Waltraud Barth-Lafargue, Ortsvorsteherin des Burladinger Teilorts Melchingen, ist stets mit Eifer und Spaß bei der Sache. Foto: Barth Foto: Schwarzwälder-Bote

Interview: Die Ortsvorsteherin hätte sich manchmal mehr Unterstützung gewünscht

Burladingen-Melchingen. Waltraud Barth-Lafargue ist seit 20 Jahren Ortsvorsteherin in Melchingen. Im Interview schildert sie, warum ihr die Arbeit so viel Freude bereitet, wo sie Schwierigkeiten sieht, und was in der nächsten Zeit im Ort geschehen sollte.

Sie sind vor 20 Jahren zur Ortsvorsteherin gewählt worden. Wie kam es dazu?

In dieser Zeit gab es leider Überwerfungen im Ortschaftsrat und nachdem mein Vorgänger nach einem Jahr aus gesundheitlichen Gründen abdankte, wurde ich gewählt.

Sie waren die erste Ortsvorsteherin im Zollernalbkreis, wie reagierten ihre Ortsvorsteherkollegen?

Ich wurde von meinen Kollegen sehr gut aufgenommen und sie unterstützen mich.

Welches war ihr schwierigstes Projekt oder Aufgabe?

Dies war der Umbau der Festhalle und die Teilsanierung des Rathauses. Hier waren wir sehr auf uns allein gestellt und ich hätte mir damals mehr Unterstützung durch die Stadtverwaltung gewünscht. Aber auch die Sanierung der Ortsdurchfahrt war nicht einfach, hier galt es auch Grundstücksprobleme zu lösen.

Welche Aufgabe hat am meisten Spaß gemacht?

Ich denke das war auch der Umbau der Festhalle, denn man konnte hier etwas Neues schaffen und gleichzeitig war das Bürgerengagement sehr groß. Wir hatten unzählige Helfer und Fachleute die uns unterstützten. Ich fand auch unsere Teilnahme am Wettbewerb "Unser Dorf hat Zukunft" sehr interessant und es hat mir Spaß gemacht zu sehen, wie die Melchinger mit Ideen die Ortschaftsverwaltung unterstützt haben. So dass wir ein Ergebnis erreichten, auf das wir stolz sein können.

Wie hat sich Melchingen ihrer Meinung nach in den vergangenen 20 Jahren entwickelt?

Wir zeigen immer, dass wir ein engagiertes, auf die Zukunft ausgerichtetes Dorf sind. Wir stellen uns den Herausforderungen der Zukunft wie dem demographischen Wandel, Bürgerbeteiligungen und vielem mehr. Durch die Arbeitsgruppen machen wir uns viele Gedanken, wohin die Entwicklung unseres Dorfes gehen kann. Ich bin sehr stolz darauf, dass wir dies geschafft haben.

Welche Aufgaben stehen für die Zukunft an?

Ich denke, wir müssen uns dem demographischen Wandel weiter stellen und dürfen unsere Vision von einem Mehrgenerationenquartier nicht aus den Augen verlieren. Von unserem neu zu erschließenden Baugebiet erhoffe ich mir, dass viele junge Leute im Dorf bleiben und ihre Zukunft in Melchingen sehen. Eine wichtige Aufgabe für mich ist zudem, noch mehr Jugendliche und Kinder in die Entscheidungen und Entwicklungen der Gemeinde einzubauen. Weiter müssen wir bessere Anbindungen im Bereich des ÖPNVs voran treiben. Wichtig ist auch eine weitere Entwicklung des Tourismus in unserer Gemeinde Es gibt viele Punkte, die ich hier noch nennen könnte, ich arbeite gerade an einem Leitbild für Melchingen vielleicht hilft uns das noch weiter.

Wie kommt es, dass man sie nur "die Chefin" nennt?

Das muss man die fragen, die mich so nennen. Ich denke aber, dass ich nun nach 20 Jahren von den meisten durch mein Engagement anerkannt werde und sie mich deshalb so nennen. Es ist auf jeden Fall einen Ehre für mich.

Wie ist ihr Verhältnis zum Melchinger Ortschaftsrat?

Meiner Meinung nach ist die Zusammenarbeit im Ortschaftsrat sehr produktiv, engagiert und sehr gut. Mir macht es auf jeden Fall viel Freude, mich mit diesem Ortschaftsrat für die Belange unseres Dorfes einzusetzen.

Werden sie langsam amtsmüde oder macht es noch Spaß?

Bisher macht es mir noch Spaß und ich betrachte meine Arbeit wirklich als Hobby, dem ich mich sehr gerne widme. Auch wenn es mir manchmal schlaflose Nächte bereitet. Aber bisher haben wir das immer gemeinsam gut gemeistert und ich bin sehr stolz auf meine Gemeinde und die Melchinger, die meiner Meinung nach sehr offen, tolerant und engagiert sind.

Also werden es womöglich noch weitere 20 Jahre?

Das denke ich auf keinen Fall, bis dahin wäre ich ja 78 und man sollte auch mal junge Leute mit neuen und anderen Ideen ran lassen.

  Die Fragen stellte Adelbert Barth.