit dem Hinweis, dass man die Löhne nicht mehr zahlen müsste und dass man in dieser Eigeninsolvenz sich problemlos 50 Prozent Eigenkapital anschaffen kann".  Den Inhabern der Kanzlei antwortete der Firmenchef mit einem persönlichen Schreiben. Als "Beleidigung und Affront" empfinde er ihr Angebot.

Daniel Bergner, vom Verband der Insolvenzverwalter Deutschlands (VID) äußerte sich kritisch über das Geschäftsgebaren der Düsseldorfer Anwälte. Es sei, "rechtlich möglich, jedoch ethisch-moralisch fragwürdig".