Leyla Bilge sieht muslimische Männer ausgesprochen kritisch. Foto: Stopper Foto: Schwarzwälder-Bote

Wahlkampf: AfD-Veranstaltung in Burladingen mäßig besucht / Flüchtlinge sind das Hauptthema

Die AfD habe mehr zu bieten als eine klare Einstellung zum Flüchtlingsthema, versprach Moderator Martin Rottweiler am Freitagabend in der Burladinger Stadthalle. Den Beweis dafür blieb der Abend jedoch schuldig.

Burladingen. Wer aus der Panoramascheibe der Stadthalle nach draußen schaute, sah einen wunderbar idyllischen Sonnenuntergang über dem Killertal, wer den Redebeiträgen im Saal lauschte, erlebte wütend gehaltene Reden über die katastrophale Lage, in der sich Deutschland derzeit befinde.

Etwa 20 Beamte von Polizeiwachen bis aus Horb waren vor Ort, um mögliche Konfrontationen mit Gegendemonstranten in Schach zu halten. Zumindest bis 21 Uhr aber blieb alles ruhig.

Was die Besucherzahlen angeht vielleicht zu ruhig aus Sicht der Stuttgarter Landtags-AfD-Fraktion, die formal Organisator dieses "Informationsabends" war. Nur etwa 100 Gäste, die meisten Männer, kamen, darunter auch Bürgermeister Harry Ebert, der sich vor Veranstaltungsbeginn mit einigen AfD-Politikern bestens unterhielt.

Dass der Abend dann eben doch dem Bundestagswahlkampf gewidmet war, zeigten dann aber die Redebeiträge. Der AfD-Landtagsabgeordnete Hans Peter Stauch blieb noch vergleichsweise moderat, war aber auch bald beim Thema "unkontrollierte Einwanderung" und der Terrorgefahr, die er Angela Merkel anlastete. Immerhin: Mit der Forderung nach Volksentscheiden setzte er noch ein alternatives Thema.

Dubravko Mandic, AfD-Kandidat im Wahlkreis Tübingten-Hechingen, begrüßte die Gäste als "Deutsche" und schilderte dann seine Wut über "Migrantenghettos" und "Parallelgesellschaften".

Deutschland werde "überschwemmt mit fremden Völkern", Frauen als Folge davon täglich "geschändet". Die friedliche Revolution in Ostdeutschland trotz Stasi nahm er als Ermunterung, dass ein Systemwechsel auch im aktuellen Deutschland möglich sei.

Der Beifall war bis dahin höflich bis gut, aber erst als Gastrednerin Leyla Bilge ihren Auftritt hatte, gerieten die Zuhörer in Wallung. Vollverschleiert nach arabischem Vorbild, betrat sie die Bühne, wechselte dann aber schnell ins schwarz-rot-goldene Kostüm. Als Kind kurdischer Eltern nach Deutschland gekommen, hat sie vor einigen Jahren bei privat organisierten Hilfsaktionen in Syrien und Irak furchtbares Leid gesehen. Ihre Folgerung: Auch die in Deutschland lebenden muslimischen Männer sind ihr absolutes Feindbild. Diese Männer machten unter den Flüchtlingen 90 Prozent aus, so ihre Berechnung, Frauen und Kinderrechte seien damit in Deutschland in Gefahr.

Kinderehen von unter 14-jährigen Mädchen und Mehrfachehen würden vom deutschen Staat geduldet, ist sie überzeugt, die Scharia sei damit längst in Deutschland angekommen.